Ellerbachsches Haus
Ellerbachsches Haus; 1, Graben 17; (Konskriptionsnummern Stadt 1145 + Zuhaus Stadt 1143)
Hier stand ursprünglich das Ellerbachsche Haus. Das Hauptgebäude erstreckte sich über die heutigen Parzellen Graben 17 (Konskriptionsnummer 1145) und Graben 18, Kohlmarkt 1 (Konskriptionsnummer 1146), ein "Zuhaus" (Zubau) entsprach der Parzelle Habsburgergasse 4 (Konskriptionsnummer 1143).
Der gesamte Komplex, der auf zwei Seiten an das Brothaus (Graben 16, Habsburgergasse 2; Konskriptionsnummer 1144) stieß und im Hofquartierbuch von 1566 unter der Nummer 45 aufscheint, gehörte um 1350 Marchart an dem Graben, 1367 jedoch bereits Purkhart von Ellerbach. Von ihm bekam das Gebäude auch seinen Namen (die Rittern von Ellerbach, gingen als tüchtige und ihren Dienstherren treu ergebene Kriegsmänner in die Geschichte ein).
Die Herren von Ellerbach waren seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Westungarn (heute Burgenland) ansässig, ihr Hauptsitz war Eberau (ungarisches Monyorókerék). Während der politischen Wirren des 15. Jahrhunderts waren sie zeitweise mit Friedrich III., später mit Albrecht VI. verbündet. Als Besitzer des Komplexes am Graben sind 1371 und 1377 die "Herren" von Ellerbach, 1400 und 1401 Berthold von Ellerbach bezeugt. Purkhart von Ellerbach der Jüngere vererbte den Besitz 1445 seinem Sohn Berthold dem Jüngeren, dessen kinderlose Söhne Johannes und Stefan 1496 ihre ungarischen Güter an den Erzbischof von Gran, Thomas Bakócz, verkauften. In einem vor dem Niederösterreichischen Landmarschall Kaspar von Volkensdorf (1515-1522) geführten Prozess verlor Johannes von Ellerbach Haus und Zuhaus am Graben an Jörg Matseber, der sie an Anton Conzin verkaufte, von dessen Kindern erwarb sie 1520 Dr. med. Wilhelm Puelinger. An einen der späteren Besitznachfolger Hanns Gösl (dieser hatte 1536 das Haus inne, † 1562) erinnert das Grabdenkmal an der Außenwand der Stephanskirche (Westseite) das heute noch zu sehen ist. Um 1570 wurde der Komplex geteilt. In diesem Haus wohnte von Ende August 1781 bis 23. Juli 1782 Wolfgang Amadeus Mozart.
1903 erwarb das Haus Stephan Auspitz Edler von Artenegg, unter dem 1904 das gegenwärtige Gebäude aufgeführt wurde.
Die Vermutung Schlagers, dass auch der allseits freistehende, 1840 demolierte Häuserkomplex und die heutigen Parzellen 18, 19, 20 und 21 (Konskriptionsnummer 569 und 570) den Herren von Ellerbach gehört habe, trifft nicht zu.
Von 1907 bis 1914 befand sich in diesem Gebäude das Grabenkino.
Literatur
- Felix Czeike: Der Graben. Wien [u.a.]: Zsolnay 1972 (Wiener Geschichtsbücher, 10), S. 77 ff.
- August Ernst: Geschichte des Burgenlandes (1987), S. 63, 95 f., 136
- Albert Camesina: Urkundliche Beiträge zur Geschichte Wiens im 16. Jahrhundert. 1881
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 1. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 80-82
- J. E. Schlager: Wiener-Skizzen aus dem Mittelalter Neue Folge 2. S. 332 ff. (nicht zutreffende Angaben)