Karl Ratzer
Karl Ratzer, * 4. Juli 1950 Wien, Gitarrist.
Biografie
1950 in prekären Verhältnissen als Kind zweier KZ-Überlebender in Wien geboren, erlernte der junge Rom (Angehöriger des Volksstamms der Roma) autodidaktisch das Instrument Gitarre.
Ab seinem 13. Lebensjahr stand er auf der Bühne, unter anderem mit legendären Bands wie den "Vienna Beatles" (1964–1965), "The Slaves" (1964–1966), der "Charles Ryders Corporation" (1967–1968), "C-Department" (1969–1971) und "Gipsy Love" (1971–1972) – wichtige Lehrjahre, in denen Ratzer zu einem der bekanntesten Rock-Gitarristen im deutschsprachigen Raum aufstieg.
1972 bis 1980 lebte er in den USA, wo der gefragte Studio- und Live-Gitarrist mit etlichen bedeutenden Jazz-Musikern wie Johnny Griffin, Jeremy Steig, Bob Mintzer, Joe Chambers, Dan Wall, Eddie Gomez oder Gary Anderson und Sal Nistico zusammenarbeitete. Die wichtigsten Stationen waren New York, Chicago und Atlanta.
Der Trompeter Chet Baker brachte Ratzer schließlich 1979 erstmals wieder im Rahmen einer Tournee nach Europa. Zurück in Wien, folgten ab den frühen 1980er Jahren etliche weitere Kollaborationen mit hochrangigen Jazzern wie Fritz Pauer, Hans Koller, Art Farmer, Lee Konitz, Bob Berg, Clark Terry oder Chaka Khan. Auch mit seinem Cousin, dem Wiener World- und Jazzmusiker Harri Stojka, trat Ratzer wiederholt auf.
Der Schlagzeuger und Plattenverleger Rudi Staeger produzierte 1982 Ratzers LP "Electric Finger". 1985 war Ratzer dann in zwei Bands aktiv: "Guitar special" und "Ratzer Septett" (auch unter dem Namen "Big The Heat"). Als Besitzer und musikalischer Direktor des Wiener Jazzclubs "Camarillo" (1988/1989) lud er immer wieder international bekannte Stars ein, die zusammen mit österreichischen Musikern auftraten.
1996 bekam er einen Vertrag mit "Enja-Records". Zwei CDs, "Saturn Returning" (1996) und "Moon Dancer" (1998), erschienen unter seinem Namen "as a leader", eine weitere, "Off The Wall", mit dem Organisten Dan Wall und Ratzer "as a sideman".
Von 1999 bis 2003 war Ratzer Gastprofessor für Jazz-Gitarre an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz. 2004 wechselte er an das Vienna Music Institute.
Seit 2010 tritt Karl Ratzer vor allem mit den Musikern Ed Neumeister (Posaune), Johannes Enders (Tenorsaxophon), Peter Herbert (Bass) und Howard Curtis (Schlagzeug) in Quintett-, Trio- oder Duo-Formationen in Erscheinung. Die auf diesem Wege entstandenen Tonträger erhielten exzellente Kritiken in der Fachpresse. 2017 bekam das Album "my time" des "Karl Ratzer Trios" eine Nominierung bei den "Amadeus Austrian Music Awards".
Seit dem Jahr 2016 besteht zudem das "Ratzer/Herbert/eXtracello-Projekt", das insbesondere von sich reden machte, weil das Ensemble ausschließlich mit Saiteninstrumenten arbeitet. Hier trifft Jazz auf Klassik, während dem Publikum eine weite Bandbreite von Eigenkompositionen, Stücken aus dem Barock, Wienerliedern, Jazzstandards und südamerikanischen Standards dargeboten wird.
Am 26. Januar 2022 wurde Karl Ratzer der Berufstitel "Professor" verliehen.
2022 schenkte der Künstler dem Populärkulturellen Archiv der Wienbibliothek im Rathaus eine Sammlung an Plakaten, Fotografien, Programmheften und Presseartikeln.
Quellen
Literatur
- Wolfgang Lamprecht: Zur Geschichte der österreichischen Jazz(kritik). Chronik, Dokumentationen, Stellungnahmen. Wien: Erhard Löcker 2009 [Stand: 20.06.2022]
- Oesterreichisches Musiklexikon: Ratzer, Karl [Stand: 20.06.2022]
- Archiv Österreichischer Popularmusik: Karl Ratzer [Stand: 20.06.2022]
Karl Ratzer im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.
Weblinks
- Wikipedia: Karl Ratzer [Stand: 20.06.2022]
- Homepage von Karl Ratzer [Stand: 20.06.2022]
- Christoph Huber: Laudatio auf Karl Ratzer anlässlich der Verleihung des Berufstitels Professor am 26. Januar 2022. In: Porgy & Bess, 28.06.2022 [Stand: 20.06.2022]