Max Sonnenschein

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Werbeeinschaltung, Pester Lloyd 1895
Daten zur Person
Personenname Sonnenschein, Max
Abweichende Namensform Sonnlechner, Max; Sonnenschein, Markus
Titel Ing.
Geschlecht männlich
PageID 64069
GND
Wikidata
Geburtsdatum 5. Juli 1844
Geburtsort Rybek
Sterbedatum 14. September 1926
Sterbeort Wien
Beruf Fabrikant, Industrieller, Kaufmann
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 22.12.2020 durch WIEN1.lanm08swa
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname MaxSonnenschein2.jpg
Bildunterschrift Werbeeinschaltung, Pester Lloyd 1895
  • 3., Reisnerstraße 38 (Sterbeadresse)
  • 9., Pramergasse 1 (Wirkungsadresse)
  • 4., Starhemberggasse 5 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Max (Markus) Sonnenschein, *5. Juli 1844 Ribek/Rybky Ungarn (heute Slowakei), † 14. September 1926 als Max Sonnlechner Wien. Vertreter diverser Firmen, Fabrikant, Industrieller.

Biographie

Max wurde am 5. Juli 1844 als Sohn von Abraham und Veronika, geb. Mandl, in Ribek geboren. Die Familie Sonnenschein entstammte der jüdischen Gemeinde der mährischen Kleinstadt Gaya. Nachdem Abrahams älterer Bruder Markus die Familiantenstelle einnahm, mussten er und seine Brüder, um eine Familie zu gründen, in einem anderen Ort aufgenommen werden, was in Ungarn leichter war als in Mähren. Deswegen kamen Max und seine Brüder in Ribek/Ungarn zur Welt. Nach der Rückkehr der Familie nach Gaya, vermutlich 1848, dürfte die Familie bald im Haus 28, am Marktplatz direkt neben dem Rathaus, eingezogen sein. In diesem Haus begründete sein Vater eine Rollgerstefabrikation, aus der per 1. Jänner 1869 unter anderem die Firma „Jacob Sonnenschein und Brüder“ hervorging, die beim Handelsgericht in Ungarisch Hradisch (Uherské Hradiště) protokolliert wurde. Max war neben seinen Brüdern Jacob, Moriz und Hermann einer der vier Gesellschafter. 1871 fungierte Max als „Rollgerstefabrikant“ und Gesellschafter der Zweigniederlassung der beim Handelsgericht Wien protokollierten, gleichnamigen Firma in Fünfhaus, Stadiongasse 1.[1] Im Dezember 1872 erfolgte der Umzug in die Leopoldstadt, Lilienbrunngasse 18. Man produzierte und verkaufte Malzprodukte, Rollgerste, Erbsen und Hirse. Ebenfalls im Dezember 1872 ließ sich Max als Gesellschafter der mährischen Firma löschen. Er repräsentierte die Firma allerdings noch auf der Wiener Weltausstellung.[2]

Eigene Wege

Im November 1873 ließ er sich auch als Gesellschafter der Wiener Niederlassung löschen. Bereits im Frühjahr desselben Jahres hatte er gemeinsam mit zwei anderen Geschäftsleuten in Graz die Rollgerstefabrik „Rößelmühle“ eröffnet.[3] Die Firma wurde aber bereits im Sommer 1874 wieder gelöscht. Im Zeitraum von Frühjahr 1883 bis zum Frühjahr 1899 trat er einerseits als Vertreter international agierender Firmen auf, andererseits als jemand, der Patente anmeldete bzw. sich übertragen ließ und damit in die Produktion von Maschinen einstieg. Die Basis seines wirtschaftlichen Tuns war die Gründung der Firma „Max Sonnenschein, Agentur und Commissionsgeschäft“ im Jahre 1883.[4]

Werbeeinschaltung, Wiener Landwirtschaftliche Zeitung, 1884

Er vertrat unter anderem die der „Ungarischen Allgemeinen Creditbank“ gehörende „Fiumaner Reisschälfabrik“, an deren Gründung und technischer Ausstattung er maßgeblich mitwirkte, weiters die Prager Desinfektionsanstalt „Gustav Biedermann“. Er hielt das Monopol und führte das Generaldepot für Österreich-Ungarn von „Hayward Original-Feuerlösch-Granaten“.

Werbeeinschaltung, Wiener Zeitung 1885

Er erhielt Privilegien für eine Schutzvorrichtung für Kreissägen, Sicherheitsapparate für Dampfkessel, eine Vorrichtung zum Abstellen von Riemengetrieben, einen Militärfilter sowie einen „zusammengesetzten, wendbaren Roststab für horizontale und schräg liegende Feuerungen“ und einige mehr.[5] Sein „Technisches Zentralbureau Max Sonnenschein“, wie er seine Firma nun nannte, hatte Filialen in Budapest, Prag Warschau und Mailand. In Wien hatte es seinen Sitz im 9. Bezirk in der Pramergasse 1 und repräsentierte im ersten Bezirk an der Adresse Reichsratsstraße 13.

Marchegger Maschinenfabrik

1899 gründete er die „Marchegger Machinenfabrik für Apparatenbau, Eisen- und Metallgießerei Max Sonnenschein“, die ihren Comptoir am alten Firmensitz in der Pramergasse hatte.[6] Es handelte sich in erster Linie um die Verlegung der Produktion, die bereits in Wien aufgebaut worden war. Die Firma entwickelte sich rasant und hatte 1901 bereits 130 Mitarbeiter.[7] Im Jahr davor war es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen dem Firmenchef und seinen Arbeitern um Arbeitnehmerrechte gekommen, der sich auch medial niederschlug.[8] Sonnenschein bemühte sich allerdings um die Arbeits- und Wohnverhältnisse, was in der Errichtung von vorbildlichen Beamten- und Arbeiterwohnhäusern bei der Fabrik ihren Ausdruck fand.[9] Das Unternehmen erzeugte als Spezialität Aufbereitungsmaschinen für Erze und Kohlen, Maschinen für die chemische Industrie, Wasserreiniger und vieles mehr. Die Produkte der Firma wurden auch ins Ausland verkauft. Im März 1910 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft unter Führung des Wiener Bankvereins umgewandelt und zuerst in die Firma Wertheim integriert, um 1934 schließlich in Simmering-Graz-Pauker aufzugehen. Der Kaufpreis betrug 650.000 Kronen, das Gründungskapital 1.000.000 Kronen. Max Sonnlechner trat in den Ruhestand, blieb der Industrie aber weiterhin verbunden, indem er Vorträge hielt und Projekte lancierte. Seine patriotische Gesinnung fand nicht nur im Kauf von Kriegsanleihen und der Sammlung für Kriegsinvalide Ausdruck.[10]

Programm 'Balkania'

Im März 1916, kurz nach dem Eintritt Bulgariens in den Ersten Weltkrieg auf der Seite der Zentralmächte, wandten sich Max und sein Sohn Oskar an das k.k. Handelsministerium. Selbigem stellten die beiden eine von kaufmännischem Geist inspirierte gesellschaftliche Unternehmung für die Schaffung einer permanenten, den Charakter eines Musterlagers tragenden Industrie- und Gewerbeausstellung in Sofia vor. Die freundschaftlichen Beziehungen zu Bulgarien sollten wirtschaftlich genutzt werden. Man wollte die bulgarische Bevölkerung wirtschaftlich und gesellschaftlich an Österreich-Ungarn binden. Das Programm mit dem Namen 'Balkania' gedieh im Planungsstadium rasch. Verhandlungen wurden auf Ministerebene geführt. Max Sonnlechner rührte im Niederösterreichischen Gewerbeverein die Werbetrommel dafür und sprach auch mit Unterstützung des k.k. Handelsministeriums mit dem bulgarischen Ministerpräsidenten. Die Entwürfe für einen Industriepalast in Sofia waren gezeichnet, Verhandlungen über das Grundstück dafür begonnen. Kriegsbedingt scheiterte das Projekt aber schlussendlich.[11].

Persönliches

Max Sonnenschein war mit Paulina, geb. Spitzer, verheiratet und hatte zwei Söhne, den 1868 geborenen Oskar und den 1870 geborenen Alfred. Seine Frau und seinen Sohn Alfred verlor er durch Tuberkulose. Als Industrieller scheint er samt Dienerschaft häufig in den Gästelisten von Bad Ischl und vor allem Bad Aussee auf, wo die Familie urlaubte.[12] Er trat am 19. November 1907 aus der Kultusgemeinde aus und konvertierte zum evangelischen Glauben, A.B. 1910 nahm er nach dem Vorbild seines Sohnes Oskar den Namen Sonnlechner an. Er verstarb 1926 in der Wohnung seines Sohnes Oskar im 3. Bezirk in der Reisnerstraße Nr. 38, wo er zuletzt gewohnt hatte.

Werke

  • Max Sonnenschein, Ueber die Reismüllerei in Russland. Wien: Philipp & Wittasek [1886]

Quellen

  • ANNO – Austrian Newspapers Online
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B74, Bd. 19, fol. 30 (E 100/1883)
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen
  • WStLA, Nachlass Fritz Solt
  • Österreichisches Staatsarchiv, HHStA, Administrative Registratur, Fasz. 78, K. 3, Zl. 36 132 (Programm 'Balkania')

Literatur

  • Roumiana Preshlenova, Die Öffentlichkeit im Krieg: Initiativen für engere Beziehungen zwischen Österreich-Ungarn und Bulgarien im Ersten Weltkrieg. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51 (2004), S. 337-346

Einzelnachweise