Fritz Solt

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Solt mit seiner ersten Frau Selma
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Solt, Fritz
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Sonnenschein, Fritz
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. iur.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  64102
GNDGemeindsame Normdatei
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 14. September 1890
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 14. Mai 1977
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Kaufmann, Industrieller, Fabrikant
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Wiener Stadt- und Landesarchiv
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RessourceUrsprüngliche Ressource 
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BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
BildnameName des Bildes FritzSolt2.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Solt mit seiner ersten Frau Selma

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Dr. Fritz Solt, vormals Sonnenschein, * 14. September 1890 Wien, † 14. Mai 1977 Wien, Kaufmann, Industrieller, Firmeninhaber.

Biografie

Sonnenschein wurde als Sohn von Moriz Sonnenschein und dessen dritter Frau Anna, geb. Hesky, am 14. September in Wien geboren. Aus den ersten beiden Ehen hatte Fritz die drei Halbgeschwister Emma, Robert und Karl. Die Familie Sonnenschein gehörte der jüdischen Gemeinde in Gaya/Mähren (Kyjov/Tschechische Republik) an. Sein Vater und dessen Brüder Jacob, Max und Hermann hatten in Gaya eine Rollgerstefabrik mit Niederlassung in Wien gegründet, welche Produkte in große Teile der Monarchie lieferte. Moriz Sonnenschein ging unabhängig von seinem Bruder Max, der die Wiener Niederlassung betreute, nach Wien, wo er seine Karriere selbstständig aufbaute.

Kindheit, Jugend und Erster Weltkrieg

Fritz Sonnenschein wuchs als kränkliches Kind, das noch im Kleinkindalter einige lebensbedrohliche Situationen meistern musste, im 3. Bezirk in der Ungargasse Nr. 5 auf. 1909 legte er die Matura ab. Die Maturareise führte ihn mit seinem Freund Georg Froeschel in die Schweiz und nach Italien. Danach betätigte er sich in der elterlichen Import-Export-Firma „A. Sonnenschein & Comp.“, die auf den Handel mit Hülsenfrüchten spezialisiert war. Nebenbei nahm er das Jus-Studium an der Universität Wien auf, um nicht lebenslänglich an die ungeliebte Handelstätigkeit des Familienunternehmens gebunden zu sein. Am 19. Juni 1914 wurde er zum Dr. iur. promoviert. Obwohl vorerst aus medizinischen Gründen für untauglich erklärt, rückte er 1915 freiwillig zum Militärdienst ein, den er bis zum Herbst 1918 in Wien verbrachte. Den Zusammenbruch der Monarchie erlebte er als Hauptmann in Triest. Am 29. Oktober 1918 war er wieder zurück in einem chaotischen Wien, das kurz vor der Ausrufung der Republik stand.

Berufsleben und Familiengründung

1919 wurde er als Geschäftsführer der Firma des Onkels seiner Verlobten eingesetzt. Die Firma namens Spemba - Spezial-Maschinenbau-Ges.m.b.H., welche Maschinen für die Zigarettenerzeugung produzierte, wurde allerdings nach wenigen Monaten geschlossen. In der Folge stieg er als Gesellschafter bei der "Vereinigten Drogengroßhandelsgesellschaft E. Binzer, Noris Zahn & Cie." (EBNZ) mit Sitz am Franz-Josefs-Kai 7-9 ein. Am 4. April 1919 heiratete er seine Verlobte Selma Seidenstein. Schon vor der Hochzeit aber hatte der von seinem Vater liberal erzogene Sonnenschein seinen Namen auf „Solt“ geändert, um potenzielle Nachteile des jüdischen Namens für seine künftigen Kinder abzuwenden. Folglich trat er auch aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus, um hinkünftig konfessionslos zu sein; aber erst nach dem Tod seiner Mutter, die am Ende des Jahres starb.

Im Februar des darauffolgenden Jahres starb seine mittlerweile schwangere Frau an einer Lungenentzündung infolge einer Grippe. Solt führte die Firma EBNZ mit für damalige Verhältnisse innovativen Managementmethoden, indem er Mitarbeiter vermehrt in Kommunikation einbezog, um die Produktivität zu steigern. Nützliche Ideen und Neuerungen wurden mit Boni belohnt. 1922 stieg er wegen unterschiedlicher Auffassungen zur Fortführung der Firma aus der EBNZ aus, an der er auch selbst finanziell beteiligt war.

Zweite Heirat und ein innovativer wirtschaftlicher Neubeginn

Mit seiner zweiten Frau Hella

Am 14. November 1922 heiratete er die erst 21jährige Helene/Hella Markus. Sie gebar ihm 1923 den ersten Sohn, Robert. 1927 folgte Georg Stefan. Das Paar lebte im 9. Bezirk in der Latschkagasse Nr. 4. Es führte ein an Sozialkontakten reiches Leben, in dem Kultur einen hohen Stellenwert besaß. Solt spielte regelmäßig mit drei Freunden in einem Streichquartett. 1934 zog das Paar in die Pasteurgasse Nr. 6. Seine Frau entwarf die Inneneinrichtung zu einem großen Teil selbst.

Fritz Solt (zweiter von links) mit seinen Musikerkollegen beim wöchentlichen Musizieren

Nach dem Ausstieg bei der Firma EBNZ gründete Solt im Juli 1923 die Firma "Dr. Solt & Mr. pharm. Kronstein", welche "Gemischtwarenhandel im Großen" betrieb, sich dann ab Oktober desselben Jahres aber insbesondere auf die Herstellung von Arzneimitteln spezialisierte. Sitz der offenen Handelsgesellschaft war 19., Pokornygasse 23.[1] Im Jahr 1932 erwarb Solt von der deutschen Firma Biomalz mit Sitz in Teltow bei Berlin, deren Generalvertrieb er bereits seit 1923 innehatte, die Lizenz, selbiges Produkt, nämlich Biomalz, für Österreich exklusiv herstellen und vertreiben zu dürfen. Dazu gründete er die Firma „Dr. Fritz Solt“, die am 7. Juni 1932 beim Wiener Handelsgericht eingetragen wurde.[2] Der Kontakt nach Teltow rührte noch von seiner früheren Tätigkeit her. Die neue Firma hatte ihren Sitz in der Liechtensteinstraße Nr. 159.

Werbeplakat aus 1936, entworfen von Hans Fabigan, Atelier Werbe-Mendel

Solt war sich der Wichtigkeit von zeitgemäßer Werbung bewusst. Er beschäftigte zwei Personen für die Bewerbung des Produkts. Der Werbegrafiker war Hans Fabigan, der Texter und Ideengeber Alfred Oskar Mendel (Atelier Werbe-Mendel). Anfang der Dreißigerjahre war die Firma Biomalz auch einer der ersten, die den potenziellen Wert von Apothekenschaufenstern für die Präsentation ihres Produkts nutzte. In dieser Hinsicht war Biomalz gemeinsam mit Bayer (Aspirin) in den frühen 1930er Jahren wegweisend. Die Firma war sehr erfolgreich. Der 1935 unternommene Versuch, nach Italien zu expandieren und mit dem italienischen Brauer Pietro Wührer in Mailand einen Firmenableger aufzubauen, scheiterte allerdings.

Auf Urlaub mit seinen Söhnen Robert und Georg

Erneute Schicksalsschläge – Flucht und Enteignung

In Vorahnung dessen, was kommen sollte, nahm er seinen älteren Sohn Robert, damals 13 Jahre alt, aus dem Gymnasium und schickte ihn 1937 zur Fortsetzung der Schule nach England. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland gelang im Mai 1938 die Flucht der restlichen Familie ebendort hin unter dramatischen Umständen. Bereits davor konnte Solt Teile seines Vermögens ins Ausland transferieren. Trotz der Absicht in die USA zu emigrieren, entschied sich das Ehepaar Solt nach Mombasa zu gehen, wo Hella einen Onkel hatte, der sich dort schon 1904 niederließ und zu Zeiten der Monarchie das Land als Konsul vertrat. Seine beiden Firmen wurden unter kommissarische Verwaltung gestellt, "Dr. Solt & Mr. pharm. Kronstein" im Oktober durch Erich und Ludwig Masel arisiert. Die Firma Biomalz „Dr. Fritz Solt“ wurde weit unter Wert an das deutsche Stammhaus verkauft und als “Gebr. Patermann Zweigniederlassung Wien“ neu errichtet, die Firma „Dr. Fritz Solt“ hingegen „infolge Gewerberücklegung“ am 13. Jänner 1939 gelöscht.

Seit Sommer 1938 war das Ehepaar Solt in Mombasa. Noch im selben Jahr kaufte Solt ein Hotel, das Grosvenor Hotel in Nairobi, um sich damit eine neue Lebensgrundlage zu schaffen. Doch bereits im November 1939 starb seine Frau an Krebs. Durch den Krieg waren ehemalige österreichische Staatsangehörige als nunmehr Deutsche in Kenia zu feindlichen Ausländern geworden. Solt wurde 1940 in ‚Kabete Internment Camp‘ interniert, bald aber freigelassen und einer Farm dutzende Kilometer nördlich von Nairobi als Unterstützung zwangs zugeteilt. Ein ähnliches Schicksal wiederfuhr seinem älteren Sohn Robert, wohingegen der jüngere Georg in Nairobi die Schule besuchte. Schließlich konnte Solt eine Anstellung als Preiskontrollor erlangen, während er weiterhin das Hotel besaß.

Nachkriegsjahre, dritte Heirat und Rückkehr nach Wien

1946 schickte er seinen älteren Sohn zum Studium nach London, den jüngeren im nächsten Jahr. 1948 erlangte Solt die britische Staatsbürgerschaft. Die ehemalige Firma „Dr. Fritz Solt“ wurde ihm nach dem Krieg zwar restituiert, hatte aber de facto keinen Wert mehr. Er entschied sich gegen eine Fortführung und verkaufte. Ebenfalls entschädigt wurde er für seine Beteiligung als öffentlicher Gesellschafter des im Jahre 1938 arisierten Arzneimittelgroßhandels „Dr. Solt und Mag. Kronstein“. Das Übereinkommen von Mai 1947 beteiligte ihn für die folgenden acht Jahre am Gesamtumsatz und an den Bruttoprovisionseinnahmen der nunmehrigen Firma „Ludwig Masel“.[3] Solt blieb in Kenia.

Fritz Solt mit seiner dritten Frau Grete

1952 heiratete er eine ebenfalls verwitwete alte Bekannte aus Österreich, Grete Gottlieb. Nachdem die beiden in Nairobi ein Haus gebaut hatten, entschieden sie sich doch nach London zu gehen. Schließlich zogen die beiden im November 1956 wieder nach Wien, wo sie ihren Lebensabend verbrachten, während die Söhne Robert und Georg in England blieben und dort Familien gründeten. Dr. Fritz Solt starb am 15. Mai 1977 in Wien.

Quellen

  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Nachlass Fritz Solt
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Bundespolizeidirektion Wien, Meldeunterlagen
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht Wien, A43, A 55/187a
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht Wien, A47, HRA 5386 (1940 umgeschrieben von Reg. A 5, 15a)
  • Wiener Stadt- und Landearchiv, M.Abt. 119, A41: 1. Bezirk C 297, 9. Bezirk 560, 19./26. Bezirk 991
  • Wiener Stadt- und Landearchiv, M.Abt. 116, A 1005(prov.), 5886/I/1922

Literatur

  • Robert Solt, My Father – The story of Fritz Sonnenschein/Solt; 1890-1977 (Eigenverlag 2019).
  • Robert Solt, My Mother – The Story of Hella Solt née Markus; 1901-1939 (Eigenverlag 2020).

Einzelnachweise

  1. WStLA, Handelsgericht Wien, A47, HRA 5386, 1940 umgeschrieben von Reg. A 5, 15a
  2. WStLA, Handelsgericht Wien, A 43, A 55/187a
  3. Wiener Stadt- und Landearchiv, M.Abt. 119, A41: 1. Bezirk C 297, 9. Bezirk 560, 19./26. Bezirk 991,