Dermatologie

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Joseph Plenck (1735-1807), Arzt, um 1786
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BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Joseph Plenck (1735-1807), Arzt, um 1786

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Hermann Zeissl

Vorläufer

Neben der Lehre von den Hautkrankheiten umfasst die Dermatologie aus historischen und fachlichen Gründen auch die Lehre von den Geschlechtskrankheiten (Syphilidologie, Venerologie). Als einer der Vorläufer wissenschaftlich betriebener Dermatologie in Österreich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gilt der Chirurg und spätere Professor an der Medizinisch-chirurgischen Josephs-Akademie Joseph Jakob Plenck. Bis zur 1784 erfolgten Gründung des Allgemeinen Krankenhauses wurden (haut- und) geschlechtskranke Patienten im St. Marxer Spital untergebracht.

Die Betreuung venerisch Erkrankter oblag im Allgemeinen Krankenhaus den Vorständen der internen Abteilungen, da man die im Rahmen von Haut- und Geschlechtskrankheiten auftretenden Ausschläge als Manifestationen innerer Erkrankungen beurteilte. Nichtsdestotrotz sollten sie abgesondert werden. Im Allgemeinen Krankenhaus wurden daher "Ausschlagzimmer" eingerichtet, zur Isolierung und Behandlung venerisch Kranker eine gesonderte "Ausschlagabteilung", die ab 1840 von Joseph Skoda, dem damaligen Primararzt einer Abteilung für Brustkranke und späteren Vorstand der I. Medizinischen Universitätsklinik, geleitet wurde.

Ferdinand Hebra und Karl Ludwig Sigmund

Ab 1841 wirkte an dieser Ausschlagabteilung Ferdinand Hebra zunächst als Hilfsarzt; 1845 erhielt diese Abteilung unter ihm ihre Selbständigkeit, 1848 wurde Hebra Primararzt der Abteilung für Hautkranke im Allgemeinen Krankenhaus, 1849 ao. Prof. und 1869 Ordinarius für Dermatologie. Durch seine intensiven Bemühungen um eine neue Systematisierung der Hauterscheinungen (Effloreszenzen) auf der Basis der pathologisch-anatomisch fundierten Krankheitslehre von Carl Rokitansky wurde Hebra für den gesamten deutschen Sprachraum zum Schöpfer der Dermatologie als neues, von der (inneren) Medizin und der Chirurgie getrenntes Spezialfach. Er gelangte bereits 1844 zu einer Einteilung der Hautkrankheiten in zwölf Klassen, die dauerhaften Bestand hatte. In einer seiner frühen Arbeiten gelang ihm der Nachweis, dass die Krätze (Scabies) durch Krätzmilben übertragen wird. Hebra entdeckte im Lauf seiner jahrzehntelangen Tätigkeit zahlreiche zuvor nicht bekannte Hautkrankheiten, deren Krankheitsbilder er ausführlich beschrieb. Hebra konstruierte auch ein Wasserbett zur Behandlung schwerer Verbrennungen und führte diese Methode in der Therapie ein. In den Jahren 1856-1876 entstand Hebras "Atlas der Hautkrankheiten".

Parallel zu Hebra machte sich Karl Sigmund gleichermaßen verdient um die Syphilisforschung, wodurch auch die Syphilidologie zur Spezialdisziplin wurde und eine eigene Lehrkanzel erhielt (1842 wurde Sigmund chirurgischer Primararzt im Allgemeinen Krankenhaus, 1849 Leiter der dort neu geschaffenen Syphilisabteilung, und ao. Prof., 1869 Ordinarius für Syphilidologie). Mit der Studienordnung von 1903 wurden Dermatologie und Syphilidologie zu einem Fach vereinigt und zum obligaten Unterrichts- und Prüfungsfach bestimmt, vertreten durch zwei ordentliche Lehrkanzeln (Universitätskliniken). Als früher Sozialhygieniker und Hospitalfachmann engagierte sich Sigmund für die staatliche und individuelle Syphilisprävention und die anderer epidemischer Infektionskrankheiten, doch blieb ihm dabei größerer Erfolg verwehrt. In der Syphilistherapie sprach er sich für eine milde Quecksilbertherapie aus. An seiner Klinik wurden antiseptische und aseptische Grundsätze befolgt.

Aus der Schule Hebras und Sigmunds gingen unter anderem Moritz Kaposi und Isidor Neumann hervor, die die zunächst morphologisch orientierte Dermatologie um die Dimension der mikroskopischen Gewebsanalyse (Histologie) erkrankter Haut erweiterten. Durch Albert Reder wurde an der Medizinisch-chirurgischen Josephs-Akademie 1870 ein drittes Ordinariat für Syphilidologie und Dermatologie an einer militärärztlichen Bildungsanstalt begründet. Heinrich Auspitz schuf 1872 an der von ihm mitbegründeten und auch als Direktor geleiteten Wiener Allgemeinen Poliklinik die erste nichtuniversitäre oder militärische Fachabteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Wien. Hermann Zeissl gelang der Nachweis, dass weicher und harter Schanker auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen sind.

Die österreichische Dermatologenschule

Die vorwiegend morphologisch-deskriptiv orientierte Schule Hebras wurde um die Jahrhundertwende durch eine histologische abgelöst, in der die Arbeit mit dem Mikroskop im Vordergrund stand. Aus der weltweit anerkannten österreichischen Dermatologenschule ab 1900 haben sich unter anderem folgende Persönlichkeiten bleibende wissenschaftliche Verdienste erworben: Leopold Arzt, Ernest Finger, Leopold Freund, Joseph Kyrle, Eduard Lang, Gustav Riehl senior, Gustav Riehl junior und Albert Wiedmann.

Ernest Finger forschte zu den ätilogischen und pathologischen Grundlagen der gonorrhoischen Infektion, die zu ersten Impfversuchen mit Gonokokkenvakzinen führten. Auf Fingers Wirken geht die Gründung des serodiagnostischen Instituts zurück, das er auch selbst leitete. Fingers Schüler ergänzten die Salvarsanbehandlung bei Syphilis durch die Wismuttherapie. Der Schüler Fingers, Rudolf Müller, entdeckte gemeinsam mit Karl Landsteiner als Serodiagnostiker die Wassermannsche Reaktion, mit Moritz Oppenheim die Serodiagnostik der Gonorrhoe.

Von der jüngeren Generation der Dermatologen befasste sich Klaus Wolff besonders mit den Langerhans-Zellen, der Immundermatologie mit der ultrastrukturellen Lokalisation von Antikörpern bei Hauterkrankungen und der klinischen Photochemotherapie der Psoriasis. Gustav Alexander Niebauer war in der Melanomforschung und mit der epidermalen Langerhans-Zelle in seiner wissenschaftlichen Tätigkeit besonders befasst. Die Universitätsklinik für Dermatologie im Neuen Allgemeinen Krankenhaus leitete zunächst Klaus Wolff, die Klinischen Abteilungen Georg Stingl und Herbert Hönigsmann. Stingl befasste sich unter anderem mit der Entwicklung von Tumor-Vakzinen.

Dermatologen und Syphilidologen im Wien Geschichte Wiki

Literatur

  • Leopold Arzt: Zur Geschichte der Universitätsklinik für Dermatologie und Syphilidologie in Wien. In: Wiener medizinische Wochenschrift 75 (1925), S. 327 ff.
  • Deutsche Dermatologische Gesellschaft: Geschichte der deutschsprachigen Dermatologie 1889-2009. Weinheim: Wiley-Blackwell 2009
  • Peter Fasching / Günther Haberhauer / Christoph Strehblow: 100 Jahre Wiener Lupusheilstätte. Pavillon 24 im Wilhelminenspital. Wien: Verlagshaus der Ärzte 2013.
  • Karl Holubar: 135 Jahre Hebrascher Lehrstuhl für Dermatologie. In: Österreichische Apothekerkammer: Österreichische Apotheker-Zeitung ÖAZ 40 (1985), S. 48 ff.
  • Karl Holubar: Geschichte der Wiener Hautkliniken. Wien: Medizinische Universität Wien o. J.
  • Karl Holubar / Gabriela Schmidt: Albert Reder R. von Schellmann. In: Sudhoffs Archiv 74 (1990), S. 172 ff.
  • Karl Holubar / Gabriela Schmidt: Die Dermatologie / Venerologie als erstes nicht-chirurgisches Fach. In: Kunst des Heilens. Aus der Geschichte der Medizin und Pharmazie. Niederösterreichische Landesausstellung, Kartause Gaming, 4. Mai - 27. Oktober 1991. Wien: Niederösterreichische Landesregierung 1991 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, Neue Folge 276), S. 742 ff.
  • Richard Kantor: 60 Jahre Dermatologie an der Wiener Poliklinik. In: Wiener medizinische Wochenschrift 86 (1936), S. 649 ff.
  • Wilhelm Kerl: Über die Entwicklung der Klinik für Syphilidologie und Dermatologie und ihre Leistungen. In: Wiener medizinische Wochenschrift 86 (1936), S. 229 ff.
  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), S. 153-166, S. 344-359
  • Max Neuburger: Die Lehre von den Hautkrankheiten vor Hebra. In: Wiener medizinische Wochenschrift 78 (1928), Nummer 11 und 12
  • Leopold Schönbauer: Das Medizinische Wien. Geschichte / Werden / Würdigung, Berlin/Wien: Urban & Schwarzenberg 1944, S. 353-357
  • Viktor Satke: Das Wiener AKH als Geburtsstätte der Dermatologie. In: Wiener klinische Wochenschrift 55 (1942), S. 500 ff.
  • Andreas Steiner: Die Entwicklung der Dermatologie und Venerologie in Wien. Das Goldene Zeitalter 1840-1900. Dipl.-Arb. Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätslehrgang für Krankenhausmanagement. Wien 2000
  • Karl F. Stock / Rudolf Heilinger / Marylène Stock: Personalbibliographien österreichischer Dichter und Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1972
  • Josef Tappeiner: Ferdinand von Hebra und die Wiener Dermatologenschule. In: Wiener medizinische Wochenschrift 106 (1956), Sonderheft Oktober
  • Josef Tappeiner: 130. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesesellschaft. In: Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 03.09.1974
  • Karl Heinz Tragl: Chronik der Wiener Krankenanstalten. Wien: Böhlau 2007