Ignaz Kuffner
Ignaz Karl (1878 von) Kuffner, * 22. April 1822 Lundenburg (Břeclav), † 23. März 1882 Ottakring, Unternehmer, Brauereibesitzer, Politiker.
Biografie
Herkunft
Ignaz Kuffner stammte aus einer jüdischen Familie, die in Lundenburg im heutigen Tschechien mit Unterstützung der Fürsten von und zu Liechtenstein durch die Bier- und Branntweinproduktion zu einem größeren Vermögen gelangt war. Nach dem frühen Tod seines Vaters brach Ignaz Kuffner seine Ausbildung ab, um in Lundenburg in den Familienbetrieben zu arbeiten.
Nach 1848 kam er mit seinem Cousin Jakob Kuffner und dessen Söhnen Wilhelm und Karl nach Wien.
Familie
Ignaz Kuffner war in erster Ehe mit seiner Cousine Fanny (* 4. März 1830 Lundenburg, † 21. Juli 1851 Wien-Ottakring), der Tochter seines Onkels Simon, verheiratet. Ihre Brüder Gottlieb, Adolf und Wilhelm übernahmen 1878 das Hernalser Brauhaus. In zweiter Ehe war er mit Rosalie Spitzer verheiratet. Von Ignaz Kuffners fünf Kindern (zwei Söhne aus erster Ehe, zwei Söhne und eine Tochter aus zweiter Ehe) erreichten nur Moriz und Katharina (* 1862) das Erwachsenenalter.
Eigentümer der Ottakringer Brauerei
1850 kauften Ignaz Kuffner und sein Cousin Jakob die in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene Ottakringer Brauerei von Heinrich Plank. Ermöglicht wurde das durch die Pillersdorfsche Verfassung, die es Juden erlaubte, Eigentum zu erwerben. 1856 erwarben sie auch das Oberdöblinger Brauhaus. Ignaz Kuffner blieb in Ottakring, Jakob ging nach Döbling.
Anschließend baute Ignaz Kuffner die Brauerei zu einem Großbetrieb aus und erzeugte neben Bier auch Spiritus sowie Presshefe nach einem von Adolf Ignaz Mautner entwickelten Verfahren. Aus der Brauerei machte er einen Vorzeigebetrieb, indem er das technische Niveau hob, den Produktionsausstoß vervielfachte und vorbildliche arbeits- und sozialrechtlichen Bestimmungen einführte. Der Unternehmer galt als wesentlich sozialer als seine Brauherrenkollegen und bot seinen Arbeitern eine eigene Werksküche und humanere Arbeitsbedingungen.
Politiker
Zu großem Wohlstand gekommen, unterstützte er seine Gemeinde Ottakring finanziell. Nachdem er schon längere Zeit im Ottakringer Gemeinderat tätig gewesen war, wurde Ignaz Kuffner 1869 zum Bürgermeister gewählt.
In dieser Zeit baute er die Infrastruktur des Wiener Vorortes (Postamt, Feuerwehr, Polizeikommissariat, Schulen, Kinderbewahranstalten) aus und versuchte, gegen den Widerstand von Klerus und Politik den ansässigen Juden die gleichen Rechte wie den Katholiken zu gewähren. So schenkte er beispielsweise der Kultusgemeinde ein Grundstück in der Hubergasse für die Errichtung der ersten Ottakringer Synagoge. Sein Plan, Ottakring an die Erste Hochquellenleitung anschließen zu lassen, scheiterte am Widerstand der Bevölkerung. Noch heute wird das "Ottakringer" mit Wasser aus dem hauseigenen Brunnen gebraut.
Die Nordpolexpedition unter der Leitung von Julius Payer und Carl Weyprecht unterstützten Ignaz und Jakob Kuffner finanziell.
Späte Jahre und Tod
Kuffner zählte zu den Gegnern der Eingemeindung Ottakrings zu Wien und der Gründung einer Kommunalsparkasse, wie sie damals in den benachbarten Vororten entstanden. 1873 wurde er erster Ehrenbürger von Ottakring. In Anerkennung seines Wirkens im Brauwesen und aufgrund seiner humanitären Verdienste erfolgte 1878 seine Erhebung in den Adelsstand als "Edler von Kuffner". Als Ignaz Edler von Kuffner am 23. März 1882 in Ottakring starb, trat sein Sohn Moritz von Kuffner das alleinige Erbe an.
Auf eigenen Wunsch wurde Ignaz Kuffner in Břeclav (Lundenburg) bestattet, das Grab besteht noch immer. Bereits zu Lebzeiten benannte man die in unmittelbarer Nähe zur Ottakringer Brauerei liegende Verkehrsfläche Kuffnergasse nach dem Unternehmer.
Literatur
- Christian M. Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Wien: Böhlau 2016
- Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert. Wien: Löcker 2014, S. 141–152
- Michael Darthé: Ottakringer. Eine Unternehmensgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Eigentümerverhältnisse. Wien: LIT 2007, S. 21 ff.
- Katja Fischer: Jüdische Kunstsammlungen in Wien vor 1938 am Beispiel der Familie Kuffner. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 2008
- Georg Gaugusch: Die Familie Kuffner. In: Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik 8 (2000), S. 243–251
- Karl Schneider: Geschichte der Gemeinde Ottakring. Wien 1892