48° 12' 41.88" N, 16° 21' 56.44" E zur Karte im Wien Kulturgut
An der Stelle des Austriabrunnens stand 1304-1648 die von Jakob Chrut gestiftete Philipp- und Jakob-Kapelle. Nach der Ersten Türkenbelagerung 1529 verlor sie ihre kirchliche Bestimmung und diente als Pulvermagazin, das aber 1648 abgerissen wurde.
Der Platz trat erst 1843 wieder in das Interesse der Öffentlichkeit, als der Magistrat sich an den Hofbaurat Paul Sprenger, den Vorsitzenden des Hofbauamtes mit einem Ersuchen der Ausarbeitung eines Entwurfes für den Austriabrunnen wandte. Sprenger kontaktierte den Architekten Eduard van der Nüll, der zwei Skizzen entwarf. Die Skizzen wurden abgelehnt, da der Magistrat unterdessen dem Bildhauer Ludwig von Schwanthaler den Auftrag für den Entwurf erteilte, der den Vertrag am 12. Mai 1844 unterschrieb. Am 27. Juli 1846 standen die Figuren zum Guss bereit, der Bronzeguss wurde von der königlich-bayrischen Erzgießerei unter Ferdinand Miller in München durchgeführt. Die Enthüllung erfolgte am 16. Oktober 1846. Die Wiener Bürgerschaft hatte den Auftrag für den Brunnen zu Ehren Ferdinands I. erteilt. Schwanthaler erhielt für seine Leistung die Salvatormedaille und wurde am 3. November 1847 zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt. Anlässlich der Eröffnung prägte ein Wiener Medailleur auch eine Gedenkmedaille, im Avers das Bild des Kaisers und im Revers die Ansicht des Austriabrunnens.
Um die von München nach Wien gebrachte Figur rankte sich eine Erzählung, wonach in ihrem hohlen Inneren Zigarren versteckt gewesen sein sollen, um diese auf unverfängliche Art nach Wien zu schmuggeln. Das Denkmal sei jedoch so rasch aufgestellt worden, dass der Schmuggler keine Gelegenheit mehr gefunden habe, sie wieder aus der Figur zu entfernen. Bei einer Restaurierung (1985?) erwies sich die Überlieferung als falsch.
Über einem vierpassförmigen Becken aus Mauthausener Granit (von Steinmetz Franz Prantner) befinden sich, um eine von Eichen umrankte Säule gereiht, allegorische Figuren (aus Erzguss) der vier Hauptflüsse der damaligen Monarchie (Donau, Po, Elbe, Weichsel). Darüber steht das vier Meter hohe Standbild der Austria mit sternenbesetzem Mantel, Mauerkrone, Lanze und Schild, für die Goethes Enkelin Alma († 1844) als Modell gedient haben soll. Die aufrechte Stellung der Figuren war eine Neuheit, da Flussgötter bis dahin immer liegend dargestellt wurden. Ihre Gruppierung entspricht dem Aufbau des Tafelaufsatzes für den bayerischen Kronprinzen Maximilian II. (1842-1844). Jede der Flussfiguren trägt ein Ruder in der Hand, die Schiffbarkeit symbolisierend.
Die Inschrift am Rand der Säulenplatte lautet:
UNTER DER REGIERUNG
KAISER FERDINANDS I.
VON WIENER BÜRGERN
ERRICHTET MDCCCXLVI.
Quellen
- Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zum Austriabrunnen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Akten - Kleine Bestände: Besondere Projekte, A33.2.5
Literatur
- Anselm Weißenhofer: Der Austriabrunnen und die Lage der zeitgenössischen Plastik in Wien. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien, 14 (1959), S. 81 ff.
- Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 456 f.
- Die Bildhauerfamilie Schwanthaler (Katalog 1974), S. 305 ff.
- Hertha Wohlrab: Die Freyung. Wien [u.a.]: Zsolnay 1971 (Wiener Geschichtsbücher, 6), S. 75 ff.
- Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 46
- Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 69
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 1. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 163 f.
- Ruth Koblizek, Nicole Süssenbek, Die Trinkwasserversorgung der Stadt Wien von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, Teil 3 (ungedruckte Dissertation Wien). Wien. 1999/2000, S. 468-471