48° 13' 35.17" N, 16° 21' 6.06" E zur Karte im Wien Kulturgut
Sanatorium Hera (9., Löblichgasse 14, Säulengasse 19).
Gründung und erste Jahre
1904 erwarb der Gynäkologe Dr. Hugo Hübl (*1. April 1870 Landskron, Böhmen, bestattet 29. Juni 1943 Zentralfriedhof; wohnhaft 1904 9., Schwarzspanierstraße 20, 1942 18., Weimarer Straße 60) ein 345 Quadratmeter große Baugrundstück in der Löblichgasse 14, um dort ein Privatspital für den Wiener Mittelstand zu errichtet, das 1905 nach Plänen von Alfred Wildback errichtet wurde. In erster Linie sollte das Haus, das über 17 Einbettkrankenzimmer, einen großen Operationssaal und zahlreiche Nebenräume verfügte, für geburtshilfliche und gynäkologisch operative Fälle genutzt werden. Am 7. Juni 1905 erfolgte die Eröffnung als Privat-, Heil- und Entbindungsanstalt "Sanatorium Hübl", der Dr. Hübl selbst als ärztlicher Leiter vorstand.
Bereits im April 1905 folgte der Erwerb eines 518 Quadratmeter großen Grundstückes in der Säulengasse 23, das 1906 nach Plänen von Victor Pleski und Wilhelm Zeeh mit einem Erweiterungsbau verbaut wurde. Dieser Zubau umfasste 18 Krankenzimmer und eine Direktionswohnung im Parterre.
Eine neuerliche Erweiterung erfolgte im Juni 1907, als das 1895 erbaute Wohnhaus Ecke Säulengasse / Lustkandlgasse von Dr. Hübl erworben und Teile davon nach einem Umbau dem Sanatorium Hera angeschlossen wurden, und 1909, als drei zusätzliche Operationssäle, ein Pflegerinnen- und Ammenzimmer, ein Säuglingszimmer und ein Couveusenzimmer hinzugefügt wurden. Das Haus umfasste nunmehr bereits über 50 Krankenzimmer. In diesem Jahr, 1909, wurde im Parterre Löblichgasse 14 auch das Röntgeninstitut unter der Leitung von Prof. Dr. Gottwald Schwarz, einem Pionier der Wiener Schule der Röntgenologie, eröffnet.
1917 erwarb Dr. Hübl das Zinshäus Löblichgasse 10, um dort Stallungen für Pferde, Kühe, Schweine und Hühner zu errichtet und so in der Lage zu seien, seine Patientinnen und Patienten während des Ersten Weltkriegs besser versorgen zu können.
1924 erfolgte die Errichtung und Eröffnung des Institutes für Physikalische Therapie unter der Leitung von Medizinalrat Dr. Richard Eder.
Verkauf an die Krankenfürsorgeanstalt der Stadt Wien
Im Zuge der Folgen der Weltwirtschaftskrise entschloss sich Dr. Hübl am 26. Juni 1937 zum Verkauf des Sanatorium Hera und der angrenzenden Häuser an die Krankenfürsorgeanstalt der Bediensteten der Stadt Wien (KFA), die de Spitalbetrieb am 1. August 1937 als Privatkrankenhaus für Angestellte und Bedienstete der Stadt Wien übernahm unter der Bezeichnung "Sanatorium Hera", benannt nach der griechischen Götterkönigin Hera, Gattin des Zeus, die in der Mythologie als mütterliche Beschützerin der Frauen, Stifterin der Ehen und Göttin der Geburt verehrt wird. Durch eine neue Zimmereinteilung wurde Raum für 81 Betten geschaffen.
NS-Zeit und Nachkriegsjahre
Am 22. März 1945 wurde der gesamte Gebäudekomplex durch 16 Bomben getroffen und schwer beschädigt. Ab Dezember 1946 konnte mit dem Wiederaufbau des Sanatoriums Hera begonnen werden, wobei gleichzeitig eine umfangreiche Erweiterung der Anstalt erfolgte. Die Wiedereröffnung (nunmehr 112 Betten) fand am 21. Mai 1949 im Hofgarten durch Bürgermeister Theodor Körner statt. Die Anstalt verfügte damals über drei Operationssäle, ein Augenuntersuchungszimmer, ein Verbandszimmer, einen postoperativen Ruheraum, einen für die damalige Zeit sonst in keinem Wiener Spital eingerichteten Colostomietrakt, eine medizinische und chirurgische Frauen- und Männerabteilung, drei Kreißzimmer, eine geburtshilfliche Abteilung, Säuglingszimmer, eine physikalische Abteilung für stationäre und ambulante Patienten sowie ein Röntgeninstitut und ein Zahnambulatorium. Den Patientinnen und Patienten standen zwar hausangestellte Primarärzte für die medizinische Betreuung zur Verfügung, trotzdem konnten sie auch Ärztinnen] und [Ärzte für die stationäre Behandlung beiziehen beziehungsweise wählen.
Umbauten ab den 1970er Jahren
1979 wurde mit einer zeitgemäßen Adaptierung des Sanatoriums Hera begonnen, so erfolgte 1987 der Neubau und die Einrichtung der Ambulanzen für Chirurgie, Neurologie und Kinderheilkunde sowie der aseptischen Operationsräume, der Unterwassertherapie und des Turnsaals für Heilgymnastik; 1989 Erweiterung der Ambulanzen für Kardiologie und Dermatologie. 1990 wurde das Röntgeninstitut durch Computertomographie und Sonographie erweitert und 1991 eine Tagesklinik mit sechs Betten, zwei Eingriffsräumen, Röntgeneinheit, chirurgischen und urologischen Endoskopie sowie Adaptierung der gynäkologischen und geburtshilflichen Station einschließlich Säuglingszimmer eingerichtet. Ein Jahr später, 1992, erfolgte die Neugestaltung der drei Kreißsäle.
Neuorganisation und Umbauten 2010-2014
Von 2010 bis 2014 wurde das Sanatorium Hera gemäß einem vom Vorstand beschlossenen Projekt umgebaut, indem einerseits die Gebäudehülle saniert wurde und dabei eine Vollwärmeschutzfassade sowie neue Fenster erhielt. Durch einen neuen Ambulanzeingang in der Lustkandlgasse wurde ein barrierefreier und behindertengerechter Zugang zu den Ambulanzen ermöglicht sowie zum neuen Wintergarten, der in die Cafeteria integriert wurde. Durch die Entwicklung eines Leitsystems soll die einfache und rasche Orientierung im Gebäude gewährleistet seins.
Im vierten Obergeschoß entstand eine neue Pflegestation mit einem eigenem Therapieraum und im fünften Obergeschoß ein neuer Operationssaal mit modernster digitaler Technologie sowie eine neue Endoskopie. Auch ein Turnsaal wurde errichtet sowie nahezu alle Ambulanzen saniert und sämtliche Bereiche auf den neuesten Stand der Technik gebracht.
Ambulanzen und Institute
2021 standen folgende Ambulanzen und Institute zur Verfügung.
Ambulanzen
- Augenheilkunde
- Augenchirurgie
- Diabetes
- Glaukomambulanz
- Kinder-Augenheilkunde
- Netzhaut-, Macula- und Laserambulanz
- Brustgesundheitszentrum der KFA
- Chirurgie
- Brustdrüsenerkrankungen
- Gefäßchirurgie
- Proktologie
- Dermatologie
- Gynäkologie
- Brustdrüsenerkrankungen
- Wechselambulanz
- HNO
- Innere Medizin, Kardiologie und Endoskopie
- COPD und Asthma bronchiale
- Endoskopie (sanfte Koloskopie und Gastroskopie)
- Ernährungsmedizinischer Beratungsdienst
- Gastroenterologie und Hepatologie
- Hämatologie - Onkologie (va. Brustkrebs)
- Kardiologie (Herz- Kreislauferkrankungen)
- Rheumatologie
- Stoffwechselerkrankungen (Diabetes mellitus, erhöhte Blutfette, metabolisches Syndrom, Fettleber)
- Klinische Psychologie / Psychotherapie
- Labordiagnostik
- Neurologie
- Gedächtnisstörungen
- Kopfschmerzambulanz
- Orthopädie
- Spezialambulanz für Hüft- und Knieendoprothetik
- Präanästhesieambulanz
- Unfallchirurgie, Sporttraumatologie
- Urologie
- Andrologie
- Prostata
- Urodynamik
- Uroonkologie
Institute
- Institut für Bildgebende Diagnostik
- Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation
- Institut für Zahn-, Mund-, Kieferheilkunde; Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
- Kieferorthopädie
- Parodontologie
- Zahnambulatorium Floridsdorf
- Zahnambulatorium Simmering
- Zahnärztliche Chirurgie, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
Videos
Quellen
Literatur
- Amtsblatt der Stadt Wien 41. Wien: Stadt Wien - Presse- und Informationsdienst 1949, S. 1 f. (Das Hera-Sanatorium)
- Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 398
- Unser Sanatorium Hera ist wieder eröffnet. Wien: Selbstverlag o. J. [1949]
- Verwaltung Sanatorium Hera 1996
- Susanne Krejsa MacManus: „Histamine-Queen“. Regine Kapeller-Adler – Pionierin der Schwangerschaftsdiagnostik (Wien Museum Magazin, 2023)