Hernalser Brauhaus

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Bierdeckel des Hernalser Brauhauses
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Brauerei
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1839
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1936
Benannt nach Hernals (Vorort)
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  11675
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Bier, Brauhäuser
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 12.09.2024 durch WIEN1.lanm08trj
BildnameName des Bildes Hernalser Brauhaus Bierdeckel.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Bierdeckel des Hernalser Brauhauses
  • 17., Frauengasse 18
  • 17., Ortliebgasse 15-17

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48° 12' 57.42" N, 16° 19' 46.12" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Hernalser Brauhaus am Generalstadtplan von 1904

Das Hernalser Brauhaus (17., zwischen Frauengasse 18 und Ortliebgasse 15-17; Konskriptionsnummer: Hernals 71) war eine Brauerei im Vorort und späteren Wiener Gemeindebezirk Hernals, die von 1839 bis 1936 bestand.

In Hernals wurde schon im Mittelalter Bier gebraut. 1372 wird ein Gerung der Preyer, der auch einen Weingarten besaß urkundlich erwähnt. 1400 wird urkundlich[1] ein Lehen der "Preuer von der Herren Alsse" erwähnt.

Anfänge

1839 errichtete der Schwechater Braumeister Rudolf Müllner auf den landtäflichen Gründen „Gülden Spitzacker“ eine handwerkliche Brauerei, die er nur für den örtlichen Bedarf auslegte. 1852 übernahm Josef Lenz den Betrieb, 1867 folgte sein Sohn Albert Lenz; 1878 verpachtet dieser die Brauerei an Gottlieb Kuffner, ein Cousin der Kuffners in Ottakring (Ottakringer Brauerei) und Oberdöbling (Oberdöblinger Brauhaus).

1880 erhielt Kuffner vom Magistrat die Genehmigung, gegen 200 Gulden pro Jahr die Brauerei mit täglich 1000 Eimer Wasser aus der Hochquellenleitung zu versorgen[2].

Gottlieb Kuffner konnte das Brauhaus 1887 käuflich erwerben, verstarb jedoch nur ein paar Tage später im 52. Lebensjahr. Die Brauerei wurde nun von seinen Erben unter der Leitung seines Bruders Adolf Kuffner weiter betrieben.

Ausbau und Errichtung einer Ausschank

Ab 1888 wurde die Brauerei ausgebaut und gänzlich auf Dampfmaschinenbetrieb und künstliche Kühlung umgestellt, wobei eine Maschine nach dem Prinzip von Carl von Linde alle Gär- und Lagerkeller auf die richtige Temperatur bringen konnte. 1892 wurden eine neue Malzdarre und Malztenne errichtet. 1893 wurden benachbarte Grundstücke (Ortliebgasse 15 und Frauengasse 23-27) erworben und 1896 zwei neue Lagerkeller gebaut. Auf dem Grundstück in der Frauengasse eröffnete Adolf Kuffner einen Ausschank mit Saal und Garten auf einer Fläche von 12.000 m², wo der Wienerlied-Interpret Edmund Guschelbauer mit seinem noch immer populären Lied vom „alten Drahrer“ erstmals brillierte.

Ansicht des Hernalser Brauhauses mit Fabriksgelände, 1902

1897 verhängte die von chronischem Wassermangel bedrohte Stadt Wien eine Strafe von 50.000 Gulden gegen das Hernalser Brauhaus, da sie an Stelle der vereinbarten 1000 Hektoliter [sic!] täglich 4000 Hektoliter Hochquellwasser nutzte[3] und stellte daraufhin die Wasserzufuhr für die Brauerei ganz ein.[4] Das Brauhaus reagierte darauf noch im selben Jahr mit dem Bau eines neuen artesischen Brunnens von 200 Meter Tiefe, der gemeinsam mit dem bereits bestehenden Brunnen die Wasserversorgung sicherstellen sollte. Das Wasser dieser beiden Brunnen wurde von zwei „Luftdruckwasserhebungs-Dampfpumpen“ gefördert.[5] Die maximale Produktionskapazität wurde damit auf 100 000 hl Bier erhöht - ein Wert, der jedoch nie erreicht wurde.

Niedergang und Ende

Adolf Kuffner hatte sich mit den Investitionen finanziell übernommen und musste 1899 neue Teilhaber suchen. Als neuer Name wurde „Brauerei Hernals Kuffner & Redlich“ protokolliert. Mit einem Drittel war Adolf Kuffner unter den sechs Teilhabern am stärksten beteiligt, weitere Teilhaber waren Ludwig Edler von Kuffner, Dr. Hans Redlich Edler von Vežeg und Kurt Redlich Edler von Vežeg.

Hernalser Brauerei, Kuffner & Redlich, Abzugsbier, Lagerbier, Märzenbier und Benediktinerbräu

Adolf Kuffner starb 1903 kinderlos und hinterließ seinen Nichten und Neffen ein Vermögen von 1,4 Millionen Kronen (über 9 Mio. Euro), wobei Ludwig Kuffner nun als Geschäftsführer und Brauherr fungierte. 1914 waren in der Brauerei 100 Arbeiter und 13 Beamte beschäftigt, der Bierverkauf ging jedoch immer stärker zurück und die jährliche Erzeugung pendelte sich unter 50.000 hl ein. 1924 musste der Betrieb sogar kurzfristig eingestellt werden, weil nur mehr knapp über 20.000 Hektoliter gebraut werden konnten. 1933 musste man sich endgültig dem Verdrängungswettbewerb der Vereinigten Brauereien beugen, die 7/11 Anteile erwarben und 1936 den Betrieb einstellten. Ludwig Kuffner starb 1937 und entging dadurch im Gegensatz zu seinem Verwandten Moritz Kuffner der Vertreibung und Verfolgung durch die Nationalsozialisten.

1938 wurden die Gebäude in der Frauengasse demoliert, nach 1950 die verbliebenen Gebäude in der Ortliebgasse abgebrochen und das Gelände als Baustofflagerplatz verwendet, der 1969 dem Sportplatz eines Gymnasiums wich. 2005 wurde hier eine sogenannte „Volksgarage" und darüber ein Sportplatz sowie der Adelheid-Popp-Park errichtet; im Zuge der Bauarbeiten wurde eine archäologische Notgrabung durchgeführt, da man römische Spuren erhoffte. Man fand allerdings nur die Grundmauern der alten Eiskeller und des Fabrikschlotes sowie Gegenstände der Brauerei und Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg.

2022 war nur mehr das Verwaltungsgebäude in der Ortliebgasse 15 als Wohnhaus erhalten. Auf einem Großteil des Grundstücks befinden sich bis heute Tennisplätze und eine Parkanlage. An der Stelle der einstigen Brauhausschank und der Brauhaus-Säle wurde ein Lebensmittelsupermarkt errichtet.

Quellen

Literatur

  • Hernals. Ein Heimatbuch für den 17.Wiener Gemeindebezirk. Wien 1924, S.296-297
  • Helmut Muzik: Das ehemalige Hernalser Brauhaus und seine heutige Umgebung. Bezirksmuseum Hernals. Wien 2007
  • Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren - Das goldene Bierjahrhundert, Löcker Verlag: Wien 2014, S. 169-172
  • Rudolf Spitzer: Hernals – Zwischen Gürtel und Hameau. Mohl Verlag: Wien 1991, S. 133-134
  • Christian Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Böhlau Verlag: Wien-Köln-Weimar 2017, 130-134
  • Christian Springer: Historische Brauerei-Topographie Wien. Die Brauereien auf dem Gebiet des heutigen Stadtgebietes. Wien 2023, S. 91-95

Referenzen

  1. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Urkunden (1177 -1526) Stephan der Nusdorfer verkauft einen Weingarten; Hernals - ein Heimatbuch für den 17. Wiener Gemeindebezirk, Wien 1924
  2. ANNO, "Wiener Vororte Zeitung" vom 01.06.1880, Seite 1
  3. ANNO, "Das Vaterland" vom 21.07.1897, Seite 7
  4. Christian Springer: Historische Brauerei-Topographie Wien. Die Brauereien auf dem Gebiet des heutigen Stadtgebietes. Wien 2023, S. 93
  5. Helmut Muzik: Das ehemalige Hernalser Brauhaus, S.15.