Jedleseer Kirche
48° 16' 10.98" N, 16° 23' 7.64" E zur Karte im Wien Kulturgut
Jedleseer Kirche (21., Lorettoplatz; Pfarrkirche [ab 1783 Lokalkaplanei und damit selbständige Pfarre] "Maria Loretto"; bis 1834 musste der "Lokalkaplan" dennoch weiterhin Stolgebühren an die landesfürstliche Pfarre Kagran bezahlen, zu der Jedlesee gehört hatte).
Eine dem heiligen Nikolaus (Patron der Schiffbrüchigen) geweihte Kapelle am Ufer der Schwarzen Lacke wird bereits 1014 (Jedlesee) urkundlich erwähnt. In späterer Zeit (etwa 1679) entstanden, ebenfalls aufgrund frommer Stiftungen, zwei weitere (dem heiligen Sebastian und den Heiligen Drei Königen geweihte) Kapellen, von denen allerdings nichts erhalten blieb. Den Kern der heutigen Kirche bildet die von Antonia Renata Gräfin Bouquoy (der Gattin des Jedleseer Grundherrn) erbaute Lorettokapelle (1712/1713; Gelübde während der Pest), die 1779 vom Jedleseer Herrschaftsbesitzer Anton Freiherr von Störck zu einer Kirche umgestaltet (Anbau eines Langhauses an die alte Kapelle, wodurch die Kirche ihre heutige Grundform erhielt) und 1877 (unter Pfarrer Vinzenz Wenhart [1863-1893]) neuerlich vergrößert wurde (Turmanbau (Höhe 35,4 Meter] 18. Juni bis 2. September 1877, neue Glocken). Die bisherigen Kapellen, darunter auch die 1729 vom Herrschaftsbesitzer Adam Aloisius von Thalhaim gestiftete Johannes-Nepomuk-Kapelle (Seitenaltarbilder [links heiliger Peregrinus, rechts heiliger Patrizius] von Franz Anton Maulbertsch), wurden 1779 abgebrochen.
1809 erlitt die Kirche durch die französischen Soldaten schwere Schäden und konnte erst 1847 restauriert werden. 1936 wurde die Kirche, die ihren Charakter als einfache Landkirche bewahrt hat, renoviert. 1810-1812 wirkte hier Pater Joachim Haspinger, der Gefährte von Andreas Hofer (Gedenktafel äußere Kirchenmauer), als Pfarrprovisor. Kultgegenstände sind die "Schwarze Maria", eine Maria-Loretto-Statue sowie "Abwehrpatrone" (Felix gegen Kinderblattern, Veit gegen Fraisen, Franz de Paula bei Unfruchtbarkeit der Frauen, Johannes von Gott bei Kranken, Martin gegen Armut, Leopold für Notleidende, Johannes Nepomuk bei verlorenen Gegenständen und Antonius von Padua bei verlorener Ehre).
Literatur
- Hans Aurenhammer: Maulbertsch in Jedlesee. In: Mitteilungen Ostern Galerie (1973), S. 65 ff.
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 421 ff.
- Felix Czeike: XXI. Floridsdorf. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 21), S. 39 f.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 274
- Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 195, S. 101 f.
- Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien 92, S. 103 f.
- Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 293
- Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 267
- Österreichische Kunsttopographie 2, S. 490 f.
- Unser schönes Floridsdorf 3 (1969), S. 105 ff.
- Unser schönes Floridsdorf 15 (1981), S. 124
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 192
- Hans Smital: Geschichte der Großgemeinde Floridsdorf. 1903, S. 90 ff.