Donaustadt (Bezirkswappen)
Der Heraldiker Hugo Gerard Ströhl entwarf die Wiener Bezirkswappen 1903/1904 im Auftrag der Stadt Wien als Schmuck der Versorgungsheimkirche. Da der Bezirk Donaustadt erst 1946/1954 gebildet wurde, entstand dessen Bezirkswappen 1987/1992, als eine Neufassung der Bezirkswappen vorgenommen wurde. Die Wappenfelder gehen auf Siegelbilder und Symbole der ehemaligen Gemeinden und Bezirksteile zurück.
Inhaltliche Beschreibung
Wappen achtmal geteilt. Die acht Felder vereinigen die Wappen der ehemaligen Vororte und ehemals selbständigen Gemeinden Stadlau, Aspern, Süßenbrunn, Breitenlee, Kagran, Eßling, Kaisermühlen und Hirschstetten.
Stadlau
Redendes Wappen. Vor blauem Hintergrund steht auf einer grünen Wiese mit Bäumen (Au) ein hölzerner Stadel. Er hat ein Strohdach mit zwei roten Fahnen, sein Tor ist verriegelt. "Stadelowe" ist seit 1147/67 belegt und bezeichnet eine mit einem Stadel bebaute Au. In den Stadeln sammelte man früher das Zinsgetreide.
Aspern
Redendes Wappen. Vor silbernem Hintergrund steht auf einer grünen Wiese ein grüner Baum (Espe). Von der Espe leitet sich der Name Aspern ab. Erstmals urkundlich belegt ist "Asparn" 1250/60.
Süßenbrunn
Redendes Wappen. Vor blauem Hintergrund ist auf einem grauen Steinboden ein goldener Ziehbrunnen abgebildet. Er ist überdacht, an einem Seil hängt ein goldener Eimer. Die Wappenfigur ist ein Hinweis auf einen hier einst bestehenden Brunnen. Zuerst hieß die Siedlung nur Brunn. Im Spätmittelalter erhielt sie einen neuen Namen. Nach einem Grundherrn namens "Süß" oder "Siehs". bedeutet der Name "der Brunnen des Gutsherrn Süß".
Breitenlee
Vor rotem Hintergrund liegt auf einem silbernen Balken in der Mitte des Wappenschildes ein rotes Beutelbuch mit goldenen Schnallen. Dahinter ist senkrecht dazu ein goldener Krummstab abgebildet. Die Wappenfigur ist dem Wappen des Schottenstifts entnommen, das bereits 1200 die Grundherrschaft hier innehatte und das noch heute einen Gutshof und Landwirtschaft in Breitenlee betreibt.
Kagran
Vor rotem Hintergrund ist Heilige Georg als Drachentöter dargestellt. Er sitzt in goldener Rüstung samt goldenem Helm mit drei abwechselnd golden und blauen Federn auf einem silbernen Pferd mit blauer Pferdedecke und goldenem Zaumzeug. Er tötet mit einer goldenen Lanze einen auf dem Rücken liegenden grünen Drachen. Der Heilige Georg ist der Kirchenpatron der Kagraner Pfarrkirche.
Eßling
Der Wappenschild ist quer geteilt in ein rotes und ein silbernes Feld. Davor steht ein goldener Adlerflügel. Dieser ist mit einer schwarzen Schärpe belegt, auf der sich silberne Rauten befinden. Die Wappenfigur stammt aus dem Wappen der Herren von Eslarn, die hier die Grundherrschaft innehatten. 1250/60 ist "Eselaren" belegt, seit 1590 wird es "Eßling" genannt. Die Herkunft des Namens ist nicht gänzlich geklärt. Entweder er leitet sich von einem Familiennamen, den Ezelaren ab, oder von einer Siedlung, bei deren Erwerb Esel eine Rolle spielten.
Kaisermühlen
Redendes Wappen. Vor blauem Hintergrund ist eine goldene Schiffsmühle abgebildet. Der Name Kaisermühlen bezieht sich auf das Gebiet der Schiffsmühlen an der Donau und ihren Armen, die Eigentum des Kaisers waren.
Hirschstetten
Redendes Wappen. Vor rotem Hintergrund ist auf einer grünen Wiese ein goldener, springender Zehnender abgebildet. Der Hirsch ist aufgrund einer falschen etymologischen Herleitung die Symbolfigur der ehemaligen Gemeinde Hirschstetten. 1258/59 erstmals belegt, hieß das Gebiet "Hertensteten", ab 1277 als "Hetsteten" bezeichnet. Der wahre Ursprung des Namens ist unklar. Ein gewisser "Harto" könnte der Namensgeber der Siedlung sein. Ebenfalls möglich ist die Benennung nach einer Stätte des Herdes oder nach der Bezeichnung für Diesseits der Donau, "herenter".
Wappenkundliche Blasonierung
Über einem von Blau und Rot gespaltenen Schildfuß, darin rechts eine goldene Schiffsmühle, links über grünem Boden ein springender goldener Hirsch mit zehn Enden, zweimal gespalten und geteilt. 1: in Blau auf grünem Boden eine braune schrägrechts gestellte Scheune mit geschlossenem, mit Bändern beschlagenem und mit einem Riegel versperrtem Tor, mit senkrecht und waagerecht gegitterter Wand und goldenem Satteldach, darauf an goldenen Fahnenstangen zwei rote linksgewendete Wimpel, begleitet links von einem halben grünen Laubbaum am Spalt, unten von fünf kleineren grünen Laubbäumen; 2: in Silber auf grünem Boden ein Laubbaum mit braunem Stamm und grünem Blätterwerk; 3: in Blau auf silbernem Boden ein goldener Ziehbrunnen mit Walmdach; 4: in Rot ein silberner Balken, belegt mit einem goldenen linksgewendeten Krummstab, davor in Höhe des Balkens ein rotes Beutelbuch mit goldenen Beschlägen balkenweise gestellt; 5: in Rot ein grüner auf dem Rücken liegender Drache, darüber linksgewendet der heilige Georg auf einem silbernen Pferd mit blauer Decke und goldenem Zaumzeug in goldener Rüstung mit goldenem Helm, dieser besteckt mit drei abwechselnd silbern und blauen Federn, in der Rechten eine goldene gestürzte Lanze; 6: geteilt von Rot und Silber, beleg mit einem goldenen halben Flug, die Saxen nach rechts gekehrt, dieser belegt mit einem schwarzen Schrägbalken, darin fünf silberne Rauten nach der Figur.
Entwicklung des Wappens
Hugo Gerard Ströhl konzipierte 1903/1904 für die Versorgungsheimkirche die Wiener Bezirkswappen, als Donaustadt noch nicht existierte. Das Wappen wurde durch den im Mai 1987 im Auftrag des Wiener Stadt- und Landesarchivs erstellten und 1992 umgesetzten Entwurf neu geschaffen. Da da der Name des Bezirkes Donaustadt nicht wie bei allen anderen Bezirken auf einen Bezirksteil zurückgeht, sondern neu kreiert wurde, hat das Bezirkswappen auch kein Herzschild. Bei Bezirkswappen mit mehr als vier Feldern ist das Feld des namengebenden Bezirksteils als Herzschild ausgeführt. Die aktuelle Fassung von 2015 entspricht der ersten von 1987, bei der lediglich die Metalle Gold und Silber durch Gelb und Weiß ersetzt wurden. Die Bestandteile Kagran, Hirschstetten Stadlau und Aspern gehen auf einen 1910 publizierten Entwurf von Hugo Gerard Ströhl als Bestandteile des Wappens von Florisdorf zurück[1]. Der heilige Georg ist abweichend vom heutigen Bezirkswappen Donaustadt rechtsgewendet, ebenso der Drache, der auf braunem Boden liegt. Aus der (heraldisch) rechten Schildflanke bricht eine braune Felsenbruchkante hervor, darauf auf grünem Boden linksgewendet kniend ein Engel mit silbernen Flügeln und blauem Gewand, die Hände zu Gebet erhoben. Georg trägt eine silberne Rüstung, ein weißes, mit einem roten Kreuz belegtes Gewand und einen roten Mantel. Der Helm ist mit drei roten Federn besteckt. Decken und Zaumzeug des Pferdes sind rot.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Akten – Reihe B]: 1822: Entwürfe 1985-1988
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Adressen und grafische Blätter, A1/2: 610: Fassung 1992
Literatur
- Jakob Dont: Das Wiener Versorgungsheim. Eine Gedenkschrift zur Eröffnung. Wien: Verlag der Gemeinde Wien 1904
- Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910
- Manuel Swatek: Zeichen der Stadt. Beiträge zur Geschichte der Wiener Wappen und Symbole. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 76 (2020), S. 233-268
Weblinks
Wappen zum Download:
Die Bezirkswappen haben im rechtlichen Sinne nie Wappenstatus erlangt. Sie stellen Traditionsgut dar und können als solches verwendet werden.[2]
Einzelnachweise
- ↑ Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, Tafel 2b
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