Atzgersdorfer Zentral Kino

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Kino
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1909
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 17. Mai 1976
Benannt nach
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  66901
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Kino
RessourceUrsprüngliche Ressource 
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 9.10.2024 durch WIEN1.lanm08uns
  • 23., Levasseurgasse 4A

Frühere Adressierung

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.

Die Karte wird geladen …

48° 8' 48.38" N, 16° 17' 43.97" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Das Atzgersdorfer Zentral Kino (23., Bahnstraße 4a = Levasseurgasse) wurde 1909 errichtet und hatte einen Fassungsraum von 420 Sitzplätzen. Das Atzgersdorfer Zentral Kino zählte von den ehemals sieben Kinos, die es in Wien-Liesing vor dem Zweiten Weltkrieg gab, zu den ältesten bestehenden Kinos des Bezirks. 1976 wurde es als letztes Kino dieses Bezirks geschlossen.

Gebäude

Das Gebäude, in dem sich das Kino befand, war ein sogenannter „Zweckbau“, das Kino selbst wurde im Hof des Gebäudes eingebaut. Durch einen zwei Meter breiten Eingang gelangte man in den 16 mal 3 Meter großen Warteraum des Kinos. Der in den Plänen als „Theaterraum“ bezeichnete Kinosaal war 28 mal 9 Meter groß und mit Klappstühlen ausgestattet, wobei der Zuschauerraum vorne breiter war und ab der Mitte des Raumes schmäler wurde, der Vorführraum war 3 mal 4 Meter groß.

NS-Zeit

Während der NS-Zeitwurde das Kino vom „gelernten Schlosser“ Franz Konrad und Josef Zieger geleitet. Konrad war bereits seit 1935 Besitzer des Kinos. Zieger, der ebenfalls Besitzer des Apollo Kinos in Hainburg war, erwarb am 1. September 1937 50 Prozent des nun als „Zentral Tonkino Atzgersdorf“ geführten Betriebs. Konrad, der sowohl durch einen Gesellschaftsvertrag zwischen den beiden Eigentümern wie auch behördlich als Geschäftsführer fungierte, behielt den verbleibenden Anteil. Seine Tochter arbeitete als Kassiererin im Kino. Vorführer war nachweisbar bis 1944 der „Lederzurichter-Gehilfe“ Anton Bumba.

Konrad führte das Kino in den folgenden Jahren sehr zur Unzufriedenheit der Reichsfilmkammer, die sich in mehreren Schreiben über die Geschäftsführung des Betriebs beschwerte und zumindest zeitweise überlegte, Konrad die Kinoleitung zu entziehen. So wurde bei einer Kontrolle des Kinos am 9. Mai 1939 festgestellt, dass Franz Konrad allein seit dem 1. Februar 1939 57 Sitzplätze ohne behördliche Genehmigung aufgestellt hatte, womit der Fassungsraum des Kinos von 373 auf 430 Sitzplätze erhöht worden war.

Im Jänner 1944 wurde eine 1,30 Meter lange, raumhohe Kunststoffplatte in der Mitte des Saales errichtet, die im zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr beheizbaren Kino die durch die Tür einströmende Kaltluft zu den Bildwerfern und den Projektions- und Schauöffnungen verhindern sollte.

In einem Kontrollbericht aus dem August 1944 wurde die Beleuchtung des Theaters als mangelhaft beschrieben, da nur „Soffittenluster“ als Deckenbeleuchtung dienten. Doch da das Kino bereits durch Bombenschäden teilweise zerstört war, gab es keine andere Möglichkeit der Beleuchtung, wie Konrad argumentierte. So wurden auch die Tonqualität, Bildausleuchtung sowie der Zustand der Klappstühle als nur noch „mittelmäßig“ beschrieben; Kabine und Apparate wurden als „verschmutzt“ bezeichnet, und am linken Tongerät war die linke Zahntrommel völlig abgenutzt. Schließlich wurde auch die Entlüftung als „vollkommen ungenügend“ beschrieben und empfohlen, Holzkufen und Samtschlitten anzuschaffen, da „gute Filme vorgeführt werden“.

Am 28. Dezember 1944 ersuchte Konrad bei der Reichsfilmkammer um die Freistellung von Appellen und Volkssturmübungen, um das Kino weiterführen zu können.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs war das Kino kaum noch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen: Wie aus einem „Fahrtbericht“ ersichtlich wird, musste man die Straßenbahn bis zur Philadelphiabrücke nehmen, von hier mit dem Autobus oder einer Straßenbahn bis zur Maurer Endstation fahren und von dort weitere 35 Minuten Fußmarsch zurücklegen.

Nachkriegszeit

Letzter Inhaber und Konzessionär des Atzgersdorfer Zentral Kinos war Jakob Anton Zieger-Käferle, der den Betrieb bis zu dessen Schließung im Jahr 1976 führte. Am 17. Mai 1976 wurde es als letztes Kino des Bezirks geschlossen – mit Ausnahme der Rodauner Lichtspiele hatten alle anderen Liesinger Kinos bereits in den ersten Jahren des Wiener Kinosterbens ihren Betrieb eingestellt.

Quellen

Weblinks