Hietzing (Bezirkswappen)
Der Heraldiker Hugo Gerard Ströhl entwarf die Wiener Bezirkswappen 1903/1904 im Auftrag der Stadt Wien als Schmuck der Versorgungsheimkirche. Die Felder des Bezirkswappens von Hietzing gehen auf Wappen, Siegelbilder und Symbole der ehemaligen Vororte zurück, die ab 1890 im Zuge der Stadterweiterungen zu diesem Bezirk zusammengeschlossen worden waren. Bei den späteren Fassungen wurden die 1938 erfolgten Gebietsänderungen berücksichtigt.
Inhaltliche Beschreibung
Wappen viergeteilt, belegt mit einem Herzschild. Die fünf Felder vereinigen die Wappen der ehemaligen Vororte Hacking, Sankt Veit, Speising, Lainz und Hietzing.
Hacking
Redendes Wappen. Vor rot-silber-rotem Hintergrund sind drei Hacken in verwechselten Farben übereinander abgebildet.
Sankt Veit
Vor blauem Hintergrund hebt der Heilige Vitus in silbernem Gewand und mit goldenem Heiligenschein segnend seine rechte Hand und hält in der Linken einen grünen Palmzweig. Er steht in einem braunen Kessel, der auf einer entzündeten Feuerstelle steht. Der Legende nach wurde der Heilige Vitus in einem Kessel mit siedendem Öl zu Tode gemartert. Er war der erste Patron der Ober-St.-Veiter Kirche.
Speising
Redendes Wappen. Vor blauem Hintergrund speist ein silberner Pelikan mit goldenem Schnabel seine drei im goldenen Nest sitzenden Jungen mit seinem eigenen Blut.
Lainz
Vor rotem Hintergrund steht auf einer grünen Wiese ein silberner Hubertushirsch mit einem goldenen, zwölfendigen Geweih und goldenem Kreuz. Er ist das Symbol der Jäger und der Jagd. Das Wappenbild bezieht sich auf den Lainzer Tiergarten.
Hietzing
Vor silbernem Hintergrund steht auf grünem Boden ein Baum, in dessen grüner Krone eine Madonna in silbernem Gewand mit goldgesprenkelten Hermelintressen und mit roter, silbern verzierter Krone abgebildet ist. Das Christuskind erscheint in den gleichen Farben. Beide sind umgeben von einem goldenen Strahlenkranz. Rechts und links werden sie begleitet von zwei Engeln mit silbernen Flügeln. Am Fuß des Baumes stehen links zwei männliche Personen, von links nach rechts: mit blauem Gewand, brauner Jacke, brauner Kniebundhose und silbernen Stümpfen, die Arme zum Himmel erhebend; mit schwarzer Jacke, blauer Kniebundhose und silbernen Strümpfen , betend; mit brauner Jacke, brauner Kniebundhose und silbernen Strümpfen, das linke Knie gebeugt die Madonna anbetend; mit blauem Gewand, brauner Hose und silbernen Strümpfen, nach rechts schreitend, die rechte Hand auf das Herz gelegt. Nach der Volkssage befreite während der ersten Türkenbelagerung im Jahr 1529 ein von den Türken in einem alten Baum auf dem Kirchplatz verstecktes Marienbild vier an diesen Baum gekettete Bauern mit den Worten "hüats enk" (mundartlich für "Hütet Euch"). Aus dieser Sage wird teilweise der Name Hietzing abgeleitet.
Wappenkundliche Blasonierung
Quadriert. 1: in Rot ein silberner Balken, belegt mit drei Hacken balkenweise übereinandergestellt in verwechselten Farben; 2: in Blau der heilige Vitus in braunem Kessel mit silbernem Gewand, golden nimbiert, die Rechte segnend erhoben, in der Linken einen grünen Palmenzweig haltend; 3: in Blau ein silberner Pelikan in goldenem Nest; 4: in Rot auf grünem Boden ein silberner, zwölfendiger Hubertushirsch; belegt mit einem Herzschild, darin in Silber auf grünem Boden ein Baum, die grüne Baumkrone belegt mit einer rot bekrönten Madonna mit silbernem Gewand mit goldgesprenkelten Hermelintressen, der Christusknabe in denselben Farben, rot bekrönt, in goldenem Strahlenkranz, begleitet rechts und links von zwei Engeln mit silbernen Flügeln, am Fuß des Baumes vier männlich Personen, von rechts nach links: mit blauem Gewand, brauner Jacke, brauner Kniebundhose und silbernen Stümpfen, die Arme zum Himmel erhebend; mit schwarzer Jacke, blauer Kniebundhose und silbernen Strümpfen, betend; mit brauner Jacke, brauner Kniebundhose und silbernen Strümpfen, das linke Knie gebeugt die Madonna anbetend; mit blauem Gewand, brauner Hose und silbernen Strümpfen, nach rechts schreitend, die rechte Hand auf das Herz gelegt.
Entwicklung des Wappens
Das Wappen hat im Laufe der Zeit bedeutende Veränderungen erfahren, die sich aus den Gebietsänderungen ergaben. Hugo Gerard Ströhl konzipierte das Wappen 1903/1904 für die Versorgungsheimkirche. In dieser 1904 publizierten Fassung ist das Wappen des ehemaligen Vororts Hietzing bereits im Herzschild. Die Wappenfelder zeigen zumeist die Wappen jener Vororte, die 1938 zum Bezirk Penzing zusammengeschlossen worden waren und heute in diesem Bezirkswappen erscheinen: Das Wappen Penzings erscheint in einer erniedrigten eingebogenen Spitze, und zwar in Rot ein blauer Reichsapfel mit goldenem Beschlag und goldenem Kreuz, beseitet von den silbernen Buchstaben "D" und "P" ('Dorf Penzing'). Die restlichen Felder zeigen: 1: Laurenzius, golden nimbiert mit silbernem Gewand und roter, golden verzierter Übergewand mit schwarzem Rost und grüner Märtyrerpalme (Breitensee), 2: in Blau eine silberne Mauer mit Toröffnung, darüber ein rot bedachter Turm, beseitet von je einem über die Mauer ragenden roten Dach (Hütteldorf); 3: Wappen Speising; 4: ein brauner, geflochtener Steckenzaun, dahinter ein grüner Nadelbaum (Baumgarten) [1]. Ströhl ließ den Entwurf auch in ein Wiener Gesamtwappen[2] einfließen, bei dem er sämtliche Bezirkswappen zu einem gemeinsamen Wappenschild vereinte. Die Felder von Hietzing entsprachen nicht jenen im Bezirkswappen von 1904, denn Speising und Baumgarten fehlten. Es zeigte Hietzing (Allerdings tragen die Madonna und das Christuskind silberne Kronen. Zudem handelte es sich um eine schwarze Madonna. Die Person ganz links trug eine rote, die daneben eine braune Jacke), Breitensee (Laurentius), Hütteldorf und Penzing. [3]. Der im Mai 1987 im Auftrag des Wiener Stadt- und Landesarchivs erstellte und 1992 umgesetzte Entwurf berücksichtigte die Gebietsänderungen. Ihm entspricht die aktuelle Fassung von 2015, in der lediglich die Metalle Gold und Silber durch Gelb und Weiß ersetzt wurden.
Quellen
- Wien Museum, Inv.Nr. 36963/13: Fassung von Hugo Ströhl (1904)
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Akten – Reihe B: 1822: Entwürfe 1985-1988
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Adressen und grafische Blätter, A1/2: 610: Fassung 1992
Literatur
- Jakob Dont: Das Wiener Versorgungsheim. Eine Gedenkschrift zur Eröffnung. Wien: Verlag der Gemeinde Wien 1904
- Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910
- Hugo Gerard Ströhl: Wappen und Siegelbilder von Wien. o.O. o.J.
- Hugo Gerard Ströhl: Städtewappen von Österreich-Ungarn Wappenbuch. 2. Auflage. Wien: Anton Schroll & Co. 1904
- Manuel Swatek: Zeichen der Stadt. Beiträge zur Geschichte der Wiener Wappen und Symbole. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 76 (2020), S. 233-268
Weblinks
Wappen zum Download:
Die Bezirkswappen haben im rechtlichen Sinne nie Wappenstatus erlangt. Sie stellen Traditionsgut dar und können als solches verwendet werden.[4]
Einzelnachweise
- ↑ Jakob Dont: Das Wiener Versorgungsheim. Eine Gedenkschrift zur Eröffnung. Wien: Verlag der Gemeinde Wien 1904, Taf. 2; Wiederabdruck in: ders. [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, Tafel 2a
- ↑ Hugo Gerard Ströhl: Städtewappen von Österreich-Ungarn Wappenbuch. 2. Auflage. Wien: Anton Schroll & Co. 1904, Tafel 2
- ↑ Hugo Gerard Ströhl: Städtewappen von Österreich-Ungarn Wappenbuch. 2. Auflage. Wien: Anton Schroll & Co. 1904, Tafel 2
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