Leopold Maximilian Firmian
- Fürsterzbischof von Wien (28.01.1822 bis 29.11.1831) Namensgeber der Firmiangasse
Leopold Maximilian Graf Firmian, * 11. Oktober 1766 Trient, † 29. November 1831 Stadt 869 (1., Rotenturmstraße 2; Stephansdom), von 28. Jänner 1822 bis 29. November 1831 Fürsterzbischof von Wien.
Werdegang
Leopold Maximilian Firmian wurde am 11. Oktober 1766 zu Trient in eine Südtiroler Adelsfamilie geboren, aus der zahlreiche Domherren und auch zwei Bischöfe hervorgingen. Firmian absolvierte seine Studien in Salzburg, das unter Fürsterzbischof Hieronymus von Colloredo zu einem Zentrum der katholischen Aufklärung geworden war. Im Jahr 1780 wurde Firmian in das Salzburger Domkapitel aufgenommen, ab 1783 war er auch Domkapitular von Passau. Seine Priesterweihe erhielt er 1792.
Weihbischof von Passau und Bischof von Lavant
Im Jahr 1797 wählte der Passauer Fürstbischof Leopold Leonhard von Thun und Hohenstein Firmian zu seinem Weihbischof und spendete ihm nach der Ernennung zum Titluarbischof von Tiberias (24. Juli 1797) am 5. November 1797 die Bischofsweihe in Passau. Am 23. November 1800 wurde Firmian von Colloredo zum Fürstbischof von Lavant mit dem Sitz St. Andrä im Lavanttal ernannt.
Die Schwerpunkte seiner bischöflichen Tätigkeit in Kärnten war die Sorge für eine adäquate Ausbildung des Priesternachwuchses durch die Errichtung eines Priesterseminars in Klagenfurt für die Bistümer Gurk und Lavant im Jahre 1811. Auch an der Aufsicht über das niedere Schulwesen (seit 1804) und an der Gründung eines Gymnasiums (1808) war er beteiligt.
Fürsterzbischof und Administrator von Salzburg
Am 29. August 1816 ernannte Kaiser Franz II. (I.) ohne vorherige Verständigung mit dem Heiligen Stuhl Firmian zum Fürsterzbischof der seit 1812 vakanten Erzdiözese Salzburg. Papst Pius VI. verweigerte jedoch die Bestätigung und ernannte Firmian stattdessen am 18. August 1818 zum Administrator Salzburgs unter Beinhaltung des Bistums Lavant.
Fürsterzbischof von Wien
Ab 2. Juni 1822 war Firmian Fürsterzbischof von Wien. In seiner Amtszeit wurden die Pfarrer als treue Staatsbeamte gesehen, deren Aufgabe auch darin bestand, das Pfarrvolk über gesundheitliche Belange zu belehren (Choleragefahr, Impfpflichteinhaltung).
Firmian unternahm zahlreiche Visitationen in Pfarren und Klöstern. In den Berichten zu diesen Visitationen finden sich Informationen über den Zustand kirchlicher Orden, die seit den Eingriffen Josephs II. starke Einschnitte erfahren hatten. Kritisiert wird darin besonders die Mangelhaftigkeit der im Schulwesen tätigen Orden.
Im Jahr 1824 ließ Firmian ein Verzeichnis aller bei katholischen Gottesdiensten gebräuchlichen Lieder anfertigen.
Stiftungen und Kleinkinder-Bewahranstalten
Während seiner Amtszeit wurde auch die Leopoldinenstiftung für die Missionsunterstützung gegründet (1829). Die Stiftung wurde nach der 1826 verstorbenen Tochter Franz II. (I.), Leopoldine, benannt und bestand als Leopoldinen-Missionsverein bis zum Jahr 1914. Firmian selbst war der erste Vorstand der Stiftung. Zweck der Gründung der Stiftung war es, durch materielle Hilfeleistungen die katholische Kirche Nordamerikas und vor allem das dortige Deutschtum zu unterstützen. Firmian führte auch den Vorsitz über den Raphaelverein, der sich ebenfalls der Seelsorge unter deutschsprachigen Auswanderern in den USA widmete.
Unter Firmian erfolgte 1830 die Errichtung der ersten Kleinkinder-Bewahranstalt in der Landstraße (3.), wo nicht schulpflichtige Kinder während der Arbeitszeit ihrer Eltern in Obsorge gegeben werden konnten. Bald wurden weitere Anstalten nach diesem Modell gegründet.
Tod
Am 29. November 1831 starb Leopold Maximilian Firmian im 66. Lebensjahr und wurde im Stephansdom beigesetzt. Mit ihm starb die Südtiroler Adelsfamilie Firmian aus, die ab 1526 dem Reichs- beziehungsweise erbländisch-österreichischen Freiherrenstand und ab 1749 dem österreichischen Grafenstand angehörte.
Nach dem Geistlichen wurde die Firmiangasse bennat.
Quellen
- Diözesanarchiv Wien, Bischofsakten.
- Wienbibliothek digital: Partezettel
Literatur
- Franz Gall: Österreichische Wappenkunde. Handbuch der Wappenwissenschaft. Wien [u.a.]: Böhlau 1977, S. 316
- Erwin Gatz: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon. Band 1: 1785/1803-1945. Berlin: Duncker & Humblot 1983, S. 191 f.
- Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Band 1. Wien: Österr. Bundesverlag 1925, S. 354
- Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
- Joseph Kopallik: Regesten zur Geschichte der Erzdiözese Wien. Band 1: Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Klöster Wiens. Wien 1890, Nr. 1-49
- Franz Loidl / Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Vierzig Biographien. Wien: Schendl 1983, S. 70 f.
- Ernst Tomek: Das Zeitalter der Aufklärung und des Humanismus. Innsbruck - Wien - München: Tyrolia 1959 (Kirchengeschichte Österreichs 2), S. 665-666