Gustav Stolper

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Stolper, Gustav
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr.iur.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  34255
GNDGemeindsame Normdatei 11861858X
Wikidata Q1556433
GeburtsdatumDatum der Geburt 25. Juli 1888
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 27. Dezember 1947
SterbeortSterbeort New York 4042011-5
BerufBeruf Journalist, Nationalökonom, Politiker
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP), Bürgerlich-demokratische Partei, Deutsche Demokratische Partei, Deutsche Staatspartei
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Karl Kraus (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage
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BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
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Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Gustav Stolper, * 25. Juli 1888 Wien, † 27. Dezember 1947 New York, Journalist, Nationalökonom, Politiker.

Biografie

Gustav Stolper war der Sohn von Josephine (1863 als Josephine Goldstein geboren) und David Stolper – beides jüdisch-polnischen Einwanderern – und kam 1888 in Wien zur Welt. Er hatte zwei Schwestern, Martha (geboren 1885) und Ida (geboren 1897). Stolper besuchte das Sophien-Gymnasium in der 2., Zirkusgasse und maturierte dort 1906. Anschließend studierte er an der Universität Wien Jus mit dem Schwerpunkt Nationalökonomie und promovierte 1911.

Stolper begann seine berufliche Karriere als freier Journalist und schrieb unter anderem für die "Neue Freie Presse". 1912 erhielt er eine Anstellung beim "Österreichischen Volkswirt", dessen Herausgeberschaft er ab 1915 gemeinsam mit dem Gründer Walther Federn innehatte. Es gelang ihnen die Zeitschrift als führendes Wirtschaftsjournal zu etablieren. Ihre Artikel stießen jedoch nicht immer auf Zustimmung. Verklagt wurden Stolper und Federn etwa von Imre Bekessy, den sie ein "politisch schamloses, charakterloses Subjekt" sowie einen "Lügner und Schwindler" genannt hatten. Es kam zur Gerichtsverhandlung. Bekessy zog die Klage aber schließlich zurück, da zahlreiche Zeugen gegen ihn auftraten. Oskar Samek und Karl Kraus wurden auf diesen Prozess aufmerksam und verwendeten ihn als Modellfall für spätere, eigene Gerichtsprozesse.

Während des Ersten Weltkrieges war Stolper Leiter der wissenschaftlichen Abteilung des Generalkommissariats für Kriegs- und Übergangswirtschaft. Nach dem Ende der Monarchie trat er zunächst der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschösterreichs (SDAP) bei, wechselte allerdings rasch zur Bürgerlich-Demokratischen Partei.

Stolper war mit Paula Deutsch verheiratet. 1912 kam der Sohn Wolfgang Friedrich Stolper (1912–2002), der später Wirtschaftswissenschaftler wurde, auf die Welt. Als Stolper 1921 erneut heiratete – die Journalistin Antonie "Toni" Kassowitz, verheiratete Stolper (1890–1988) – blieb Wolfgang bei seinem Vater. Die 1929 geborene Johanna Stolper, die spätere Historikerin Joan Campbell (1929–2013), war Stolpers Tochter aus zweiter Ehe.

1925 zog Stolper mit seiner Familie nach Berlin. Dort war er zunächst zweiter Chefredakteur des "Berliner Börsen-Courier". Ein Jahr nach seiner Ankunft in Deutschland gründete er seine eigene Zeitschrift "Der Deutsche Volkswirt", die schnell an Ansehen und Einfluss gewann und bald eine Auflage von 10.000 Stück verzeichnete. Gemeinsam mit Stolper arbeiteten seine Ehefrau Toni Stolper, Carl Landauer und Georg (später George) Katona am Deutschen Volkswirt mit. Gastautor*innen waren bedeutende Wirtschaftswissenschaftler*innen wie Joseph A. Schumpeter – der auch ein enger Freund Stolpers war –, Friedrich August von Hayek, Gottfried Haberler, Oskar Morgenstern, Hans Neisser, Jacob Marschak und Hanna Meuter.

1925/1926 war Stolper Vorstandsmitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und deren Nachfolgerin, der Deutschen Staatspartei. Dort prägte er maßgeblich das Wirtschaftsprogramm der Partei, die einen sozial orientierten Liberalismus vertrat. Von 1930 bis 1932 saß er für diese als Abgeordneter im Deutschen Reichstag. In den 1930er Jahren verteidigte er eine liberale Demokratie, anstatt einer Diktatur und lehnte den Nationalsozialismus vehement ab. Als 1933 Adolf Hitler und die von ihm geführte NSDAP die Macht in Deutschland übernahm war Stolper gezwungen die Herausgeberschaft des Deutschen Volkswirten aufzugeben und verkaufte die Zeitschrift an den Journalisten Otto Meyen. "Der Deutsche Volkswirt" erschien noch ein Jahr – bis Mai 1934 – und wurde 1949 wieder ins Leben gerufen. 1970 wurde sie zur "WirtschaftsWoche", die bis heute erscheint.

1933 flüchtete Stolper mit seiner Familie in die USA. Im Exil ließ er sich in New York nieder und nahm 1939 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. Er war als Wirtschaftsexperte, etwa bei der von Herbert Hoover geleiteten Untersuchungskommission zur wirtschaftlichen Situation Deutschlands und Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg, und Publizist tätig.

Gustav-Stolper-Preis

Seit 2007 wird vom renommierten Verein für Socialpolitik der Gustav-Stolper-Preis vergeben, der nach dem Ökonomen benannt ist. Er zeichnet Wissenschaftler*innen für ihre wirtschaftswissenschaftlichen Forschungen aus, die maßgeblich die öffentliche Diskussion und die Lösungen von internationalen ökonomischen Probleme beeinflussen. Der erste Preisträger war der Schweizer Wirtschaftswissenschaftler Bruno S. Frey.

Werke (Auswahl)

  • Gustav Stolper: Die kriegswirtschaftlichen Vorgänge und Massnahmen in Österreich. Wien: Manz 1915
  • Gustav Stolper: Das mitteleuropäische Wirtschaftsproblem. Wien: Deuticke 1917
  • Gustav Stolper: Wir und Deutschland. Wien: Deuticke 1917
  • Gustav Stolper: Donauföderation oder Großdeutschland. Berlin: Engelmann 1919
  • Gustav Stolper [Hg.]: Deutsch-Österreich. Neue Beiträge über seine wirtschaftlichen Verhältnisse. München u.a.: Duncker & Humblot 1921
  • Gustav Stolper: Deutsch-Österreich als Sozial- und Wirtschaftsproblem. München: Drei Masken 1921
  • Gustav Stolper: Die wirtschaftlich-soziale Weltanschauung der Demokratie. Berlin: Stilke 1929
  • Gustav Stolper: This Age of Fable. The Political and Economic World We Live In. New York: Reynal & Hitchcock 1942
  • Gustav Stolper: Die deutsche Wirklichkeit. Ein Beitrag zum künftigen Frieden Europas. Hamburg: Claassen & Goverts 1949
  • Gustav Stolper: Die deutsche Wirtschaft 1870-1940. Kaiserreich – Republik – Drittes Reich. Stuttgart: Mittelbach 1950

Quellen

Literatur


Gustav Stolper im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks