Franz Janik
Franz Janik, * 23. Juni 1849 Wieden, † 19. Dezember 1924 Wien, Friseur.
Biografie
Am 19. Dezember 1924 verstarb in Wien der Friseur Franz Libor Janik. Neben Peter Ardeliano (1844–1916) galt er zu seiner Zeit als einer der bester Damenfriseure Wiens.
Franz Janik wurde am 23. Juni 1849 als unehelicher Sohn des aus Ungarn stammenden Wiener Geschäftsmanns Johann Janik und der Elisabeth Lafsa im Haus Wieden Nr. 935 geboren und tags darauf in der Paulanerkirche getauft. Seine Eltern heirateten im November 1850 in derselben Pfarrkirche und legitimierten so seine Geburt.
Nach seiner Schulzeit ging er als 11-Jähriger 1860 in die Lehre beim Wiener Friseur Gustav Holl in der Fütterergasse 1. Nachdem er einige Jahre als Friseurgehilfe gearbeitet hatte – Holl war sein Firmpate - und seine Ausbildung perfektionierte, wurde er 1870 zum Militär einberufen, diente die nächsten drei Jahre beim 10. Feldartillerie Regiment und schied als Unteroffizier aus.
1876 machte er sich mit der Modistin Leopoldine Zausel (1852–1918), mit der er seit 1872 verheiratet war, auf der Margaretenstraße selbstständig. Schon kurze Zeit darauf wechselte das Ehepaar in den 1. Bezirk in die Weihburggasse und machte sich dort einen Namen. 1886 wurde Franz Janik eingetragener Wiener Bürger.
Als kommunikationsfreudiger Damenfriseur nahm er neben seiner normalen Tätigkeit an allen öffentlichen Preisfrisieren der Wiener Friseur-Genossenschaft teil und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Er wurde mehrfach "Erster Meister" und schließlich mit dem Titel "Champion der Wiener Friseure" geehrt. Genauer gesagt, er gewann jeden Wettbewerb, sodass niemand mehr gegen ihn antreten wollte. Nach dem dritten Mal beschloss die Genossenschaft ihn vom Wettbewerb auszuschließen und ihm den Titel eines "Champion" bzw. Meisters der Genossenschaft zu übertragen. Von nun an stellte er, wie bei allen nachfolgenden Championaten, nur noch seine Frisuren auf Büsten und außer Wertung vor.
Auch bei den Friseur-Ausstellungen in Paris und Berlin erhielt er Erste Preise und Ehrenpreise (Goldene Medaille) zuerkannt. Auch eine k. und k. Staats-Medaille wurde ihm zugesprochen.
Als Lehrer an der Wiener Friseur-Fachschule bildete er zahlreiche Kollegen aus. Er gab ein "Illustriertes großes Lehrbuch für Damenfrisuren", heraus, das ihm die Anerkennung der Prager, Brünner und Budapester Friseur-Genossenschaft einbrachte. Auch die "Société des Coiffeure" in Neuchâtel lobte das Werk.
Am Kaiserhof arbeite er für die Erzherzogin Marie Valerie wie auch für die Kronprinzessin-Witwe Stephanie. Das brachte ihm 1888 den Titel eines k. serbischen Hof-Friseurs und 1898 den eines k. und k. Hof-Damenfriseurs ein.
Janik war es auch, der Perlmuttschmuck in die Haarmode einbrachte, was ihm die Drechslergenossenschaft in Wien sehr dankte. Als Verfeinerer bzw. Verbesserer seines Handwerks entwickelte er unter anderem einen "Universal-Patent-Frisir-Apparat" – ein Utensil zur Aufrollung eines Zopfes zu einem kunstfertigen Dutt. Er "schuf ein patentiertes Welleneisen, einen Schopfmodekamm und mehrere Frisurenkämme, welche bei der damaligen Mode großen Absatz fanden. Janiks Frisuren waren einige Zeit für die Mode tonangebend, wie auch seine Stirnwellen, welche lange Zeit ein guter Verkaufsartikel waren." In den Jahren 1894 bis 1898 meldete er beim Patentamt zahlreiche Patente an.
1888 war er an in der Kärntnerstraße 20, Ecke Kupferschmiedgasse ansässig. In den 1890er Jahren gab seine Frau ihr Modistengeschäft auf, um ihn im neuen Geschäftsstandort in der Freisingergasse 1 zu unterstützen. Ob Janik tatsächlich in Paris als Professor einer "Akademie der Coiffeure" tätig war, ist nicht zu ermitteln. Als Mitarbeiter der Wiener bzw. Wiener Neuen Friseurzeitung ist er in vielen Jahrgängen auffindbar. Seine Wohltätigkeit wurde unter anderem 1914 durch die Verleihung des silbernen Ehrenkreuzes vom Roten Kreuz geehrt.
Das Ehepaar Janik lebte viele Jahre lang in Liesing in der so genannten "Villa Janik", wo es gerne Gäste empfing. Das Paar, das keine eigenen Kinder hatte, adoptierte ein Waisenkind. Karl Janik jun. erlernte bei seinen Adoptiveltern das Damenfriseurhandwerk und wurde wie sein Adoptivvater in Paris und in der Schweiz sehr erfolgreich. Er verstarb bereits 1916 tiefbetrauert an der Schwindsucht. Zwei Jahre später, 1918, verkaufte Franz Janik seinen Damenfriseurbetrieb und kurze Zeit darauf verstarb am 20. November nach längerer Krankheit Leopoldine Janik im Sanatorium Löw. Sie wurde am 23. November auf dem Zentralfriedhof beigesetzt.
Franz Janik zog sich zunächst gutversorgt in sein Haus zurück, verarmte jedoch in Folge des Währungsverlustes der Krone. Mit der ebenfalls verwitweten Mathilda Neulreich, geborene Klein (* 1865 in Gloggnitz), ging er im Juli 1919 eine zweite Ehe ein. Sie war ihm eine große Unterstützerin und pflegte ihn bis zu seinem Tod.
Er starb im Haus Perchtoldsdorfer Straße 7 in Liesing am 19. Dezember 1924 an Marasmus Senilis – an Altersschwäche. Am 22. Dezember 1924 wurde er auf dem Zentralfriedhof beigesetzt.
Quellen
- Matricula Online: Taufbuch Wieden (Paulanerkirche), Signatur: 01-18, folio 118 verso–119 recto
- Matricula Online: Traubuch Wieden (Paulanerkirche), Signatur: 02-10, Janik / Lafsar
- Matricula Online: Sterbebuch (Alservorstadtpfarre), Signatur: 03-036, folio 131
- Matricula Online: Trauungsbuch Liesing, Signatur: 02-08, folio103
- ANNO: Auszeichnung. In: Neue Wiener Friseur-Zeitung, 15.10.1914, S. 5
- Matricula Online: Sterbebuch Liesing, Signatur: 03-10, folio 79
- ULB Düsseldorf: Wiener Mode. Mode- und Familien-Zeitschrift 1888–1900
- Nachruf auf Leopoldine Janik. In: Neue Wiener Friseur-Zeitung, 01.12.1918, S. 4 f.
- Nachruf auf Franz Janik. In: Neue Wiener Friseur-Zeitung, 01.01.1925, S. 10
- Zum Begräbnis des Altmeisters Franz Janik, ehemaliger Hoffriseur. In: Neue Wiener Friseur-Zeitung, 01.01.1925, S. 17
- Privilegiensammlung Österreichisches Patentamt, Suchabfrage: Janik, Franz