Karl Stojka

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Stojka, Karl
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Rigo, Karl
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Prof.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  34242
GNDGemeindsame Normdatei 119260034
Wikidata Q1733095
GeburtsdatumDatum der Geburt 20. April 1931
GeburtsortOrt der Geburt Wampersdorf 4804904-9
SterbedatumSterbedatum 9. April 2003
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Maler, Autor
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage
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Letzte Änderung am 20.08.2024 durch WIEN1.lanm09kka
BestattungsdatumDatum der Bestattung  15. April 2003
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Meidlinger Friedhof
Grabstelle Gruppe 1, Reihe 7, Nummer 129
  • 10., Belgradplatz (Wohnadresse)
  • 16., Paletzgasse 42 (Wohnadresse)
  • 18., Gymnasiumstraße 23 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 27. Februar 2001, Übernahme: 7. August 2001)
  • Orden des Holocaust Memorial Centre (Verleihung: 1992)


Stojka Karl, * 20. April 1931 in Wampersdorf, † 9. April 2003 in Wien, Teppichhändler, Maler, Autor, Zeitzeuge, Rom*nija-Aktivist.

Biografie

Karl Stojka wurde 1931 im niederösterreichischen Wampersdorf in eine Familie von reisenden Lovara-Rom*nija geboren, die ihre Winter meist in Wien verbrachten. Er war das vierte von sechs Kindern. Seine Mutter Maria Sidonie Rigo Stojka (1906–1972) bot Stoffe und Spitzen zum Verkauf, sein Vater Karl Wackar Horvath (1908–1942) war Pferdehändler.

Verfolgung während der NS-Zeit

Vom NS-Regime als "Zigeuner" definiert zählte Karl Stojka mit seiner Familie zu einer der aus rassischen Gründen verfolgten Gruppen. Am 17. Oktober 1939 erging vom Reichssicherheitshauptamt ein Schnellbrief an alle Polizeibehörden, um die beabsichtigte, vollständige Deportation aller Rom*nija innerhalb des NS-Gebietes vorzubereiten und umzusetzen. Der sogenannte Festsetzungserlass verbot Rom*nija ihren aktuellen Aufenthaltsort zu verlassen. Die Strafe bei Missachtung war die sofortige Deportation in ein Konzentrationslager, was im Normalfall auch durchgeführt wurde. Die Familie Stojka wohnte zu diesem Zeitpunkt neben dem Kongreßbad (16., Paletzgasse 42) in ihrem zur Hütte umgebauten Wohnwagen. Der unauffälligere Wohnort rettete die Familie Stojka vor der ersten Deportationswelle in das Ghetto Lodz/Litzmannstadt, die 1941 die Bewohner*innen der Hellerwiese und der Wankogstätt'n – beide jahrhundertealte Lagerplätze der Rom*nija – traf. Stojkas Vater wurde jedoch im gleichen Jahr festgenommen, in das KZ Dachau deportiert und schließlich 1942 im Rahmen der Tötungsaktion T4 in der Euthanasieanstalt Hartheim ermordet. Auch Karl Stojkas Schwester Katharina "Kathi", verheiratete Kaslow/Kaslov (1927–1999) wurde vor der übrigen Familie deportiert.

Karl Stojka wurde als 12-Jähriger am 3. März 1943 in der Schule von der Gestapo festgenommen und gemeinsam mit seinen in Wien verbliebenen Familienmitgliedern in der Roßauer Kaserne inhaftiert. Ende März erfolgte die Deportation in das sogenannte Zigeunerlager im KZ Auschwitz-Birkenau (Abschnitt B IIe). Sein jüngster Bruder Josef "Ossi" Stojka (1935–1944) starb dort an einer Typhuserkrankung. Im August oder September 1943 wurde Karl Stojka mit seinem Bruder Mongo zur Zwangsarbeit in das KZ Buchenwald transportiert. Anfang April 1945 wurden beide Brüder in das KZ Flossenbürg verlegt und am Todesmarsch in das KZ Dachau in der Nähe von Rötz am 27. April von amerikanischen Truppen befreit.

Leben nach 1945

Karl und Mongo Stojka blieben zunächst im bayrischen Rötz und kehrten im Mai 1947 nach Wien zurück. Dort trafen sie auf ihre Mutter sowie ihre Schwestern Maria "Mitzi/Mizzi" (geboren 1926), Katharina und Ceija. Ansonsten überlebte niemand der über 200 Mitglieder zählenden Familie die Verfolgung durch die Nationalsozialisten.

In der Nachkriegszeit arbeitete Karl Stojka als Minenarbeiter in Frankreich und schloss sich der Fremdenlegion an. Anschließend lebte er als erfolgreicher Teppichhändler in Deutschland, Italien, Portugal, den USA und schließlich in Österreich. 1985 kehrte er nach Wien zurück. Als Zeitzeuge berichtete er von seinen Erlebnissen während der NS-Zeit und engagierte sich aktiv in der Bürgerrechtsbewegung der Rom*nija. Dabei setzte er sich vor allem für ihre Gleichstellung und die Anerkennung als Volksgruppe sowie als Opfergruppe ein. An Karin Bergers Film "Abschied von Sidonie" (basierend auf dem gleichnamigen Roman von Erich Hackl) beteiligte sich Karl Stojka als Schauspieler. Aus den 1997 mit ihm geführten Interviews präsentierte die Filmemacherin 2023 die Dokumentation "Wankostättn".

1999 wurde Karl Stojka der Berufstitel Professor verliehen, 2001 erhielt er das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. Er war Vater eines Sohnes, der 1950 in Wien geboren wurde. Karl Stojka starb mit 72 Jahren in Wien und wurde am Meidlinger Friedhof beigesetzt.

Künstlerisches Werk

Karl Stojka begann 1985 – zu einem ähnlichen Zeitpunkt wie seine Schwester Ceija – seine Erlebnisse während des Holocaust künstlerisch zu verarbeiten. Seine Bilder waren in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen zu sehen, etwa in Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Japan, den Niederlanden, Polen, Ungarn und den USA.

Darüber hinaus publizierte Karl Stojka autobiografische und lyrische Texte, etwa 1992 seine Autobiografie "Auf der ganzen Welt zu Hause".

Werke (Auswahl)

  • Karl Stojka: Nach der Kindheit im KZ kamen die Bilder. Wien: VIDO – Verein zur Information der Öffentlichkeit zu Kunst, Wissenschaft und Kulturpolitik 1992
  • Karl Stojka / Reinhard Pohanka: Auf der ganzen Welt zu Hause. Das Leben und Wandern des Zigeuners Karl Stojka. Wien: Picus Verlag 1994
  • Karl Stojka: Mein Name im Dritten Reich: Z5742. Wien: Selbstverlag 2000

Literatur


Karl Stojka im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks