E. Prager Verlag
48° 12' 39.95" N, 16° 22' 51.44" E zur Karte im Wien Kulturgut
Im Mai 1931 suchte der aus Budapest stammende Buchhändler Emmerich Prager um Verleihung einer Konzession zum Betrieb eines Versand- und Verlagsbuchhandels am Standort Wien-Brigittenau, Stromstraße 82 an. Er war zuvor in Pressburg/Bratislava in einer Buchhandlung tätig gewesen und 1923 nach Wien gekommen. Der erst nach Berufung des Firmengründers bewilligte Verlag wurde handelsgerichtlich nicht protokolliert.
Im gleichen Jahr nahm Prager die Verlagsproduktion auf. Das Büro des Verlags befand sich 1933 zunächst in Wien-Innere Stadt, Hohenstaufengasse 15, übersiedelte Mai 1935 in die Dominikanerbastei 24 und schließlich in die Biberstraße 17, wobei die häufigen Verlegungen der schlechten finanziellen Situation des Verlags geschuldet waren. Das Hauptgeschäft des Betriebs bestand in der Auslieferung von Bestellungen beim Verlag seines Bruders Eugen Prager in Pressburg/Bratislava, während sich die eigene Verlagstätigkeit auf höchstens ein bis zwei Bücher mit geringen Auflagen pro Jahr beschränkte. Da der Verlag als "jüdisch" galt, fiel sein Ende spätestens mit dem "Anschluss" zusammen.
Die wenigen verlegten Titel widmeten sich der Zeit- und Sozialkritik mit Schwergewicht auf Werken nicht deutschsprachiger Autoren der Gegenwart. Es sprechen viele Anzeichen dafür, daß die Verlagswerke vor allem in sozialdemokratischen Kreisen rezipiert wurden. Im Juli 1931 initiierte der Verlag die Serie "Das Gesicht der Zeit", in der insgesamt zwölf Publikationen erschienen, darunter Werke von Else Feldmann, Hans Berko, Michael Soschtschenko, Otto Bernhard Wendler, Andreas Szilágyi, Paul Kéri oder Jurij Janowksy. Der 1933 angekündigte Titel "Neue Programme" von Karl Kautsky wurde in Österreich verboten. Die letzte Veröffentlichung des E. Prager Verlags war 1934 Kurt Stecherts erstes Buch "Palästina-Bericht eines Nicht-Juden".