48° 12' 21.63" N, 16° 22' 2.36" E zur Karte im Wien Kulturgut
Augustinertrakt (1., Hofburg, Josefsplatz). Um 1640 wurde auf der Fläche des späteren Augustinertraktes, die damals noch dem Augustinerkloster gehörte, eine Wagenremise errichtet. Ursprünglich als Provisorium im Zuge des Baus einer Reitschule (Vorgängertrakt des Prunksaals) geplant, ist bis ins 18. Jahrhundert dort ein Schuppen nachweisbar. 1726 bis 1727 wurde hier ein Seitentrakt des neuen Prunksaals der Hofbibliothek errichtet, um Platz für Amtsräume des Präfekten, Studienzimmer und Räumlichkeiten für die Mitarbeiter zu haben. Die alte These, die Hofbibliothek sei als Solitär geplant worden, erweist sich als irreführend, da die im Augustinertrakt untergebrachten Nebenräume für den Bibliotheksbetrieb unerlässlich waren. Bereits um 1750 wurde der Trakt komplett umgebaut. Man verlegte die Prunktreppe an ihren heutigen Standort direkt vor den Prunksaal, wo vorher ein großzügiges Vestibül lag, um an Stelle der Treppe Räume bauen zu können. Dies geschah vermutlich, um die 1750 von Franz Stephan erworbene, 30.000 Objekte umfassende Naturaliensammlung des Chevaliers Jean de Baillou dort unterbringen zu können. 1765 übersiedelte diese Sammlung in den Augustinergangtrakt. 1775/1776 wurde der Trakt ausgebaut und die Fassade nach Plänen des Hofarchitekten Nikolaus Pacassi analog zu jener der gegenüberliegenden Redoutensäle gestaltet, womit der Josefsplatz seine einheitliche architektonische Fassung erhielt. 1796 wurden hier das Physikalische und Astronomische Kunst- und Naturalienkabinett untergebracht.
Literatur
- Renate Leggatt-Hofer [bis 2015 Holzschuh-Hofer] / Reinhold Sahl [Hg.]: Die Wiener Hofburg. Sechs Jahrhunderte Machtzentrum in Europa, Wien: Brandstätter Verlag 2018
- Hellmut Lorenz / Anna Mader-Kratky [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1705–1835. Die kaiserliche Residenz vom Barock bis zum Klassizismus. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2016 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 3)