Floridsdorf (Bezirkswappen)
Der Heraldiker Hugo Gerard Ströhl entwarf die Wiener Bezirkswappen 1903/1904 im Auftrag der Stadt Wien als Schmuck der Versorgungsheimkirche. Da Floridsdorf zu dieser Zeit noch selbstständig war und erst per 28. Dezember 1904 eingemeindet wurde, konzipierte er dessen Bezirkswappen wohl bald danach. Die Wappenfelder gehen auf Siegelbilder und Symbole der ehemaligen Gemeinden und Bezirksteile zurück.
Inhaltliche Beschreibung
Wappen fünfgeteilt, belegt mit einem Herzschild. Die sechs Felder vereinigen die Wappen der ehemaligen Vororte oder ehemals selbständigen Ortgemeinden Leopoldau, Stammersdorf, Jedlesee, Strebersdorf, Großjedlersdorf und Florisdorf.
Leopoldau
Vor blauem Hintergrund hält ein rechter, aus der rechten Schildseite hervorbrechender Arm mit braunem Ärmel einen Strauß mit fünf goldenen Ähren. Sie weisen auf die in Leopoldau betriebene Landwirtschaft hin.
Stammersdorf
Redendes Wappen. Vor silbernem Hintergrund stehen auf einer grünen Wiese vier Bäume nebeneinander. Ein Laub- und drei Nadelbäume reichen bis zum oberen Rand des Wappens. Die mächtigen Baumstämme sind auf Grund einer etymologischen Fehldeutung des Ortsnamens als redende Wappenfiguren zum Einsatz gekommen. Erstmals 1177/85 belegt, stammt der Ortsname "Stueumarstorf" beziehungsweise "Stevmarisdorf" vom slawischen Personennamen "Stojmir".
Jedlesee
Vor silbernem Hintergrund ist die Jungfrau Maria zu Loretto mit dem Jesuskind, beiden mit goldenen Kronen und einem goldenen mit Perlenschnüren verzierten Mantel umhüllt. Rechts und links von ihnen stehen die Buchstaben M (für Maria) und L (für Loretto). Maria zu Loretto ist die Patronin der Jedleseer Kirche, das Wappen eine Nachbildung der dortigen Wallfahrtsstatue.
Großjedlersdorf
Vor rotem Hintergrund liegen zwei silberne gekreuzte, zugebundene Säcke. Sie symbolisieren die Landwirtschaft, die in Großjedlersdorf betrieben wird.
Strebersdorf
Vor blauem Hintergrund ist auf einer grünen Wiese ein Turm mit zwei roten Fahnen abgebildet. Der Turm ist silbern mit einem roten Dach. Er besitzt zwei runde schwarze Fenster- und eine schwarze Toröffnung mit goldenen Toren. Die Bedeutung dieses Wappenbildes, das auf das Siegel des ehemaligen Vorortes zurückgeht, ist nicht restlos geklärt[1].
Floridsdorf
Redendes Wappen. Vor silbernem Hintergrund ist eine grüne Blumenvase. Aus der zweihenkeligen Vase ragen zwischen sich rankenden grünen Blättern drei rote Blumen mit grünen Stielen. Die Wappenfigur verweist auf den Namen des Bezirks, in dem das lateinische Wort "flos" (Blume) steckt. Die Gemeinde Floridsdorf wurde nach ihrem Gründer benannt, dem Klosterneuburger Propst Floridus Leeb (floridus = der Blühende).
Wappenkundliche Blasonierung
Geteilt und im Göpelschnitt geteilt. 1: in Blau ein aus der linken Flanke hervorbrechender Arm mit braunem Ärmel, in der Faust einen Strauß von fünf goldenen grannenlosen Ähren; 2: in Silber auf grünem Boden vier Bäume (Nadel-, Laub-, Nadel-, Nadelbaum) mit grünem Blattwerk und braunem Stamm, der linke verkleinert; 3: in Silber die Jungfrau Maria zu Loretto mit dem Jesuskind, beide golden bekrönt, das Haupt in goldenem Strahlenkranz, beide umhüllt von einem goldenen mit Perlenketten belegten Mantel, beseitet recht und links von den roten Buchstaben "M" und "L"; 4: in Rot zwei silberne schräggekreuzte Säcke; 5: in Blau auf grünem Boden ein silberner gemauerter Turm mit rotem Dach, dieses besteckt mit zwei silbernen Fahnenmasten, daran jeweils ein roter linksgewendeter Wimpel, der Turm mit zwei schwarzen Fensteröffnungen und einem schwarzen Tor mit goldenen Torflügeln; belegt mit einem Herzschild, darin in Silber eine grüne doppelhenklige Vase, daraus an grünem Stengel mit vier Blättern eine Blume mit drei roten, golden bebutzten Blüten.
Entwicklung des Wappens
Hugo Gerard Ströhl konzipierte 1903/1904 für die Versorgungsheimkirche die Wiener Bezirkswappen, als Floridsdorf noch nicht zum Wiener Gemeindegebiet gehörte. Das Floridsdorfer Bezirkswappen entstand vielleicht bald nach der Bezirksgründung Ende 1904, spätestens aber 1910, weil es in diesem Jahr erstmals publiziert wurde.[2] Der Entwurf von Ströhl für das Bezirkswappen zeigte entsprechend der damaligen Bezirkszusammensetzung über einer eingebogenen Spitze, darin Hirschstetten, geteilt und zweimal halgespalten von Leopoldau, Großjedlersdorf, Aspern, Kagran, Stadlau, belegt mit einem Herzschild, darin Floridsdorf. Die Wappenfelder von Aspern, Kagran und Stadlau sind wegen der Gebietsänderungen 1938 heute Teil des Bezirkswappens der Donaustadt. Der heilige Georg ist auf dem Floridsdorfer Wappen abweichend vom heutigen Donaustädter Wappen rechtsgewendet, ebenso der Drache, der auf braunem Boden liegt. Aus der (heraldisch) rechten Schildflanke bricht eine braune Felsenbruchkante hervor, darauf auf grünem Boden linksgewendet kniend ein Engel mit silbernen Flügeln und blauem Gewand, die Hände zu Gebet erhoben. Der Heilige Georg trägt eine silberne Rüstung, ein weißes, mit einem roten Kreuz belegtes Gewand und einen roten Mantel. Der Helm ist mit drei roten Federn besteckt. Decken und Zaumzeug des Pferdes sind rot. Das im Oktober 1985 im Auftrag des Wiener Stadt- und Landesarchivs erstellte und 1992 umgesetzte Wappen berücksichtigte die Gebietsänderungen 1938. Es orientierte sich an Ströhls Entwurf der einzelnen Wappenfelder. Es entspricht der aktuellen Fassung von 2015. Die Metalle Gold und Silber wurden hier durch Gelb und Weiß ersetzt.
Quellen
- Wien Museum, Inv.Nr. 36963/21: Fassung von Hugo Ströhl (1910)
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Akten – Reihe B: 1822: Entwürfe 1985-1988
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Adressen und grafische Blätter, A1/2: 610: Fassung 1992
Literatur
- Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910
- Manuel Swatek: Zeichen der Stadt. Beiträge zur Geschichte der Wiener Wappen und Symbole. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 76 (2020), S. 233-268
Weblinks
Wappen zum Download:
Die Bezirkswappen haben im rechtlichen Sinne nie Wappenstatus erlangt. Sie stellen Traditionsgut dar und können als solches verwendet werden.[3]
Einzelnachweise
- ↑ Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XXII.
- ↑ Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, Tafel 2a
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