Brauherren
Brauherren und Brauhausbesitzer von Brauhäusern in Wien und Umgebung.
Die ersten Brauherren
Die Produktion von Bier lag ursprünglich ausschließlich in der Hand der Zunft der Brauer. Unter Kaiser Joseph II. setzte allerdings eine Liberalisierung des Braugewerbes ein die im frühen 19. Jahrhundert ihre Fortsetzung fand. Ein Regierungsdekret vom 21. November 1815 legte schließlich fest, dass für die Erlangung einer Braugerechtigkeit das Erlernen des Brauhandwerks nicht mehr notwendig ist. Das war die Geburtsstunde der Brauherren. Dabei handelte es sich zunächst um außerzünftische Unternehmer die Braumeister beschäftigten und den zünftischen Brauern Konkurrenz machten. Zu ihnen zählten der Reichsgraf Franz Simon Pfaff von Pfaffenhofen, der als Erster mit englischen Braugerätschaften arbeitete, Vinzenz Neuling, der Sohn des Landstraßer Juweliers Bruno Neuling, der im Oktober 1817 in der heute nach ihm benannten Neulinggasse eine Brauerei eröffnete, Josef Leopold Gierster, der in Gaudenzdorf 1836 ein in der Biedermeierzeit sehr beliebtes Brauhaus eröffnete, und Johann Georg Dittmann, der eine ehemals von Nonnen geführte Brauerei in Simmering 1821 erwarb und kurz darauf an Georg I. Meichl verkaufte. Die Brüder Anton und Franz Xaver Bosch, die in Jedlesee bzw. Nussdorf Brauhäuser führten sowie Franz Anton Dreher sind dieser Gruppe ebenfalls zuzurechnen, obwohl ihr Aufstieg noch innerhalb der Brauerzunft erfolgte.
Aufstieg durch neue Produktionsmethoden
Nach einer mehrjährigen Gründungspause erschien 1837 in Wien eine neue Generation von Brauherren. Sie kamen wie die Gründer vieler anderer Wiener Industrien aus Nachbarstaaten und anderen Kronländern. 1837 eröffnete der Müllermeister Heinrich Plank in Ottakring die einzige heute noch in Wien bestehende historische Brauerei, die er aber bald darauf dem aus dem mährischen Lundenburg (Břeclav) stammenden Ignaz Kuffner verkaufen musste. Ebenfalls 1837 wurde in Währing ein Brauhaus gegründet, das Verwandte der Familie Dreher erfolglos führten und das unter der Familie Schwarz nach 1860 einige gute Jahre erlebte. 1839 begann der Kriegsveteran Johann Georg Held nach großen Widerständen der Zunft ebenfalls ohne besondere Kenntnisse in Liesing zu brauen und wurde bald von Theodor Löwenthal und Moritz Faber sen. abgelöst. 1840 kam der erste Mautner, Adolf Ignaz, vom böhmischen Smirsitz nach Wien und begann in Sankt Marx, einem Zweigbrauhaus des Bürgerspitals, zu brauen, bevor er sich 1857 dort selbständig machte. Zu diesen „neuen“ Brauherren zählten auch die Nachkommen von Georg I. Meichl, Theodor und Georg II., und vor allem auch der Sohn von Franz Anton Dreher, Anton Dreher der Ältere.
Die neue Generation der Brauherren lösten durch Einführung neuer Produktionsmethoden (Lagerbier, Abzugbier), den Einsatz von Dampfmaschinen und später Kühlaggregaten, eine Bierrevolution aus. Schon 1848 schlossen sie sich lose in einer Vereinigung, dem Brauherrenverein zusammen. Diese wurde 1885 auch institutionell verankert und bildete ein höchst erfolgreiches Bierkartell welches nahezu nach belieben Bierpreise für Gastwirte und Konsumenten diktierte. Das Kartell zerbrach erst 1938 infolge der Machtübernahme der Nationalsozialisten.
Das Ende der Brauherren
Nach dem Jahrhundertwende um 1900 und vor allem in der Zwischenkriegszeit wurden viele Brauereien in Aktiengesellschaften umgewandelt in denen auf Grund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Zwischenkriegszeit und des sinkenden Bierkonsums Großbanken zu Mehrheitsaktionären aufstiegen. Vollends mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1938 war auch das Ende der großen Zeit der Brauherren, die zu den reichsten Männern der Habsburgermonarchie zählten, gekommen. Die einstigen Eigentümer von Familienunternehmen waren entweder in männlicher Linie ausgestorben (Dreher, Bergmiller, Faber, Schwarz), von den Nationalsozialisten vertrieben (Kuffner, Herzfelder) oder wurden zu einem beträchtlichen Teil durch von Banken unterstützte Fusionen nur mehr Aktionäre (Medinger, Bachofen von Echt, Dengler, Meichl).
Eine Ausnahme bildete die Familie Mautner Markhof. Georg III. Mautner Markhof gelang es nach einigen Jahren der Absenz seiner Familie aus dem Braugeschäft im Jahr 1936, die wirtschaftliche Schwäche der Creditanstalt-Bankverein auszunutzen und die Aktienmehrheit an den Vereinigten Brauereien zu erwerben. Die Familie feierte damit ein Comeback in ihrem Stammgeschäft, taufte sie in Schwechater Brauerei um und konnte sie in der nationalsozialistischen Zeit mit viel Mühe erhalten. Sie war nach 1938 neben der Familie Bachofen von Echt in Nussdorf die einzige große Brauherrenfamilie in Wien, die erst 1978 das Unternehmen an die Brau AG verkaufte. Die Familie Kuffner in Ottakring wurde von den Nationalsozialisten aus rassistischen Gründen vertrieben. Ihr folgten mit den Familien Harmer und Wenckheim die einzigen Wiener Brauherren der unmittelbaren Gegenwart.
Liste der Brauherren
Name | BerufBeruf | GeburtsdatumDatum der Geburt | SterbedatumSterbedatum | AnmerkungAnmerkung oder Notiz. | |
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Anton Störck | Arzt Brauereibesitzer | 21. Februar 1731 | 11. Februar 1803 | ||
Franz Anton Dreher | Bierbrauer | 29. Juli 1736 | 9. November 1820 | ||
Franz Simon Pfaffenhofen | Großgrundbesitzer Brauereibesitzer | 17. Dezember 1753 | 4. April 1840 | ||
Anton Bosch | Brauereibesitzer Ortsrichter | 7. Jänner 1784 | 9. November 1868 | ||
Franz Xaver Bosch | Braumeister Ortsrichter | 4. Oktober 1789 | 12. Mai 1860 | ||
Georg Meichl | Brauereibesitzer | 5. April 1791 | 16. April 1834 | ||
Vinzenz Neuling | Gastwirt Bierbrauer | 11. Oktober 1795 | 4. Oktober 1846 | ||
Johann Georg Held | Militärbeamter Brauherr | 1796 | 12. November 1850 | ||
Theodor Löwenthal | Brauereibesitzer | 1798 | 1878 | ||
Josef Leopold Gierster | Hofbräumeister Brauhausbesitzer | 1800 | 27. Dezember 1863 | ||
Adolf Ignaz Mautner von Markhof | Industrieller Brauereibesitzer | 26. Oktober 1801 | 24. Dezember 1889 | ||
Anton Dreher der Ältere | Bierbrauer Industrieller | 8. Juni 1810 | 27. Dezember 1863 | ||
Johann Nepomuk Dengler | Brauereibesitzer | 29. November 1813 | 25. März 1866 | ||
Theodor Meichl | Brauereibesitzer | 31. Oktober 1820 | 31. Juli 1869 | ||
Anton Bergmiller | Braumeister | 1822 | 15. Mai 1870 | ||
Ignaz Kuffner | Industrieller Politiker | 22. April 1822 | 23. März 1882 | ||
Karl Adolf von Bachofen | Brauhausbesitzer Kommunalpolitiker Numismatiker | 12. März 1830 | 22. Mai 1922 | ||
Karl Ferdinand Mautner von Markhof | Industrieller Braumeister | 16. April 1834 | 1. September 1896 | ||
Moritz Faber (Industrieller) | Industrieller Brauereifachmann Politiker | 14. März 1837 | 19. Februar 1921 | ||
Anton Dengler | Brauereibesitzer | 27. Jänner 1838 | 9. Juni 1900 | ||
Georg I. Mautner von Markhof | Industrieller | 8. Mai 1840 | 15. Mai 1904 | ||
Josef Wünsch | Industrieller Gemeinderat | 30. Mai 1843 | 19. Mai 1916 | ||
Johann Medinger junior | Industrieller | 21. März 1846 | 18. Dezember 1908 | ||
Theodor II. Meichl | 17. Mai 1847 | 10. August 1901 | |||
Anton Dreher der Jüngere | Bierbrauer Industrieller | 21. März 1849 | 7. August 1921 | ||
Georg II. Meichl | Brauereibesitzer Braumeister | 28. August 1849 | 28. November 1919 | ||
Moriz Kuffner | Industrieller Alpinist | 30. Jänner 1854 | 5. März 1939 | ||
Alfons Erhard | Brauereifachmann | 6. August 1862 | 8. März 1926 | ||
Viktor Mautner von Markhof | Brauhausbesitzer Brauherr | 5. Juli 1865 | 10. Mai 1919 | ||
Konrad Schneeberger | Bierbrauer Politiker Mitglied der Wiener Bürgerschaft | 27. September 1866 | 29. April 1936 | ||
Georg II. Mautner von Markhof | Industrieller Brauherr | 9. September 1875 | 16. September 1934 | ||
Manfred Mautner Markhof senior | Industrieller Brauherr | 17. September 1903 | 4. Jänner 1981 | ||
Georg III. Mautner Markhof | Industrieller Brauherr | 30. August 1904 | 24. Februar 1982 | ||
Georg J. E. Mautner Markhof | Brauherr Politiker Industrieller | 11. Juni 1926 | 13. Mai 2008 | ||
Manfred Mautner Markhof junior | Industrieller Politiker Brauherr | 6. Februar 1927 | 7. Jänner 2007 |
Literatur
- Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert. Wien: Löcker Verlag 2014