Vereinigte Brauereien

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Aktienschein der Vereinigten Brauereien, 1928
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Brauerei
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1913
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1938
Benannt nach Brauhaus St. Marx, Simmeringer Brauerei, Schwechater Brauerei
Prominente Personen Mautner-Markhof
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  362949
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Bier, Brauhäuser
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Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm08trj
BildnameName des Bildes Vereinigte-Brauereien.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Aktienschein der Vereinigten Brauereien, 1928
  • 3., Landstraßer Hauptstraße 97

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48° 11' 55.98" N, 16° 23' 40.79" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Vereinigten Brauereien (3., Landstraßer Hauptstraße 97-99) wurden 1913 durch den Zusammenschluss der Anton Dreher Brauerei A.G., des Brauhauses St. Marx und der Simmeringer Brauerei unter dem Namen „Vereinigte Brauereien Schwechat, St. Marx, Simmering - Dreher, Mautner, Meichl AG“ gegründet.

Gründung

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wuchs die Konkurrenz zwischen den Brauereien von Anton Dreher dem Jüngeren (Schwechat), Viktor Mautner von Markhof (St. Marx) und Georg II. Meichl (Simmering). 1913 nutzte Dreher den Konkurs von Viktor Mautner von Markhof und seine familiären Bande zur Familie Meichl um einen Zusammenschluss der drei Brauereien umzusetzen.

Das Aktienkapital betrug 1913 36 Millionen Kronen (180.000 Aktien à 200 Kronen), der Sitz der Brauerei war im Dreher- bzw. später Schwechater Hof in der Landstraßer Hauptstraße 97-99.

Das Fusionsverhältnis zwischen den Familien Dreher, Mautner Markhof und Meichl in der „Vereinigte Brauereien Schwechat, St. Marx, Simmering - Dreher, Mautner, Meichl AG“ wurde mit 4:2:1 festgelegt, im Verwaltungsrat betrug es 6:4:2. Die Vereinigten Brauereien beschäftigten 1913 rund 3.000 Arbeiterinnen und Arbeiter und produzierten allein in Wien und Schwechat 1,4 Millionen Hektoliter Bier, was einen Marktanteil von 35 Prozent bedeutete[1].

Fusionen der Zwischenkriegszeit

Bis 1925 waren die Aktien im Verhältnis 4:2:1 auf die Familien Dreher, Mautner Markhof und Meichl verteilt, einen kleinen Anteil besaß ein Bankenkonsortium, bestehend aus der Creditanstalt für Handel und Gewerbe, dem Wiener Bankverein und der Niederösterreichische Eskomptegesellschaft. Nach dem Tod von Anton Dreher dem Jüngeren folgte sein Sohn Anton III. bis zu seinem Tod 1925 als Präsident des Verwaltungsrates. Dann erbte der dritte Sohn Eugen die Aktienmehrheit. Er gab jedoch den 60-prozentigen Anteil seiner Familie (110.000 Aktien zum Kurs von 66 Schilling) an das Bankenkonsortium ab, weil er sich in Ungarn wirtschaftlich engagierte. Zugleich erwarb das Konsortium den Großteil der Mautner-Markhof-Aktien. Präsidenten des Aufsichtsrates waren die Generaldirektoren des Bankenvereins bzw. der Creditanstalt Bernhard Popper-Artberg, danach Paul Hammerschlag und Alfred Heinsheimer.

1926/27 erfolgten die Fusionen mit der Hütteldorfer Brauerei, der Jedleseer Brauerei und einer Brauerei in Waidhofen an der Thaya, wobei deren Präsidenten in den Verwaltungsrat der Vereinigten Brauereien einzogen. Das Aktienkapital wurde zwischen 1924 und 1927 von neun auf 21,6 Millionen Schilling (Kaufkraftwert 2022 ca. 90 Millionen Euro) erhöht, wobei die Banken 79 % der Aktien hielten.

Der Braubetrieb wurde in allen Braustätten mit Ausnahme von Schwechat eingestellt, wo Generaldirektor Konrad Schneeberger durch eine Überschuldung infolge von Managementfehlern seines Vorgängers Alfons Erhard eine wirtschaftliche Krise meistern musste. Es gelang ihm zwischen 1926 und 1935 den Schuldenstand von 39 auf 4,2 Millionen Schilling zu senken und gleichzeitig umfangreiche Erweiterungen, etwa durch die Erweiterung des Sudhauses, einen ca. 40.000 hl fassenden neuen „Rostock & Bärlocher"-Gärkeller und einen dreistöckigen unterirdischen 170.000 hl fassenden Lagerkeller, vorzunehmen. Die Mittel dafür stammten aus dem Verkauf der Zweigbrauereien in der CSR und in Italien sowie aus Aktienkapitalerhöhungen nach der Fusion mit den Brauereien in Hütteldorf und Jedlesee. Die Vereinigten Brauereien verfügten 1930 bereits über 50 Güterwaggons und 200 Lastkraftwagen.

Brauerei Schwechat AG

Nach der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre war die Creditanstalt-Bankverein unter ihrem neuen Generaldirektor Adrian van Hengel gezwungen, ihre Unternehmensanteile zu reduzieren. Der Familie Mautner Markhof, namentlich Georg III., gelang es mithilfe ihres Rechtsvertreters und späteren Finanzministers Ludwig Draxler dem Bankenkonsortium ihren inzwischen durch Verkäufe auf 58 % gesunkenen Aktienanteil schrittweise zu einem günstigen Aktienkurs abzukaufen, womit sie gemeinsam mit den Altaktionären Richard Schoeller und Georg III. Meichl wieder die Mehrheit übernahm. Zünglein an der Waage war die St. Georgs Brauerei, die formal als Übernehmerin agierte und danach geschlossen wurde. Der Firmenname der Brauerei wurde 1938 in „Brauerei Schwechat AG“ geändert, den sie bis zur Übernahme durch die Brau AG (heute Brau Union Österreich AG) 1978 trug.

Der Deal wurde nach 1938 von den Nationalsozialisten durch die nicht eindeutig nachvollziehbaren Aktienbewertungen als „Betrug am Volksvermögen“ bezeichnet, was Georg III. und seinem Cousin Manfred I. Mautner Markhof, teilweise auch wegen ihrer jüdischen Vergangenheit, fast die Einweisung in ein Konzentrationslager gebracht hätte.

Liste der Vorsitzenden

Quellen

Literatur

  • Alfred Paleczny / Christian M. Springer / Andreas Urban: Die Geschichte der Brauerei Schwechat. Von den Bierbaronen Dreher und Mautner Markhof in die Gegenwart. Wien: Böhlau Verlag 2021, S.165-176
  • Josef Promintzer: Dreihundert Jahre Brauhaus Schwechat. Vergangenheit und Gegenwart der größten Brauerei Österreichs. Wien: Eigenverlag der Vereinigten Brauereien 1932, S. 65-75, 95-101.
  • Christian M. Springer/Alfred Paleczny/Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2017

Referenzen

  1. *Christian M. Springer/Alfred Paleczny/Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2017, S. 204f