Brunnen (3, Belvedere)
48° 11' 25.55" N, 16° 22' 52.08" E zur Karte im Wien Kulturgut
Brunnen (3, Belvedere), zahlreiche Zierbrunnen im Schlosspark.
Das Gebiet des heutigen Belvedere war vor dem Jahr 1693 eine von der Zweiten Türkenbelagerung (1683) verwüstete sowie von Weingärten und Ziegelhütten übersäte Gegend. Der kaiserliche Hofarchitekt Johann Bernhard Fischer von Erlach erhielt 1693 den Auftrag für den Entwurf des Belvedere, doch aufgrund seiner häufigen Abstinenzen geriet der Bau ins Stocken. Erst 1720 konnte der Ausbau des Oberen Belvedere nach Fischers Entwürfen durch Johann Lukas Hildebrandt forciert und zu Ende geführt werden. Der Gärtner Anton Zinner schuf die Gartengestaltung.
Das überdimensional große Bassin im Hofraum war zunächst für kleine Lustfahrten vorgesehen, wofür stets mehrere Gondeln vorrätig waren. Später diente es als Fischteich und im Winter als Eislaufbahn. Der frühere schlichte, schwarzgelb gestrichene Umfassungsbalken des Beckens wurde durch eine zierliche Drahteinzäunung ersetzt.
Die Brunnen aus dem 18. Jahrhundert sind nur teilweise identisch mit jenen heute im Belvedere befindlichen. Im November 1944 und im Februar 1945 wurden der Park und beide Schlösser (Oberes und Unteres Belvedere durch Bombenangriffe schwer beschädigt, die Brunnen sowie beide Schlösser jedoch in den folgenden Jahren restauriert.
Die ursprüngliche Planung sah drei Terrassen vor, wobei jedoch nur zwei realisiert wurden. Die Aussicht vom Oberen Belvedere gewährt eine bei Einheimischen und Touristen beliebte Aussicht auf das Untere Belvedere und die Stadt (Canaletto-Blick, der Blick vom Unteren Belvedere offenbart die Harmonie der Brunnen in der Parkanlage.
Vor der Gartenfassade des Unteren Schlosses verkörpern die beiden Fontänen mit Meerjungfrauen das Element des Wassers, diese Brunnen sind in ihrer Form bis heute erhalten geblieben. Im Unteren Belvedere gab es früher noch zwei andere Brunnenanlagen, die Salomon Kleiner "Fontaine des Plutonis und der Proserpinae" und "Fontaine des Neptuni und der Thetis" bezeichnete; diese zwei Brunnengruppen symbolisieren das Werden und Vergehen in der Natur und die Fruchtbarkeit der Erde". Proserpina (Persephone) wurde von Pluto, dem Herrscher der Unterwelt entführt und verlebte nach dem Urteilsspruch des Jupiters ein halbes Jahr in der Unterwelt und ein halbes Jahr auf der Erde. Man sah Proserpina auf dem Wagen des Pluto von ihm gehalten, sodass sie nicht fliehen konnte. Mit zwei geflügelten Pferden fuhr der Muschelwagen mit der Entführten hinweg. Vor Proserpina hielt eine Nereide die Hände gegen den Himmel und flehte gleichsam mit der Entführten um Hilfe und Einsehen der Götter.
Der obere Teil des Gartens wurde vom unteren Teil durch eine Kaskade (Wasserfall) getrennt. Erhalten blieben zwei Fontänen: "Herkules und Antäus" und "Apollo und Marsyas". Vom oberen Bassin strömt das Wasser fünf Stufen herab. Mit dem Blick zum Oberen Schloss sieht man in einem Brunnenensemble den Kampf Herkules mit dem Flussgott Acheloos, der sich bekanntlich in verschiedene Gestalten verwandeln konnte. Das zweite Brunnenensemble zeigt den Kampf von Herkules mit dem Drachen. Auf der rechten Seite sieht man Apollo mit einem Greifen, der in einer Klaue eine Schlange hält. Eine weitere Szene befasst sich mit dem Kampf gegen den Pythondrachen. Das Gesamtbild des Brunnenensembles wird durch spielende Putti und Nereiden in perfekter Harmonie abgeschlossen.
Literatur
- Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 476 f.
- Ruth Koblizek, Nicole Süssenbek, Die Trinkwasserversorgung der Stadt Wien von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, Teil 3 (ungedruckte Dissertation Wien). Wien. 1999/2000, S. 441-444