Hieronymus Loeschenkohl

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Loeschenkohl, Hieronymus
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Löschenkohl, Hieronymus; Löschenkohl, Johann Hieronymus
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  18163
GNDGemeindsame Normdatei 11857387X
Wikidata Q1617576
GeburtsdatumDatum der Geburt 18. März 1753
GeburtsortOrt der Geburt Elberfeld an der Wupper 4070734-9
SterbedatumSterbedatum 11. Jänner 1807
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Kunsthändler, Kupferstecher, Maler
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Loeschenkohl (Löschenkohl) Hieronymus, getauft (Johann Hieronymus) 18. März 1753 evangelische Pfarre Elberfeld, Herzogtum Berg, † 11. Jänner 1807 Stadt 1166 (Bürgerspitalzinshaus), Kunsthändler, Kupferstecher.

Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, kam wahrscheinlich Ende der 1770er-Jahre nach Wien und stellte sich der Öffentlichkeit am 3. Juni 1780 mit einer Anzeige in der Wiener Zeitung vor. Am 15. Mai 1781 erhielt er die Genehmigung der niederösterreichischen Landesregierung zum Verkauf von Kupferstichen, die er in seinem schon zuvor eröffneten Laden in der Stadt 488 (Sinapalais, 1., Hoher Markt 8) vertrieb. Bereits im Juni 1781 übersiedelte er mit diesem ins Haus Kohlmarkt 1179 (1., Kohlmarkt 7), wo er bis zu seinem Tod blieb. Loeschenkohl produzierte eine geradezu unglaubliche Fülle von Kupferstichen und trat mit immer neuen Ideen hervor, die er in meist marktschreierischer Manier unter Verwendung durchaus modern anmutender Werbestrategien anpries: Visitenkarten mit der Silhouette des Trägers, Fächer, die mit Stichen bedruckt wurden, unter anderem Fächer waren überhaupt seine große Spezialität: die Nachfrage war so groß, dass sich für Loeschenkohl etwa bei den mit Stichen bedruckten Fächern bald eine fabriksmäßige Herstellung rentierte.

Loeschenkohl erzeugte auch Kalender in vielfältiger Ausstattung (über 100 Stück). 1787 begann er Noten zu stechen, kaum drei Wochen später eröffnete er eine Knopffabrik, die bald großen Umsatz erzielte, weil Loeschenkohl neben den üblichen Knöpfen auch emaillierte, perlmutterne, metallene und bemalte anbot. Als 1788 der Türkenkrieg ausbrach, bot Loeschenkohl sogleich Landkarten und Pläne an und gab von jedem kleinsten Scharmützel einen Stich heraus. 1793 wird erstmals seine „Spalierfabrik" (Tapetenerzeugung) erwähnt; er ging zu einer manufakturmäßigen Herstellung über und verlegte sich später auch auf Teppiche. Im selben Jahr verkaufte er auch Gesellschaftsspiele, deren Sortiment er alljährlich um die Weihnachtszeit erweiterte, sodass schließlich 1806 rund 80 verschiedene Spiele angeboten werden konnten. Ab 1787 hatte er eine Markthütte auf dem Platz Am Hof gemietet, um die Fülle seiner Waren besser anbieten zu können. Loeschenkohl erfreute sich ungeheurer Popularität. Etwa 700 Kupferstiche, mindestens 80 Fächerblätter und zahlreiche Mode- und Kalenderkupfer aus seiner Produktion sind bekannt; kaum ein Ereignis, das bei ihm keinen Niederschlag gefunden hätte (so natürlich auch der Segen, den Papst Pius VI. am 31. März 1782 von der Kirche Am Hof spendete; Papstbesuch von Pius VI. (1782)). Loeschenkohl blieb ledig; seinen Haushalt betreute bis zu seinem Tod seine Schwester Dorothea. Mit seinem Werk und auch durch die Beschäftigung vieler kleiner Künstler in seiner Firma begannen die Illustrationen zur Wiener Kulturgeschichte.

Loeschenkohlgasse

Literatur

  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891
  • Reingard Witzmann: Hieronymus Loeschenkohl. Bildreporter zwischen Barock und Biedermeier. Wien: Edition Tusch 1978
  • Reingard Witzmann / Peter Pötschner: Hieronymus Loeschenkohl und seine Welt. In: Hieronymus Löschenkohl. 1753 - 1807. Historisches Museum der Stadt Wien, erste Sonderausstellung, April - Oktober 1959. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien [1959] (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 1), S. 7 ff.
  • Fächer aus dem Wiener Verlag Johann Hieronymus Loeschenkohl. Ein Beitrag zur Geschichte des Fächers 1782-1807. In: Robert Waissenberger [Hg.]: Studien 79/80 aus dem Historischen Museum der Stadt Wien. Wien: Jugend und Volk 1980 (Wiener Schriften, 44), S. 127 f.
  • Hieronymus Loeschenkohl als Miniaturenmaler. In: Alte und moderne Kunst. Österreichische Zeitschrift für Kunst, Kunsthandwerk und Wohnkultur 4 (1956), S. 11 ff.
  • Friedrich Slezak: Beethovens Wiener Originalverleger. Wien: Deuticke 1987 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 17), S. 61 f.
  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 76
  • Franz Gräffer: Kleine Wiener Memoiren und Wiener Dosenstücke. In Auswahl hg. von Anton Schlossar unter Mitwirkung von Gustav Gugitz. Band 1. München: G. Müller 1918 (Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich, 13)

Weblinks