Friedrich Kurrent

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Kurrent, Friedrich
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Univ.-Prof. Mag.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  37013
GNDGemeindsame Normdatei 121341267
Wikidata Q87809
GeburtsdatumDatum der Geburt 10. September 1931
GeburtsortOrt der Geburt Hintersee
SterbedatumSterbedatum 10. Jänner 2022
SterbeortSterbeort
BerufBeruf Architekt
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Adolf Loos (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage, Gedenktage-GW
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BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Kulturpreis der Stadtgemeinde Kapfenberg (Verleihung: 1967)
  • Preis der Stadt Wien für Architektur (Verleihung: 2. Mai 1979, Übernahme: 20. Juni 1979)
  • Staatspreis für Architektur (Verleihung: 1959)
  • Theodor-Körner-Preis für Medizin, Naturwissenschaft und Technik (Verleihung: 1954)
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 12. Dezember 2000, Übernahme: 6. März 2001)
  • Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Verleihung: 6. Mai 1997)
  • Silbernes Ehrenzeichen des Landes Salzburg (Verleihung: 2007)
  • Ehrenbecher des Landes Salzburg (Verleihung: 2016)


Friedrich Kurrent, * 10. September 1931 Hintersee (Salzburg), † 10. Jänner 2022, Architekt.

Biografie

Friedrich Kurrent besuchte von 1945 bis 1949 die Bundesgewerbeschule in Salzburg. 1949 nahm er sein Studium der Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien auf und wurde in die Meisterklasse von Clemens Holzmeister aufgenommen. Nach seinem Studienabschluss 1952 arbeitete er gemeinsam mit Johannes Spalt, Otto Leitner und Wilhelm Holzbauer in der legendären "Arbeitsgruppe 4". Diese Gruppe war die wichtigste Architektengruppe im Österreich der Nachkriegszeit und hatte entscheidenden Einfluss auf die Architektur der Alpenrepublik. 1953 verließ Otto Leitner die Gruppe, was Anna-Lülja Praun, eine Pionierin der österreichischen Architektinnen- und Designerinnen-Szene, zum Spitznamen "¾ tler" der ursprünglichen "Arbeitsgruppe 4" inspirierte.

Die Gruppe entwarf eine Vielzahl an Projekten, die eine völlig neue Richtung innerhalb der Architektur darstellte. Unter anderem beteiligte sie sich 1953 am Wettbewerb für den Bau des Historischen Museums der Stadt Wien auf dem Karlsplatz.

Ein bedeutendes Projekt der Gruppe war 1953 bis 1956 die Kirche in Salzburg-Parsch. Der freistehende Altar, der die Idee des Volksaltars aufgreift, nahm die Liturgiereformen des zweiten Vatikanums (1962–1965) vorweg. Architektonisch geht der neue Zubau mit dem Bestand eine geglückte Symbiose ein und entfaltet eine liturgisch sinnstiftende Dramaturgie. Effektvoll fällt das Licht durch den hohen Dachstuhl auf den Altar und bildet so einen Kontrast zu den niederen, alten Gewölben. Die Entwicklung geht weg von einer architektonisch inszenierten Sakralität hin zu sachlicheren, "profanen" Raumhüllen, die eine aktive Gestaltung des Gottesdienstes fordern und fördern. Charakteristisch sind der modulare Aufbau, pure Materialität, gleichmäßige Ausleuchtung sowie zum Teil die Verwendung vorfabrizierter Elemente. Die architektonische und theoretische Auseinandersetzung beispielsweise des österreichischen Architekten Ottokar Uhl mit dem Thema Volksaltar und translozierbare Kirchen zeigt einerseits das vielfältige Interesse junger Architekten jener Zeit an experimentellen Lösungen und andererseits die Offenheit des Bauherrn "Kirche", neue Wege zu beschreiten.

Die Kirche Parsch ist ein Gesamtkunstwerk, an dem auch Josef Mikl, Oskar Kokoschka und Fritz Wotruba mitwirkten. Ein weiterer Meilenstein war die mit Johann Georg Gsteu geplante Kirche in Steyr-Ennsleiten (1958–1961). Das immer wiederkehrende, tragende Element dieses Gebäudes ist die X-Stütze, die die vertikalen wie horizontalen Kräfte aufnimmt.

Die Zusammenarbeit mit Johannes Spalt dauerte bis 1974 an. Mit ihm plante und baute Friedrich Kurrent 1964 bis 1966 das Büro- und Ausstellungsgebäude der Möbelfirma F. Wittmann in Etsdorf und 1964 bis 1967 das Büro-, Ausstellungs-, Lager- und Werkstättengebäude der Firma Terra Baumaschinen AG in Vösendorf. Weiters richteten sie 1967 die "Neue Galerie" des Kunsthistorischen Museums in der Wiener Stallburg und ein Jahr später die Sekundärgalerie des Kunsthistorischen Museums ein. Schon 1964 legten die beiden Architekten das städtebauliche Konzept einer über die Donau greifenden Doppelstadt vor, wie es heute in wesentlichen Zügen umgesetzt wurde und wird.

Die damalige Zentralsparkasse (heute Teil der Bank Austria) wählte in den siebziger Jahren systematisch Vertreter der heimischen Architektur-Avantgarde für die Einrichtung ihrer Zweigstellen aus. So entwarf und baute Kurrent 1969 bis 1972 die Filiale 5., Reinprechtsdorfer Straße und 1971 bis 1974 die Filiale Floridsdorf.

In den Jahren von 1956 bis 1957 wirkte Friedrich Kurrent als Assistent von Konrad Wachsmann an der Salzburger Sommerakademie. 1968 erhielt er einen Lehrauftrag an der Akademie der bildenden Künste, 1973 wurde er zum Ordinarius für Entwerfen, Raumkunst und Sakralbau an der Technischen Universität München bestellt. Diesen Lehrstuhl behielt er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1996 inne.

Trotz seiner Berufung nach München beschäftigte sich Friedrich Kurrent weiterhin engagiert mit dem Wiener Städtebau. Bekannt ist vor allem sein intensiver Einsatz für die Rettung des Wiener Spittelberg-Viertels. Ferner war er Mitbegründer der Österreichischen Gesellschaft für Architektur. In den Neunzigerjahren entstanden eine Bergkapelle für Waldarbeiter in Ramingstein/Salzburg (1990–1991) und – gemeinsam mit der ARGE Architekten Altes AKH – die Neunutzung des Alten AKH als Universitätscampus (fertiggestellt 1998).

Jüngste Projekte (Fertigstellung 2004) waren die Maria Biljan-Bilger-Ausstellungshalle und das Privathaus in Sommerein, an dem Kurrent aufgrund der Budgetknappheit der Bauherrenschaft (Verein der Freunde der Maria Biljan-Bilger Ausstellungshalle Sommerein) fast zehn Jahre lang baute.

Auch außerhalb des eigentlichen Bereiches der Architektur engagierte er sich für die Kunst: 1980 trat Friedrich Kurrent als Mitherausgeber eines Gedichtbandes des expressionistischen Wiener Lyrikers Theodor Sapper auf ("Tausend Lichter – tausend Tode"). Kurrent war ein profunder Kenner der Österreichischen Architekturgeschichte und insbesondere der Protagonisten der Wiener Moderne – Otto Wagner, Josef Hoffmann, Adolf Loos und Josef Frank. Gemeinsam mit Johannes Spalt kuratierte Kurrent in den 1960er Jahren Ausstellungen zu Kirchenbau, Schulbau, Theaterbau sowie zu "Wien um 1900" und Adolf Loos.

2015 schenkte Kurrent seine 55 Reiseskizzenbücher (1956–2011) mit rund 1.500 Zeichnungen, die er 2011 bis 2013 mit Unterstützung von Ute Waditschatka aufgearbeitet hatte, dem Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien.

Kurrent erhielt als Angehöriger der "Arbeitsgruppe 4" 1959 den Österreichischen Staatspreis für Architektur und als Individualperson im Juni 1979 den Preis der Stadt Wien für Architektur. Am 6. März 2001 wurde ihm das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien überreicht.

Werke

  • Friedrich Kurrent: Aufrufe, Zurufe, Nachrufe. Hg. von der Österreichischen Gesellschaft f. Architektur. Salzburg: Müry Salzmann Verlag 2010
  • Friedrich Kurrent / Eva Rubin: Roland Rainer & Maria Biljan-Bilger. Hg. von Verein der Freunde der Maria Biljan-Bilger Ausstellungshalle Sommerein. Salzburg: Müry Salzmann Verlag 2010
  • Friedrich Kurrent: Texte zur Architektur. Salzburg: Verlag Anton Pustet 2006

Literatur


Friedrich Kurrent im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Links