Hubert Pfoch
Hubert Pfoch, * 25. Juni 1920 Wien, † 10. Juli 2008 Wien, Tischler, Politiker.
Biografie
Schon in seiner Jugend schloss sich der gelernte Tischler der sozialdemokratischen Bewegung an. Zunächst engagierte er sich bei den Roten Falken, nach 1934 in den illegalen Jugendzirkeln.
Im Jahr 1940 wurde Hubert Pfoch zum Arbeitsdienst und anschließend zur Wehrmacht eingezogen. Einschneidend geprägt wurde er durch die Beobachtung einer Deportation von Jüdinnen und Juden aus dem Warschauer Ghetto ins Vernichtungslager Treblinka in Polen im August 1942, die er auch heimlich fotografisch festhielt. Diese Fotos und Pfochs Tagebuchaufzeichnungen fanden später als Beweismittel beim Düsseldorfer Prozess gegen den NS-Verbrecher Franz Stangl Verwendung. Aufgrund ihrer exakten Datierung und Beschreibung zählen diese Fotodokumente zu den bedeutendsten über die NS-Verbrechen.
Vor Kriegsende desertierte Hubert Pfoch und kehrte nach Wien zurück. Die erste ordentliche Wiener Landeskonferenz der Sozialistischen Jugend wählte ihn zu ihrem Obmann. Im Jahr 1949 setzte er seine politische Karriere im Wiener Gemeinderat fort.
1963 wurde Hubert Pfoch zum Obmann der SPÖ-Bezirksorganisation Ottakring gewählt und gleichzeitig zum Sekretär des Klubs der sozialistischen Gemeinderäte bestellt. Ein Jahr später wurde er, der seit 1945 im Dienste der Stadt Wien stand, zum amtsführenden Stadtrat für öffentliche Einrichtungen berufen. 1969 wurde er amtsführender Stadtrat für das neu geschaffene Ressort für Hochbau. Ab 1976 übernahm er nach der Neuordnung der Geschäftseinteilung als amtsführender Stadtrat den Bereich Wohnen, den er bis zum Jahr 1979 innehatte.
Innerhalb der SPÖ-Wien bekleidete Hubert Pfoch ab 1971 den Posten eines stellvertretenden Landesparteiobmanns. Den Höhepunkt seiner politischen Laufbahn stellte aber die 1979 erfolgte Wahl zum Ersten Präsidenten des Wiener Landtages dar. Diese Stellung bekleidete Pfoch bis zum Jahr 1984.
Ab 1984 setzte er sich als Präsident des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes (DÖW) unermüdlich für dessen Belange ein. In den fast 20 Jahren seiner Präsidentschaft entwickelte sich die Institution zu einer international anerkannten wissenschaftlichen Einrichtung. Ab 2003 stand Hubert Pfoch dem DÖW als Ehrenpräsident zur Seite.
Für sein Engagement und politisches Wirken hat Hubert Pfoch zahlreiche Ehrungen erfahren, unter anderem wurde er 1986 zum Bürger der Stadt Wien ernannt. Im Juni 2012 wurde im 16. Wiener Gemeindebezirk eine städtische Wohnhausanlage in Hubert-Pfoch-Hof benannt.
Literatur
- Hubert Pfoch: Kampf und Aufstieg. 40 Jahre SPÖ-Ottakring 1945-1985. Wien: SPÖ-Klub 1986
- Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Pfoch, Hubert [Sign.: TP-038324]
- Rathauskorrespondenz, 17.07.2008
- Rathauskorrespondenz, 13.06.2012
- DÖW: Hubert Pfoch: Nicht am Heldenplatz [Stand: 28.07.2015]