Hans Kunke
Hans Kunke, * 12. Dezember 1906 Biała, † 31. Oktober 1940 KZ Buchenwald, Versicherungsbeamter und Widerstandskämpfer.
Biografie
Als drittes Kind von Cäcilie und Norbert Kunke in Biała geboren, wuchs Hans Kunke in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Obwohl musikalisch interessiert und begabt, besuchte er auf Wunsch der Eltern die Handelsakademie und wurde Beamter bei der Wiener Städtischen Versicherung. Von Jugend an engagierte sich Hans Kunke in der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ). Dort lernte er auch seine spätere Ehefrau Stefanie Jelinek kennen – die beiden verband nicht nur ihre politischen Anschauungen, sondern auch ihre Begeisterung für Musik, vor allem für Beethoven. Gemeinsam versahen sie bekannte Melodien mit politischen Texten bzw. vertonten politische Verse und trugen diese im Kreise ihrer Mitstreiter*innen vor. Als Funktionär wirkte Hans Kunke zunächst in der SAJ-Ortsgruppe Mauer (1930–1932), anschließend in der Bezirksorganisation Liesing und später im Kreis Umgebung Wien.
Nach den Februarkämpfen 1934 wurden Hans und Stefanie Kunke Mitglieder des Zentralkomitees der Revolutionären Sozialistischen Jugend. Im Herbst desselben Jahres, am 28. September, heirateten die beiden und zogen in eine Wohnung im 7. Bezirk. Wegen Verbreitung sozialistischer Literatur wurde das Paar am 9. Jänner 1936 von der Staatspolizei festgenommen und am 8. Juli 1936 zu Kerkerstrafen verurteilt. Stefanie Kunke wurde zu sieben Monaten, ihr Ehemann zu 18 Monaten Haft verurteilt – beide wurden "amnestiert", doch wurde Hans Kunke weiterhin im Anhaltelager Wöllersdorf festgehalten.
Nach dem sogenannten "Anschluss" weiterhin für die Revolutionären Sozialisten im Untergrund aktiv, wurde das Ehepaar am 20. Mai 1938 erneut inhaftiert. Hans Kunke, aufgrund seiner jüdischen Abstammung zusätzlich gefährdet, wurde am 17. Juni 1938 von Wien ins Konzentrationslager Dachau deportiert und von dort am 24. September 1938 ins KZ Buchenwald überstellt. Unter schwierigsten Haftbedingungen verrichtete er Zwangsarbeit im Steinbruch. Am 31. Oktober 1940 wurde er im KZ erschossen.
1954 wurde in Liesing die Mackgasse, in deren unmittelbarer Nähe Stefanie Kunke aufgewachsene war, in Kunkegasse umbenannt und erinnert seither an das Ehepaar Stefanie und Hans Kunke. Ein Stein der Erinnerung vor dem Haus Kroißberggasse 8, dem Haus, in dem Hans Kunke ab 1924 mit seinen Eltern und Geschwistern gelebt hatte, gedenkt der Vertreibung und Ermordung von Hans Kunke sowie seiner Mutter Cäcilie und Schwester Herta Gertrude Kunke.
Quellen
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Kunke, Hans [Signatur: TP-027832]
- ANNO: Die Opfer von Wöllersdorf. In: Arbeiterzeitung, 07.07.1937, S. 7
Literatur
- Wolfgang Neugebauer: Bauvolk der kommenden Welt. Geschichte der sozialistischen Jugendbewegung in Österreich. Wien: Europaverlag 1975
- dasrotewien.at: Kunke, Hans und Stefanie [Stand: 23.09.2022]
- Wikipedia: Hans Kunke [Stand: 23.09.2022]
- Steine der Erinnerung in Liesing [Stand: 23.09.2022]
- Heinz Böhm: Familie Kunke. In: Steine der Erinnerung in Liesing [Stand: 28.09.2022]
- Wolfgang Neugebauer: Der österreichische Widerstand 1938–1945. In: Namentliche Erfassung der Opfer politischer Verfolgung 1938–1945. Biographische Angaben zu über 8000 österreichischen Todesopfern [Stand: 28.09.2022]
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Personensuche: Abfrage: Hans Kunke [Stand: 27.09.2022]