Alfons Erhard
Alfons Erhard * 6. August 1862 München † 8. März 1926 Wien, Gattin Vera, geb. Hollitzer, Braufachmann.
Karriere
Alfons Erhard war mit der Münchner Brauherrenfamilie Sedlmayer (Spaten-Bräu) verschwägert und kam nach Studien und Vortragstätigkeit an der Brauerakademie in Weihenstephan 1886 nach Wien. Hier war er vorerst im Brauhaus St. Marx, aber bereits ein Jahr später als Nachfolger des verstorbenen August Deiglmayer in der Schwechater Brauerei als Betriebsleiter tätig. Er war der erste Generaldirektor dieser Brauerei und als erstes Nicht-Mitglied einer Brauherrenfamilie von 1908 bis 1926 Präsident des Brauherrenvereins für Wien und Umgebung. Er musste sich in dieser Zeit mit vielen arbeitsrechtlichen Fragen und ab 1914 mit den schwierigen Fragen der Rohstoffbeschaffung beschäftigen. 1911 wurde er auch Präsident des Zentralverbandes der österreichischen Brauindustriellen-Vereine.
Aufstieg der Schwechater Brauerei
Unter Anton Dreher dem Jüngeren, der sich ab den 1890er Jahren aus der operativen Arbeit weitgehend zurückzog, war er für den stetigen Aufstieg der Schwechater Brauerei mitverantwortlich und auch daran beteiligt, dass die Dreher-Brauerei 1905 in eine Aktiengesellschaft eingebracht wurde und es 1913 zur Gründung der Vereinigten Brauereien kam, deren Generaldirektor er auch wurde. Er galt in seiner fast 40jährigen Tätigkeit als unangreifbare Autorität der Brauwirtschaft, der das unter ihm gebildete Bierkartell extrem zu seinen Gunsten ausnutzte und dadurch auch Ziel bei diversen Gastwirte-Protestaktionen (vor allem Bier-Boykott 1906) war.
Verschuldung
Er war Brauereiwissenschaftler und Initiator einer neuen Berechnungsmethode der Biersteuer durch die Erfindung eines Bierwürze-Kontrollmessgeräts. Nach dem Ersten Weltkrieg kam er mit den veränderten Rahmenverhältnissen nur bedingt zurecht und es gelang es ihm nicht, das Brauhaus modernen Anforderungen anzupassen. Er konzentrierte sich fast ausschließlich auf Produktionssteigerungen und Erweiterungen des Absatzmarktes in die Bundesländer, wofür er hohe Bankdarlehen bei jenen Instituten aufnahm, die die Aktienmehrheit an den Vereinigten Brauereien besaßen. So war sein Nachfolger Konrad Schneeberger zu einer massiven Entschuldungs- und Modernisierungspolitik gezwungen.
Literatur
- Die Börse 5. August 1926, S.1-2
- Neues Wiener Tagblatt 11. März 1926, S. 10
- Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Wien: Löcker Verlag 2014, S. 71-76
- Alfred Paleczny / Christian M. Springer / Andreas Urban: Die Geschichte der Brauerei Schwechat. Von den Bierbaronen Dreher und Mautner Markhof in die Gegenwart. Wien: Böhlau Verlag 2021, S. 65-71, 143
- Josef Promintzer: Dreihundert Jahre Brauhaus Schwechat. Vergangenheit und Gegenwart der größten Brauerei Österreichs. Wien: Eigenverlag der Vereinigten Brauereien 1932, S. 50-75