Georg III. Mautner Markhof
Georg III. Heinrich T. Mautner Markhof, * 30. August 1904 Wien, † 24. Februar 1982 (Stammersdorfer Zentralfriedhof), 1. Ehefrau Maria Carmen geborene Simovics (*4. September 1902 Premysl † 10. April 1936 Nizza), 2. Ehefrau Marylin Elizabeth/Chick Fuller (* 24. März 1906 Bishop/Auckland, Neuseeland † 24. April 1982 Wien), 3. Ehefrau Gertrud/Gritine Nebel v. Vidulovic (* 13. August 1913 Wien , † 17. August 2001 Wien), Sohn Georg IV. J.E. Mautner v. Markhof (* 11. Juni 1926 Wien, † 13. Mai 2008 Wien)
Herkunft und Ausbildung
Georg III. Heinrich Mautner Markhof war ein Urenkel des Familiengründers Adolf Ignaz Mautner sowie Sohn von Georg II. Anton Mautner Markhof und wuchs im Mautner-Schlössl in der Prager Straße 33 auf. Vor dem Eintritt ins Familienunternehmen im Jahr 1929 war er bereits Diplomingenieur und Doktor der Rechte. 1954 kehrte an die Universität zurück und promovierte 1959 sub auspiciiis praesidentis zum Doktor der Philosophie.
Expansion
Im Familienkonzern begann Mautner Markhof in der Hefeproduktion, wo er 1930 maßgeblich an der Gründung einer Fabrik in Viladecans, Spanien, beteiligt war, mit dem Know-how aus Simmering eine der größten Hefefabriken Europas wurde. Nach dem Tod seines Vaters 1934 übernahm er mit seinem Bruder Gustav und seinen Cousins Gerhard und Manfred I. Mautner Markhof im sogenannten „Vierzug“ die Leitung des Familienkonzerns. 1935 gelang ihm ohne Unterstützung seiner Verwandten, aber mit Ausnützung seiner guten Kontakte zum Regime, mit tatkräftiger Hilfe des als Vermittler entlohnten späteren Finanzministers Ludwig Draxler und mit einer „ausgeklügelten Strategie“ der Erwerb der Vereinigten Brauereien. Er wurde erster Vorsitzender des Verwaltungsrates der umbenannten „Mautner Markhof Brauerei Schwechat AG“.[1]
Im "Ständestaat"
Georg III. Mautner Markhof war im Dollfuß-Schuschnigg-Regime unter anderem Präsident des Verbandes der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Präsident der Spiritus-, Hefe- und Brauindustrie, der Wiener Handelskammer sowie Vizepräsident der Industriellenvereinigung. Zwischen 1934 und 1938 war er Mitglied des Bundeswirtschaftsrates und des Staatsrates. Außerdem war er von 1936 bis 1938 letzter Präsident des Brauherrenvereins für Wien und Umgebung und löst diesen im Juli 1938 auf, um das Vermögen von 22,5 Mio. Schilling dem Zugriff der Nationalsozialisten zu entziehen.
Flucht und Rückkehr
Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Österreich konnte er wegen seiner Tätigkeit im Ständestaat, der jüdischen Vergangenheit seines Urgroßvaters und des Erwerbs der Brauerei, bei dem ihm Betrug am Volksvermögen vorgeworfen wurde, nur knapp der Einweisung in ein Konzentrationslager vermeiden. Er musste auf seine Funktion in der Brauerei verzichten und tauchte bis 1945 unter. 1945 flüchtete er vor der sowjetrussischen Besatzungsmacht nach Brasilien, wo er als Viehzüchter und Betreiber von Gummiplantagen tätig war. 1949 kehrte er nach Österreich zurück, wurde Aufsichtsratsvorsitzender der Schwechater Brauerei und ab 1968 deren Ehrenpräsident. Öffentlich trat er in der Zweiten Republik kaum in Erscheinung, er überließ seinem Cousin Manfred I. Mautner Markhof die Familien- und Unternehmensleitung. Er blieb aber in der Hefeproduktion aktiv und gründete das „Groupement d´Études des Industries Européennes de Fermentation“, eine Vereinigung der größten europäischen Hefefabriken, deren Präsidentschaft er zehn Jahre lang bekleidete.[2]
Werk
Georg III. war ein Mann mit vielen innovativen Ideen. So gründete er 1936 eine St. Georgs Brauerei in Addis Abeba, die er nach Kriegsende 1945 nur mit Mühe vom äthiopischen Kaiser abgegolten bekam, und 1950 in Brasilien eine weitere Brauerei mit österreichischem Know-How, die er ebenfalls nur mit Mühe 1959 an eine brasilianische Brauerei verkaufen konnte. Er ist in der Gruft der Familie auf dem Stammersdorfer Zentralfriedhof begraben.
Literatur
- Georg J.E. Mautner Markhof: Von Irgendwo in alle Welt. Wien: Guardaval Verlag 1989
- Alfred Paleczny / Christian M. Springer / Andreas Urban: Die Geschichte der Brauerei Schwechat. Von den Bierbaronen Dreher und Mautner Markhof in die Gegenwart. Wien: Böhlau Verlag 2021, S.185-187
- Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Wien: Löcker Verlag 2014, S. 113-118