48° 12' 15.29" N, 16° 22' 9.85" E zur Karte im Wien Kulturgut
Café Mozart (1, Albertinaplatz 2)
Das Lokal als Café Katzmayer
Schon 1794 eröffnete Georg Pöhlein ein Kaffeehaus, das in dem 1783-1790 zum Bürgerspitalzinshaus umgewandelten alten Gebäudekomplex des Bürgerspitals untergebracht war. 1821 kam es in den Besitz eines Herrn Bäumel, 1825 in den von Simon Corra. Das Café Corra zählte nach der Renovierung im Jahr 1836 zu den vornehmsten Kaffeehäusern Wiens und wurde von Zeitgenossen gepriesen. Um 1840 wechselte es den Besitzer und wurde damit in Café Katzmayer umbenannt. Dadurch gelangte es zu großer Bedeutung unter den Wiener Kaffeehäusern. Schon zu Beginn der Neueröffnung galt es als Sammelstelle der Literaten und Künstler. 1846 wurde es durch den Architekten Martinetti völlig umgestaltet, wobei an Marmor, Mahagoni und Tapezierung mit rotem und grünem Samt nicht gespart wurde. Ein Zeitgenosse schrieb nach einem Besuch des Cafés Katzmayer folgendes über das dort verkehrende Publikum: "Es trafen dort fast täglich an literarischen und artistischen Persönlichkeiten zusammen: der witzige und sybaristische Bäuerle, Redakteur der Theaterzeitung; der 'gspassige Greis Castelli, dessen niederösterreichische Gesichte so sehr beliebt waren; Deinhardstein, der damals als k.k. Hofburgtheaterdirektor, seinen Humor zu zügeln, eine Verpflichtung hatte; der zu jener Zeit noch lustige Lustspieldirektor Bauernfeld; die Lyriker Seidl und Dräxler-Manfred [...]"[1] und viele andere künstlerische Größen. Das Café stand in der Zeit Metternichs unter besonderer Aufsicht der Polizei und es war durchaus üblich, dass die politischen Gespräche der Literaten und Künstler hin und wieder von Spitzeln belauscht wurden. Mit dem Abbruch des Bürgerspitals verschwand das Café Katzmayer, das wohl aber schon früher seine Bedeutung verloren hatte.
Das Lokal als Café Mozart
Nach dem Abbruch des Bürgerspitalzinshauses im Jahr 1882 wurde im Neubau bald wieder ein Kaffeehaus gegründet. In den 1920er Jahren zählten Philharmoniker, Sänger und Angehörige des Opernballetts zu den Stammgästen. Als das Lokal 1929 an den Cafétier Hornik kam, wurde es in Café Mozart umbenannt (unter Bezugnahme auf das 1896 davor enthüllte Mozartdenkmal Viktor Tilgners (heute im Burggarten). Das Café galt nun als "jüdisches" Pendant zum Café Sacher. Nach dem "Anschluss" wollte der jüdische Besitzer Oskar Hornik (gemeinsam mit der Familie Kessler) nicht verkaufen, wurde daraufhin im April 1938 von einer Gruppe von SA- und SS-Männern zusammengeschlagen und genötigt zu einem deutlich unter dem Wert liegenden Preis an Fritz Quester, einem Familienfreund der Miteigentümer und einen der Schläger, den SA-Mann Friedrich Kornherr, zu verkaufen. Letzterer schied gegen eine Abschlagzahlung bald wieder aus. Die Rückstellung wurde 1948 verfügt endete aber letztlich mit einem Vergleich zwischen Quester und der einzigen überlebenden Erbin der Vorbesitzer.[2]
Neubeginn
Der Wiederbeginn nach dem Zweiten Weltkrieg war schwierig. Das Café entwickelte sich zu einem Stützpunkt für Valutenschieber.[3] Graham Greene († 1991) schrieb in seinen Memoiren, dass er mit dem in seinem Roman "Der dritte Mann" genannten Café "Old Vienna" das Café Mozart gemeint habe (Greene wohnte bei seinem ersten Wienbesuch 1947 im benachbarten Hotel Sacher). Die Filmaufnahmen wurden auf der Terrasse des Cafés gedreht. Anton Karas widmete dem Kaffeehaus den "Café-Mozart-Walzer". Seit 1985 ist das Café in Besitz des japanischen Kaufhauskonzerns Mitsukoshi und wurde von Rudolf Schneider-Manns-Au im Stil eines Nobelcafés renoviert. Dieser Architekt will in dieser Art typische Wiener Kaffeehäuser in allen großen Städten Japans errichten. Auf Grund seiner Lage und Ausstattung zählt es zu den von Touristen meistfrequentierten Kaffeehäusern Wiens.
1993 übernahm schließlich die Familie Querfeld das Kaffeehaus, renovierte und neubelebte es im Stil der Wiener Kaffeehaustradition.[4]
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt.119, A25.692, Café Mozart
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt.119, A25.2447, Café-Restaurant Mozart
Literatur
- Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 189-191
- Thomas Martinek: Kaffeehäuser in Wien. Ein Führer durch die Wiener Kaffeehäuser. Wien 1990, S. 76 f.
- Berthold Unfried: "Arisierung" und Restitution Wiener Cafés. In: Ulrike Felber [u.a.]: Ökonomie der Arisierung. Teil 2: Wirtschaftssektoren, Branchen, Falldarstellungen. Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich Bd. 10/2. Wien-München Oldenbourg 2004, S. 869-889.
- Hans Veigl: Wiener Kaffeehausführer. Wien: Kremayr & Scheriau 1989, S. 69 ff.
Links:
http://www.cafe-mozart.at/damals-und-heute/historisches-zum-cafe-mozart.html
Einzelnachweise
- ↑ Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 190
- ↑ Berthold Unfried: "Arisierung" und Restitution Wiener Cafés. In: Ulrike Felber [u.a.]: Ökonomie der Arisierung. Teil 2: Wirtschaftssektoren, Branchen, Falldarstellungen. Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich Bd. 10/2. Wien-München: Oldenbourg Verlag 2004, S. 870-873.
- ↑ Unfried, "Arisierung", S. 872.
- ↑ http://www.cafe-mozart.at/damals-und-heute/historisches-zum-cafe-mozart.html