Georg J. E. Mautner Markhof
Georg (IV.) Josef Erwin Mautner Markhof * 11. Juni 1926 Wien, † 13. Mai 2008 Wien (Hietzinger Friedhof), Großindustrieller, Politiker und Schriftsteller.
Jugend
Georg J. E. Mautner Markhof verbrachte seine Jugend und Schulzeit ab 1935 in der Schweiz, womit er mit sehr viel Mühe auch der Einberufung in die deutsche Wehrmacht entzogen war. Er studierte in St. Gallen, Neuchâtel und Zürich. Mautner Markhof war begeisterter Journalist und schrieb in den Nachkriegsjahren für das „St. Galler Tagblatt“ und gab in Österreich die Zeitschrift „Wirtschafts-Horizont“ heraus, ein Vorgänger des „Profil“.
Industrielle Tätigkeit
1949 trat Mautner Markhof in den Familienkonzern ein, wo er bald als Geschäftsführer einer Vielzahl von Betrieben tätig war, unter anderem ab 1956 geschäftsführender Gesellschafter der Th. & G. Mautner Markhof. Er war daran beteiligt, dass ab diesem Jahr die Österreich-Lizenz und Vertretung bekannter Getränke-Marken wie „Campari“, „Bouchet“ (Weinbrand), „Smirnoff“ (Wodka), „Laurent-Perrier“ (Champagner), „Bols“ (Schnäpse) und „Sunkist“ (Fruchtsaft) erworben wurde. Damit blieb die Familie Mautner Markhof nicht nur im Braugewerbe, sondern auch in der Lebensmittelindustrie ein Großunternehmen und bei vielen Produkten Marktführer.
Nach dem Rückzug von Manfred I. Mautner Markhof agierte er 1975 bis 1996 unter dem Aufsichtsratsvorsitzenden Manfred II. Mautner Markhof als Vorstandsvorsitzender des Gesamtkonzerns. Nach dem Tod Manfreds I. war er de facto das Familienoberhaupt. Er wagte 1984 den Weg an die Börse, vereinigte 1990 alle Simmeringer Unternehmen in der börsenotierten Mautner Markhof AG und gründete Tochtergesellschaften in Ungarn, Polen und Kroatien.
Nach dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union und dem Fallen der Zollschranken 1995 konnte er nicht verhindern, dass die bislang von Mautner Markhof erzeugten Lizenzprodukte von den jeweiligen Unternehmen direkt nach Österreich eingeführt wurden und die Eigenmarken des Konzerns in direkter Konkurrenz zum Ausland standen. 2001 zog sich die Familie aus einem Teil ihrer Betriebe zurück und verkaufte sie an das bayrische Unternehmen Develey, das sie heute noch unter dem alten Namen in Simmering führt. Ein anderer Teil der Betriebe wurde von Manfred Leo, dem Sohn Manfreds II., übernommen. Der Versuch, durch den Kauf anderer Unternehmen wieder in die Feinkostbranche einzusteigen und nach Osteuropa zu expandieren, schlug jedoch fehl und führte 2008 zum Konkurs.
Politische und schriftstellerische Tätigkeit
Georg J. E. war neben der industriellen Tätigkeit politisch tätig. Er wäre in der SPÖ-FPÖ-Koalitionsregierung des Jahres 1983 fast Handelsminister geworden und saß von 1990 bis 1992 für die FPÖ als Abgeordneter im Nationalrat. Im Februar 1993 wechselte er in einer spektakulären Aktion als Gründungsmitglied zum Liberalen Forum, dem er bis zu seinem Austritt im Oktober 1995 als Wirtschaftsberater diente.
Als gelernter Journalist war er schriftstellerisch tätig und schrieb nicht nur die unveröffentlichte Chronik seiner Familie „Von Irgendwo in alle Welt“, sondern auch einige politische Werke:
- Verschwörung der Inquisitoren. Kriminalprozeß Miguel Serveto 1553. Wien: Kremayr & Scheriau 1974
- Das unbequeme Wunder. Kirchenstreit um Philomena 1802–1981. Wien: Poseidon Press 1981
- Wir zahlen immer. Wirtschaftliche Zusammenhänge für jene, die Politikern nicht alles glauben. Wien: Ueberreuter 1989
- Der verspielte Wohlstand. Falsche Politik gefährdet unsere Zukunft. Graz: Leopold Stocker Verlag 2000
- Das St. Louis-Drama. Hintergrund und Rätsel einer mysteriösen Aktion des Dritten Reichs. Graz: Leopold Stocker Verlag 2001
- Major Emil Fey – Heimwehrführer zwischen Bürgerkrieg, Dollfuß-Mord und Anschluß. Graz: Leopold Stocker Verlag 2004
- Die verschollenen Kadetten. Dokumentation einer mysteriösen Tragödie auf See. Bremen: Hauschild 2005
Literatur
- Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Wien: Löcker Verlag 2014, S. 127-132
- Alfred Paleczny / Christian M. Springer / Andreas Urban: Die Geschichte der Brauerei. Wien: Schwechat. Von den Bierbaronen Dreher und Mautner Markhof in die Gegenwart. Wien: Böhlau Verlag 2021, S. 238-240