Josef Dominik Schlechter
Josef Dominik Schlechter, * 26. Oktober 1841 Wien, † 20. Juni 1919 Wien, Buchbinder, Gemeinderat.
Biografie
Josef Schlechter übernahm 1867 die väterliche Buchbinderei, begann sich aber bereits 1871 im Bezirksausschuss und Ortsschulrat in Mariahilf auch politisch zu betätigen. 1873 wurde er als Liberaler in den Gemeinderat gewählt und gehörte diesem ununterbrochen bis 1918 an. Von 1878 bis 1890 war er zudem niederösterreichischer Landtagsabgeordneter und von 1891 bis 1895 Stadtrat. 1879 war Schlechter Obmann der Vereinigten Linken, und damit der Vorgänger Karl Luegers und Nachfolger von Johann Ferdinand Schrank, und näherte sich in der Folge den Christlichsozialen. Er galt als beliebtes und talentiertes Gemeinderatsmitglied und war 1883 gemeinsam mit Josef Bärtl, Georg Boschan und Karl Landsteiner Schriftführer des Gemeinderates.
Er engagierte sich besonders für den Straßenbahnbau, die Hochwasserbekämpfung und Schulangelegenheiten (Trennung jüdischer und christlicher Schüler), unterstützte den Erwerb der Gumpendorfer Kaserne und die Schaffung gemeindeeigener Gaswerke. Er war Mitglied der Wasserversorgungs- und der Wahlkommission sowie der Sektionen für Innere Angelegenheiten und Schulwesen. 1877 wurde er in den Turnhallen-Baufonds-Ausschuss des Sechshauser Turnvereins gewählt. Insgesamt stellte er während seiner Tätigkeit als Gemeinderat neuen Anträge und führte drei Interpellationen durch, die vor allem kommunale Kleinigkeiten zum Inhalte hatten.
Ab 1881 war Schlechter Obmann der Genossenschaft der Buchbinder, Ledergalanterie-, Futteral- und Kartonagenerzeuger und blieb dies bis zu seinem Tod. Er gründete, gestützt auf neue gesetzliche Bestimmungen, 1883 Gehilfenversammlungen, 1885 eine genossenschaftliche Fachschule und 1889 die Meisterkrankenkasse. Zudem fungierte er als Präsident des niederösterreichischen sowie erster Vizepräsident des Wiener Gewerbegenossenschaftsverbands und fungierte im Verwaltungsrat des Deutschösterreichischen Gewerbebunds.
Quellen
- ANNO: Josef Dominik Schlechter gestorben. In: Neues Wiener Journal, 21.06.1919, S. 8
- ANNO: Konstituierung des Deutschösterreichischen Gewerbebundes. In: Neue Wiener Friseur-Zeitung, 15.07.1908, S. 8
- ANNO: Fünfundzwanzig Jahre Genossenschaftsvorsteher. In: Neues Wiener Journal, 23.07.1906, S. 3
- ANNO: Verlobungen. In: Österreichische Zeitung für Pharmacie, 09.01.1904, S. 55
- ANNO: Diner in der Hofburg bei Sr. Majestät dem Kaiser. In: Wiener Salonblatt, 01.01.1883, S. 6
- ANNO: Trauung. In: (Neuigkeits)Welt Blatt, 26.08.1881
- ANNO: Josef Schlechter. In: Morgen-Post, 19.02.1878
- ANNO: Sechshauser Turnverein. In: Die Presse, 28.02.1877, S. 11
Literatur
- Brigitte Fiala: Der Wiener Gemeinderat in den Jahren 1879 bis 1835 mit besonderer Berücksichtigung der in diesen Jahren neu eingetretenen Gemeinderäte. Dissertation an der Universität Wien. 1974, S. 291
- Czeike, Felix (Hg.): Felder, Cajetan: Erinnerungen eines Wiener Bürgermeisters. Wien: Forum-Verlag. 1964
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
- Felix Czeike [Hg.]: Cajetan Felder. Erinnerungen eines Wiener Bürgermeisters. Wien: Forum Verlag 21984, Register
- Brigitte Fiala: Der Wiener Gemeinderat in den Jahren 1879 bis 1883 mit besonderer Berücksichtigung der in diesen Jahren neu eingetretenen Gemeinderäte. Diss. Univ. Wien. Wien 1974, S. 291
- Eduard Hausner: Der Wiener Gemeinderat zwischen 1884-1888. Diss. Univ. Wien. Wien 1974, S. 315
- Martha Steffal: Die Tätigkeit des Wiener Gemeinderates von 1889-1892. Diss. Univ. Wien. Wien 1974, S. 255
Josef Schlechter im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.