Brauherrenverein
48° 12' 22.03" N, 16° 22' 17.63" E zur Karte im Wien Kulturgut
Brauherrenverein für Wien und Umgebung (1., Kärntner Straße 23).
Der Brauherren-Verein für Wien und Umgebung war die Interessenvereinigung der Brauerei-Besitzer in Wien und der Wiener Umlandgemeinden und wurde 1848 als Nachfolgeorganisation der Brauer-Zunft bzw. der Genossenschaft der Wiener Brauer gegründet. In den ersten Jahren hatte er keinen festen Sitz und tagte in verschiedenen Wiener Gasthäusern, nach einer Neuorganisation zog er 1885 in die Kärntner Straße 23. 1872 wurde der Brauherrenverein nach dem neuem Vereinsgesetz neu gegründet und wurde damit auch eine offizielle Interessensvertretung der Brauerei-Besitzer. Er wurde von seinem letzten Präsidenten Georg III. Mautner-Markhof im Juli 1938 aufgelöst, wodurch er das Vermögen von 22,5 Millionen Schilling dem Zugriff der Nationalsozialisten entziehen konnte.
Tätigkeiten
Die wichtigsten Tätigkeiten des Vereins waren die Bestimmung der Regeln für die Aufteilung der Absatzgebiete, die 1907 im Bierkartell festgelegt wurden, die Beschäftigung mit der sozialen Frage der Brauereiarbeiterinnen und -arbeiter (bei der er extrem arbeiterfeindlich agierte, aber 1907 dem ersten Kollektivvertrag zustimmen musste), die Vertretung gegenüber den Behörden bezüglich rechtlicher Fragen der Bierwirtschaft (vor allem bei der Besteuerung des Biers) und die wissenschaftliche Förderung des Brauwesens (1895 wurde die Akademie der Brauindustrie in Mödling gegründet, die nach 1945 eine Fakultät der heutigen Universität für Bodenkultur wurde). Außerdem trat er als Kunstmäzen, Förderer der Wissenschaften, der Forschung und von Wohlfahrtseinrichtungen auf. Die Präsidenten wurden von den Brauherren gewählt, wobei fast alle bekannten Brauherren zumindest einige Jahre an seiner Spitze standen.
Vergleichbare Vereinigungen
1882 vereinigten sich die regionalen Brauherrenvereine zum „Österreichischen Brauerbund“, der sich 1898 „Centralverband der österreichischen brauindustriellen Vereine“ nannte, der eine Vorgängerinstitution des Industriellenverbandes war. 1906 entstand der „Schutzverband der niederösterreichischen Brauereien“, der sich als Aufgabe die Überwachung des Bierkartell-Vertrages und die Arbeitgebervertretung nach Abschluss des Kollektivvertrages für die Wiener Brauarbeiter stellte. 1926 wurde ein Schutzverband für ganz Österreich gegründet. Seit 1947 gibt es nur mehr eine gesamtösterreichische Vertretung der Brauereien im „Verband der Brauereien Österreichs“, der die nationale Brauereiwirtschaft im Rahmen des Fachverbandes der Nahrungs- und Genussmittelindustrie der Wirtschaftskammer Österreich vertritt und seinen Sitz in Wien hat.
Vorsteher und Präsidenten des Brauherrenvereins
Name | FunktionFunktion einer Person (in einer Organisation) | vonDatum (oder Jahr) des Beginns der Funktion | bisDatum (oder Jahr) des Endes der Funktion | AnmerkungAnmerkung oder Notiz. | |
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Theodor Meichl | Vorsitzender | 1846 | 1847 | Simmeringer Brauerei | |
Franz Xaver Bosch | Vorsitzender | 1847 | 1848 | Nußdorfer Brauerei | |
Adolf Ignaz Mautner von Markhof | Vorsitzender | 1848 | 1849 | Brauhaus St. Marx | |
Anton Bergmiller | Vorsitzender | 1849 | 1852 | Hütteldorfer Brauerei | |
Theodor Meichl | Vorsitzender | 1852 | 1853 | Simmeringer Brauerei | |
Pankraz Grohe | Vorsitzender | 1853 | 1855 | Brunner Brauhaus | |
August Wedl | Vorsitzender | 1855 | 1859 | Brauerei Neuling | |
Theodor Löwenthal | Vorsitzender | 1859 | 1862 | Liesinger Brauerei | |
Anton Bergmiller | Vorsitzender | 1862 | 1869 | Hütteldorfer Brauerei | |
Franz Richter junior | Vorsitzender | 1869 | 1872 | Grinzinger Brauhaus | |
Moritz Faber (Industrieller) | Präsident | 1872 | 1875 | Liesinger Brauerei | |
Franz Richter junior | Präsident | 1875 | 1876 | Grinzinger Brauhaus | |
Theodor II. Meichl | Präsident | 1876 | 1880 | Simmeringer Brauerei | |
Anton Dreher der Jüngere | Präsident | 1880 | 1887 | Schwechater Brauerei | |
Karl Ferdinand Mautner von Markhof | Präsident | 1887 | 1890 | Brauhaus St. Marx | |
Johann Medinger junior | Präsident | 1890 | 1900 | Nußdorfer Brauerei | |
Moriz Kuffner | Präsident | 1900 | 1903 | Ottakringer Brauerei | |
Johann Medinger junior | Präsident | 1903 | 1904 | Nußdorfer Brauerei | |
Viktor Mautner von Markhof | Präsident | 1904 | 1907 | Brauhaus St. Marx | |
Johann Medinger junior | Präsident | 1907 | 1908 | Nußdorfer Brauerei | |
Alfons Erhard | Präsident | 1908 | 1926 | Schwechater Brauerei / Vereinigte Brauereien | |
Georg II. Mautner von Markhof | Präsident | 1926 | 1927 | Vereinigte Brauereien | |
Konrad Schneeberger | Präsident | 1927 | 1936 | Vereinigte Brauereien | |
Georg III. Mautner Markhof | Präsident | 1936 | 1938 | Schwechater Brauerei AG |
Literatur
- Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert. Wien: Löcker Verlag 2014, S. 192-201