Erwin Lanc
Erwin Lanc, * 17. Mai 1930 Wien, Angestellter, Politiker.
Biografie
Erwin Lanc nahm nach der Matura an einem Wiener Realgymnasium (1948) ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, das er jedoch nicht abschloss. Von 1949 bis 1955 war er als Vertragsbediensteter im Bundesministerium für soziale Verwaltung tätig und arbeitete dann als Bundessekretär des österreichischen Jugendherbergsverbandes. 1959 kam er zur Zentralsparkasse der Gemeinde Wien, in der er zum Geschäftsführer des Informationszentrums für kommunale Finanzierung (IKF) bestellt wurde. In dieser Stellung, in der ihm die Beratung österreichischer Gemeinden in allen Finanzierungsfragen oblag, gewann er einen breiten Überblick über die finanzielle Lage der Gemeinden.
Bereits im Alter von 16 Jahren begann das Engagement von Lanc in der Sozialistischen Partei Österreichs (SPÖ). In Zusammenarbeit mit Edgar Schranz machte er sich um den Aufbau des Verbandes sozialistischer Mittelschüler verdient, in weiterer Folge wurde er in der Bezirksorganisation Margareten der SPÖ aktiv, deren Vorsitzender er ab 1966 war.
Im Dezember 1960 wurde der Angestellte Mitglied des Wiener Gemeinderates und Abgeordneter zum Wiener Landtag, dem er bis März 1966 angehörte. Ab diesem Datum fungierte Lanc als Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat, in dem er bald als profilierter Wirtschafts- und Währungspolitiker galt. Er wirkte unter anderem als Vorsitzender des Ausschusses für wirtschaftliche Integration und gehörte jener Delegation an, die 1971 in Brüssel Verträge Österreichs mit den Europäischen Gemeinschaften verhandelte. Weiters wirkte er im außenpolitischen, später im Finanz- und Budgetausschuss des Nationalrats.
Im Herbst 1973 wurde Erwin Lanc von Bruno Kreisky als Bundesminister für Verkehr in die Bundesregierung berufen. Im Zuge der Regierungsumbildung im Juni 1977 wechselte er auf die Position des Bundesministers für Inneres. Von Mai 1983 bis September 1984 leitete er das Bundesministerium für Auswärtige Angelegenheiten in Nachfolge von Willibald Pahr. 1984 besuchte er in dieser Eigenschaft fünf arabische Staaten am Persischen Golf, begleitete Bundespräsident Rudolf Kirchschläger auf einem Besuch in den USA und weilte in der Tschechoslowakei und im Iran.
Nach seiner Ablösung durch Leopold Gratz kehrte Erwin Lanc wieder in die Zentralsparkasse zurück. Er war zu dieser Zeit Kandidat für die Funktion des Wiener Bürgermeisters, musste aber Helmut Zilk den Vortritt lassen. Er engagierte sich weiter in der internationalen Politik für Frieden und Dialog, insbesondere als Präsident des International Institute for Peace in den Jahren 1989 bis 2008.
Darüber hinaus galt Lancs Interesse immer dem Sport. Selbst aktiver Handballspieler, fungierte er unter anderem als langjähriger Präsident des Österreichischen Handball- und Faustballbundes (1977–1993), als Vizepräsident der Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich (ASKÖ), aber auch als Funktionär des Wiener Arbeiter Turn- und Sportvereins (WAT) Margareten.
Der Politiker erhielt hohe Auszeichnungen der Republik Österreich wie auch der Stadt Wien.
Literatur
- "Rotes Urgestein" Erwin Lanc wird 80. In: Die Presse online, 17.05.2010 [Stand: 11.04.2024]
- Großes Goldenes Ehrenzeichen für Erwin Lanc. In: Rathauskorrespondenz, 27.02.2001
Erwin Lanc im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.