Theodor Billroth

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Theodor Billroth
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Billroth, Theodor
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. med.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  11662
GNDGemeindsame Normdatei 118510916
Wikidata Q77242
GeburtsdatumDatum der Geburt 26. April 1829
GeburtsortOrt der Geburt Bergen, Insel Rügen 4744768-0
SterbedatumSterbedatum 6. Februar 1894
SterbeortSterbeort Abbazia (Opatija, Koratien)
BerufBeruf Chirurg
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Langes 19. Jahrhundert
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 6.11.2024 durch DYN.biancaburger
BestattungsdatumDatum der Bestattung  9. Februar 1894
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 14 A, Nummer 7
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  Ehrengrab
BildnameName des Bildes Theodorbillroth.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Theodor Billroth
  • 9., Karolingasse 6
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst Erster Klasse
  • Ritter des Leopold-Ordens

Theodor Billroth, * 26. April 1829 Bergen, Insel Rügen, † 6. Februar 1894 Abbazia (Opatija, Kroatien), deutsch-österreichischer Mediziner.

Biografie

Studierte an den Universitäten Greifswald, Göttingen und Berlin (Dr. med. 1852), unternahm Studienreisen nach Wien (Kurse beim Dermatologen Ferdinand Hebra, beim Pathologen Richard Heschl und Besuch der Zweiten Medizinischen Klinik bei Johann von Oppolzer) und Paris (Bekanntschaft mit Franz von Pitha, später Chirurg am Josephinum) und ließ sich hierauf vorübergehend als praktischer Arzt in Berlin nieder. Von 1853 bis 1860 war Billroth Assistent an der dortigen Chirurgischen Universitätsklinik unter Bernhard von Langenbeck, wo er sich 1856 für Chirurgie und pathologische Anatomie habilitierte. Nachdem er 1858 eine Berufung als Pathologe nach Greifswald abgelehnt hatte, wirkte Billroth von 1860 bis 1867 als Ordinarius für Chirurgie in Zürich, wo er die Statistische Methodik zur Prüfung der Tauglichkeit chirurgischer Operationen und ihrer Spätfolgen einführte sowie die Ursachen fieberhafter Erkrankungen nach Operationen untersuchte. 1863 veröffentlichte er dort seine "Allgemeine chirurgische Pathologie und Therapie in 50 Vorlesungen", die bis 1906 (bearbeitet von Alexander von Winiwarter) 16 Auflagen und zahlreiche Übersetzungen erreichte.

Nach Ablehnung von Berufungen nach Rostock (1862) und Heidelberg (1864) leitete Billroth von 1867 bis 1894 als Nachfolger von Franz Schuh die Zweite Chirurgische Universitätsklinik in Wien. Er gilt als Begründer der Wiener Schule der Chirurgie und war ein genialer Operateur. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten verband er klinische Befunde mit pathohistologischen Befunden. Nach tierexperimentellen Speiseröhrenresektionen und der ersten Entfernung eines Kehlkopfs beim Menschen (1873) setzte er seine Studien über Wundinfektionen fort und begründete mit der von ihm 1881 erstmals erfolgreich am Menschen ausgeführten Entfernung eines Karzinoms im Magenausgangsgebiet (Pylorusresektion) die moderne Bauchchirurgie. Heute noch werden die beiden diesbezüglich von ihm angegebenen operativen Verfahren als "Billroth I" und "Billroth II" bezeichnet. Billroth erkannte als Erster den Streptococcus und Staphylococcus und regte bei seinen Schülern Anton von Frisch und Johann von Mikulicz-Radecki bakteriologische Forschungen an.

Mit Jaromir Mundy befreundet, verbesserte Billroth den Transport Verletzter im Krieg (1870/1871), sorgte für eine Reform des Operateur-Instituts und verfasste Studien zur "Militärsanität". Mit Mundy war er nach dem Ringtheaterbrand (1881) einer der Mitbegründer der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft. Als begeisterter Lehrer verfasste er 1875 eine Studie "Über das Lehren und Lernen der medicinischen Wissenschaften ...", welche er 1886 durch "Aphorismen ..." erweiterte. Die Studie wies allerdings eine klare antisemitische Schlagrichtung auf, die Billroth auch anderweitig durch Förderung deutschnationaler antisemitischer Burschenschaften zu erkennen gab. Gleichwohl distanzierte er sich im höheren Alter von dieser Position durch Beitritt zum "Verein zur Abwehr des Antisemitismus". 1882 begründete Billroth die erste private Unterrichtsanstalt für Krankenpflegerinnen aus Laienkreisen mit angeschlossenem Spital unter dem Protektorat des mit ihm befreundeten Kronprinzen (Rudolfinerhaus). 1893 konnte auf seine Initiative hin der Bau eines eigenen Hauses der Gesellschaft der Ärzte in Wien verwirklicht werden (Ärztehaus [9]), deren Präsident Billorth als Nachfolger Heinrich von Bambergers ab 1888 war.

Wegen seiner Musik und Kunstliebe (unter anderem Freundschaft mit Johannes Brahms und Eduard Hanslick) lehnte Billroth zweimal Berufungen nach Berlin ab. Zu den zahlreichen Schülern Billroths, die für Wien Bedeutung erlangten, gehören unter anderem Anton von Eiselsberg, Robert Gersuny, Carl Gussenbauer und Julius von Hochenegg. Billroth war korrespondierendes (1869) und wirkliches Mitglied (1874) der Akademie der Wissenschaften, Mitglied des Herrenhauses (ab 1887), Mitglied der Akademie der Naturforscher Leopoldina (Halle an der Saale) und Ritter des Leopold-Ordens, zudem erhielt er das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse sowie zahlreiche weitere in- und ausländische Auszeichnungen. Ehrenbürger von Bad Hall und St. Gilgen; Doppelschilling (1929), mehrfach Briefmarken.

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe war Theodor von Billroth eine der damals führenden antisemitischen Stimmen an der Medizinischen Fakultät. Da er zudem tolerante universitätspolitische Strömungen erfolgreich unterband, trug er wesentlich zu einer Radikalisierung zwischen diesen und den jüdischen Studenten bei. In seinem Buch "Lehren und Lernen" stellte er die Assimilation und Integration der jüdischen Bevölkerung in Abrede und befeuerte die antisemitische Debatte. In einer Art radikalen Richtungswechsels trat Billroth drei Jahre vor seinem Tod dem "Verein zur Abwehr des Antisemitismus" bei, seine vormaligen Äußerungen blieben jedoch in der NS-Zeit lebendig.

Siehe auch: Zweite Wiener Medizinische Schule, Ärztehaus (9), Wiener Ärztekammer, Billrothdenkmäler, Billrothstraße, Rudolfinerhaus.

Theodor Billroth war zuletzt wohnhaft in Wien 9., Kolingasse 6. Beigesetzt wurde er auf dem Zentralfriedhof, Ehrengrab Gruppe 14A, Nummer 7. Seit 1858 war er mit Christine Michaelis († 1. September 1899) verheiratet.

Quellen

Literatur

  • Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag <up>92014, S. 48
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 36 f.
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
  • Helmut Wyklicky: Die Ära Billroths in Wien. In: Kunst des Heilens. Aus der Geschichte der Medizin und Pharmazie. Niederösterreichische Landesausstellung, Kartause Gaming, 4. Mai - 27. Oktober 1991. Wien 1991 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, Neue Folge 276), S. 647 ff.
  • Otto Hans Kahler: Theodor Billroth als Musikkritiker. Eine Dokumentation. Rockville/Maryland: Kabel 1987
  • Helmut Wyklicky: Über Theodor Billroth und sein unveröffentlichtes Manuskript „Das Gute im Menschen". In Jahrbuch des Deutschen Medizinhistorischen Museums. Band 5 (1983-1985). Gräfelfing: Demeter 1985, S. 54 ff.
  • Helmut Wyklicky: Billroth im Hörsaal. In: Österreichische Ärztezeitung. Organ der Österreichischen Ärztekammer 39 (1984), Nummer 2 (Titelseite)
  • Hans Havelka: Zentralfriedhof. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 30), S. 30
  • Helmut Kretschmer: XIX. Döbling. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 19), S. 5
  • Helmut Wyklicky: Billroth, Gersuny und die Gründung des Rudolfinerhauses. In: Rudolfinerhaus 1882-1982. Wien 1982, S. 48 ff.
  • Helmut Wyklicky: Vor 100 Jahren. Billroths erste Pylorusresektion. In: Wiener medizinische Wochenschrift 131 (1981), Heft 1
  • Felix Czeike: XI. Simmering. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 11), S. 60
  • Felix Czeike: IX. Alsergrund. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 9), S. 4 ff., 15
  • Henry E. Sigerist: Große Ärzte. Eine Geschichte der Heilkunde in Lebensbildern. München: Lehmann 1970, S. 347 ff.
  • Erna Lesky: Theodor Billroth. In: Döblinger Heimatmuseum 16-17 (1969), S. 1 ff.
  • Grete Mecenseffy: Evangelische Lehrer an der Universität Wien. Graz/Wien: Böhlau 1967, S. 85 ff.
  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), S. 435 ff.
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 32
  • Josef Mayerhöfer: Lexikon der Geschichte der Naturwissenschaften. Biographien, Sachwörter und Bibliographien. Band 1. Wien: Hollinek 1959
  • Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. In drei Bänden. Personenteil A-K. Mainz: Schott 1959
  • Fritz Knoll: Österreichische Naturforscher, Ärzte und Techniker. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Gesellschaft für Natur und Technik 1957, S. 128 ff.
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie

der Wissenschaften. Wien / Graz: Böhlau 1954-lfd.

  • Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin: Duncker & Humblot 1953 - lfd.
  • Hugo Glaser: Wiens große Ärzte. Wien: Wiener Volksbuchverlag 1947, S. 131 f.
  • Leopold Schönbauer: Das medizinische Wien. Geschichte, Werden, Würdigung. Wien: Urban & Schwarzenberg 1947, Register
  • Otto Gottlieb-Billroth [Hg.]: Billroth und Brahms im Briefwechsel. Mit Einleitung, Anmerkungen. Berlin [u.a.]: Urban & Schwarzenberg 1935
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 7. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1931
  • Isidor Fischern [Hg.]: Theodor Billroth und seine Zeitgenossen. In Briefen an Billroth aus dem Archiv der Gesellschaft der Ärzte in Wien. Berlin / Wien: Urban & Schwarzenberg 1929
  • Arnold Huber: Theodor Billroth in Zürich 1860 - 1867. Zürich: Füssli 1924
  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 185, 489, 495
  • Georg Fischer [Hg.]: Briefe von Theodor Billroth. Hannover: Hahn 1894 (9. Auflage: 1922)
  • Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bände. Leipzig: Duncker & Humblot 1875-1912
  • Julius Leopold Pagel [Hg.]: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin / Wien: Urban & Schwarzenberg 1901
  • Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Band 2. Wien: Daberkow 1892
  • Agathon Wernich / August Hirsch: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Wien [u.a.]: Urban u. Schwarzenberg 1884-1888


Theodor Billroth im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Nachrufe

  • Berliner klinische Wochenschrift 31 (1894), Heft 8
  • Die feierliche Inauguration des Rectors der Wiener Universität für das Studienjahr 1894. Wien: Selbstverlag der Universität 1894, S. 10 ff.
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach 44. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1894, S. 250 ff.
  • Wiener klinische Wochenschrift 5 (1892), S. 585 f.
  • Wiener klinische Wochenschrift 7 (1894), S. 135 f.
  • Wiener klinische Wochenschrift 7 (1894), S. 151 ff.
  • Wiener klinische Wochenschrift 47 (1934), Nr. 7
  • Wiener klinische Wochenschrift 57 (1944), S. 365 f.
  • Zentralblatt für Chirurgie 56 (1929), Heft 17