Manfred Mautner Markhof senior
Mautner Markhof Manfred, * 17. September 1903 Wien, † 4. Jänner 1981 Wien (Zentralfriedhof), Gattin (17. April 1926 Brioni) Maria Kupelwieser (* 18. August 1900, Urenkelin von Leopold Kupelwieser), Großindustrieller, Urenkel des Firmengründers Adolf Ignaz Mautner (ab 1872 Ritter von Markhof) und Sohn von Theodor I. August Ritter Mautner von Markhof. Sohn: Manfred II. Mautner Markhof (* 6. Februar 1927 Wien, † 7. Jänner 2008 Wien)
Die Zeit bis 1945
Manfred I. Mautner Markhof wuchs auf dem floridsdorfer Betriebsgelände (Brauerei zum St. Georg) seiner Familie in 21., Prager Straße 20 auf. Nach Beendigung des Studiums an der Brauereiakademie in Weihenstephan wurde er 1928 Diplom-Brau-Ingenieur, trat in den Familienkonzern ein und führte ab 1934 mit seinem älteren Bruder Gerhard und seinen Cousins Georg III. und Gustav I. im Rahmen des sogenannten „Viererzuges“ das Familienunternehmen.[1] Er war ab 1936 Mitglied des Verwaltungsrates der "Mautner Markhof Brauerei Schwechat AG", wurde 1945 Vorsitzender des Vorstandes und von 1968 bis zu seinem Tod 1981 Präsident des Aufsichtsrates der Familienunternehmen.
Er war gemeinsam mit seinem Cousin Georg III. Mautner Markhof 1939 einige Wochen in Berlin in „Schutzhaft“, um von ihnen die Zustimmung zur „Arisierung“ der Brauerei zu erpressen. Auch wegen der jüdischen Vergangenheit ihres Urgroßvaters mussten sie dann formell aus allen Funktionen ausscheiden. Manfred I. konnte nur durch eine Intervention seines Freundes und Komponisten Richard Strauss bei Joseph Goebbels einer Einweisung in ein Konzentrationslager entkommen. Er wurde kurzfristig in die Wehrmacht eingezogen und leitete den Konzern aus dem Hintergrund. Im Mai 1945 übernahm er im Alleingang dessen Führung.[2]
Zweite Republik
Gemeinsam mit den Mitgliedern des „Viererzugs“ baute er den Konzern nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wieder auf und führte ihn mit den Standorten Schwechat (Brauerei) und Simmering (Hefe, Fruchtsäfte, Senf, Essig, Spirituosen) zu seiner Blütezeit in den 1950er und 1960er Jahren. Manfred Mautner Markhof war Vorsitzender des Verbandes Österreichischer Brauereien sowie Präsident der Versuchsstation für Gärungsgewerbe. Als Initiator der Fachrichtung für Gärungstechnik an der Hochschule für Bodenkultur in Wien wurde er 1947 mit dem Ehrendoktorat ausgezeichnet. Er galt als „reichster Österreicher“. Mautner Markhof zählte zu den populärsten und bekanntesten Persönlichkeiten der ersten Jahrzehnte der Zweiten Republik.
Weitere Funktionen
Bereits ab 1945 übernahm Mautner Markhof auch bedeutende Positionen im politischen und kulturellen Leben, war Obmann der Bundessektion Industrie der Kammer der gewerblichen Wirtschaft und Vizepräsident der Vereinigung Österreichischer Industrieller. In diesen Funktionen hatte er unter anderem in den Jahren 1947 bis 1951 großen Einfluss am Zustandekommen der fünf Lohn-Preis-Abkommen zur Stabilisierung der österreichischen Währung, womit die Grundlagen für die Sozialpartnerschaft gelegt wurden. Auf kulturellem Gebiet war Präsident der Wiener Konzerthausgesellschaft und des Wiener Männergesang-Vereins, Ehrenmitglied der Wiener Philharmoniker, Präsident des ÖAMTC und so weiter. Er war mit Karl Böhm, Richard Strauss, Gottfried von Einem, Heimito von Doderer, Friedrich Heer und Fritz Hochwälder befreundet und galt als bedeutender Kunstsammler (Lithographien, Aquarelle), Kunstmäzen (Förderer u.a. von Ernst Fuchs, Arnulf Rainer, Fritz Wotruba und Friedensreich Hundertwasser) und Sportförderer (Mitglied des Österreichischen Olympischen Komitees).[3] Schließlich war er ein Pferdesport-Experte und jahrzehntelang Präsident des Wiener Trabrennvereins.
1972 führte sein missglücktes Telegramm an den IOC-Präsidenten Avery Brundage, der den Schifahrer Karl Schranz von den Olympischen Winterspielen in Sapporo ausgeschlossen hatte, zu einem vorübergehenden Boykott von Mautner-Markhof-Produkten. In der Folge zog er sich aus dem operativen Geschäft zurück und überließ seinem Sohn Manfred II. und seinem Neffen Georg IV. Mautner Markhof die Leitung des Konzerns. Er wehrte sich dann lange gegen den Verkauf der Schwechater Brauerei, musste aber drei Jahre vor seinem Tod 1981 beim Verkauf an die Brau Union nachgeben. Er starb am 4. Jänner 1981 bei einem selbst verursachten Verkehrsunfall in der Simmeringer Hauptstraße.
Mautner Markhof war u.a. Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, des Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien, des Großen Silbernen Ehrenzeichens mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich sowie des Großkreuzes des päpstlichen Silvesterordens. Er wurde in der Familiengruft in den Arkaden des Zentralfriedhofes begraben.
Literatur
- Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
- Georg J.E. Mautner Markhof: Von Irgendwo in alle Welt. Guardaval Verlag: Wien 1998
- Manfred Mautner Markhof: Haltestellen und Stationen in meinem Leben. Guardaval Verlag: Wien 1978
- Manfred Mautner Markhof: Mit euch, ihr Großen, zu spazieren. Guardaval Verlag: Wien 1978
- Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 21. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1982
- Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Wien: Löcker Verlag 2014, S. 118-126
- Alfred Paleczny / Christian M. Springer / Andreas Urban: Die Geschichte der Brauerei Schwechat. Von den Bierbaronen Dreher und Mautner Markhof in die Gegenwart. Wien: Böhlau Verlag 2021, S.187-212
- Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951