Johann Nepomuk Wilczek

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Johann Nepomuk Wilczek um 1906, Wienbibliothek im Rathaus, TF-011350
Daten zur Person

Johann Nepomuk Wilczek, * 7. Dezember 1837 Wien, † 27. Jänner 1922 Wien, Großgrundbesitzer, Mäzen, Polarforscher.


Biografie

Der Sohn von Stanislaus Graf Wilczek und dessen Gattin Gabriele Freiin von Reischach entstammte einem polnisch-schlesischen Adelsgeschlecht, das bis ins ausgehende 12. Jahrhundert zurückzuverfolgen ist. Johann Nepomuk Wilczek kam im Wilczekpalais zur Welt, verbrachte seine Jugend aber primär auf Schloss Seebarn bei Harmannsdorf. Er erhielt Privatunterricht und besuchte später das Schottengymnasium. Im Studienjahr 1855/1856 besuchte er als außerordentlicher Hörer Lehrveranstaltungen an der Universität Wien, doch eignete er sich das meiste Wissen im Selbststudium an. Der wohlhabende Großgrundbesitzer und Unternehmer – er war Eigentümer eines der größten Kohlebergwerke der Monarchie – ging 1858 eine standesgemäße Ehe mit Gräfin Emma von Emo-Capodilista ein, mit der er vier Kinder hatte. Ein um das Jahr 2010 vom Bundesdenkmalamt erworbenes Konvolut von Briefen belegt aber auch eine Liebesbeziehung zu der Schauspielerin Katharina Schratt.

Schon in frühester Jugend entwickelte Johann Nepomuk Wilczek jene drei Grundzüge, die sein späteres Leben prägen sollten: Forschen, Sammeln und karitatives Wirken. In den 1860er Jahren unternahm er zahlreiche (Jagd-)Reisen, die ihn unter anderem nach Russland, in die Krim und den Kaukasus sowie nach Afrika führten. Zu Beginn der 1870er Jahre wurde sein Interesse an der Polarforschung geweckt. Wilczek finanzierte mit etwa 40.000 Gulden die Nordpolexpedition von Julius Payer und Karl Weyprecht in den Jahren 1872 bis 1874. Er selbst, begleitet von einigen Freunden, ging parallel dazu mit dem kleinen Segler "Isbjörn" (Eisbär) auf Arktisreise und traf dabei auch mit der "Admiral Tegetthoff" zusammen. Wilczek kehrte im November 1872 von dieser Reise nach Wien zurück. Zehn Jahre später rüstete er die Jan-Mayen-Expedition aus, die er von April bis Juni 1882 ebenfalls persönlich begleitete. Eine weitere geplante Antarktisexpedition, deren Vorbereitungen Wilczek finanziert hatte, konnte aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs nicht stattfinden. Johann Nepomuk Wilczek, der als Reiter, Läufer, Ruderer und im Hochsprung sportlich aktiv war, trat bei diesen Forschungsreisen nicht nur als Geldgeber auf, sondern förderte die Unternehmungen auch durch seine persönlichen Kontakte und nicht zuletzt durch körperlichen Einsatz. Nach ihm sind die Wilczek-Insel sowie das Wilczekland innerhalb der Inselgruppe des Franz-Josef-Lands benannt.

Bereits nach seiner Rückkehr mit der "Isbjörn" widmete sich Wilczek dem Wiederaufbau und der Ausgestaltung der Ruine Kreuzenstein zu einem lebendigen Museum des mittelalterlichen Rittertums und zur Familiengruft (1874–1908). 1886 erwarb und restaurierte er auch die Feste Moosham im Lungau. Burg Kreuzenstein beherbergte seine mehr als 10.000 Objekte umfassenden Kunstsammlungen. Seit seinem 13. Lebensjahr war Wilczek ein begeisterter Sammler von mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Kunst. Er trug eine bedeutende Sammlung von Glasmalereien (13. bis 16. Jahrhundert), wertvollen Skulpturen, Gemälden und Mobiliar, Keramik und Geschirr zusammen. Auch legte er die größte private Waffensammlung Österreichs an. Wilczek interessierte sich aber nicht nur als Sammler für Kunst und Kultur. Gemeinsam mit Hans Makart arrangierte er 1879 dessen berühmten Festzug (Makartfestzug). Zudem leitete er auch das Finanzkomitee und mit Nikolaus Dumba das Künstlerkomitee des von 1886 bis 1902 erschienenen 24-bändigen Werks "Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild" ("Kronprinzenwerk"). Er war Mitgründer der "Gesellschaft der Wiener Kunstfreunde" (1900), wählte für die österreichische Abteilung der internationalen Kunstausstellung in St. Petersburg (1904) die Objekte aus und gestaltete 1910 die historische Abteilung der "Wiener Jagdausstellung".

Von Makart (bei dessen zweiter Ehe er 1882 Trauzeuge war), Hans Canon (dessen Denkmal er 1905 initiierte), Franz von Lenbach und anderen ließ er sich Ahnenporträts malen. Als Präsident der "Gesellschaft Alt-Wien" trat er zudem für die Erhaltung des historischen Wiener Stadtbilds und die Schaffung eines österreichischen Denkmalschutzgesetzes ein (Rettung des Schönbornpalais vor dem Abbruch).

Auch aufgrund seines sozialen Engagements trat Wilczek hervor. 1874 rief er ein Studentenkonvikt ins Leben, das mittellose Studenten mit Unterkunft und Verpflegung versorgte, sowie 1881 die Mensa der Wiener Universität. Am 9. Dezember desselben Jahres begründete er gemeinsam mit Jaromir Mundy und Eduard Graf Lamezan-Salins unter dem Eindruck des Ringtheaterbrands die "Wiener freiwillige Rettungsgesellschaft". Auf Anregung von Theodor Billroth finanzierte er im Jahr darauf das Rudolfinerhaus, eine Ausbildungsanstalt für Pflegerinnen. 1908 begleitete er den Hilfszug in das durch ein Erdbeben zerstörte Messina.

Der erfolgreiche Unternehmer, Großgrundbesitzer, Forschungsreisende, Mäzen und Philanthrop starb im Wilczekpalais in Wien und wurde in der Familiengruft am Friedhof der Burg Kreuzenstein beigesetzt.

Literatur


Literatur von und über Johann Nepomuk Wilczek finden Sie im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks