Lisl Rinaldini

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Rinaldini, Lisl
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Rinaldini, Liesl; Rinaldini, Elisabeth; Rinaldini, Elisabeth, Theodora von; Pletka, Elisabeth, Theodora
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  368325
GNDGemeindsame Normdatei 1234162911
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 9. Oktober 1906
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 14. Mai 1980
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Tänzerin, Tanzlehrerin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource 
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Letzte Änderung am 4.11.2024 durch WIEN1.lanm09lue
BestattungsdatumDatum der Bestattung  27. Mai 1980
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle
  • 9., Porzellangasse 13 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Lisl Rinaldini, * 9. Oktober 1906 Wien, † 14. Mai 1980 Wien, Tänzerin, Choreografin, Pädagogin.

Biografie

Elisabeth Maria Theodora Pletka, bekannt als Lisl Rinaldini, war ab den 1920ern Jahren bis 1937 eine bekannte Wiener Tänzerin mit jüdischen Wurzeln und verbrachte den Großteil ihres Lebens in Wien. Als Tochter von Marino Angelo Rudolf Ritter von Rinaldini war sie Teil eines italienischen Adelsgeschlechts und mütterlicherseits die Tochter von Bertha Bauer und Enkeltochter von Julius Bauer, dem bekannten jüdischen Wiener Theaterkritiker und Schriftsteller. Es ist anzunehmen, dass Bertha Bauer vom jüdischen zum christlichen Glauben konvertierte. Marino Angelo starb 1911, weshalb er die Tanzkarriere seiner Tochter nicht miterleben konnte.

Lisl Rinaldini begann ihre tänzerische Laufbahn als Schülerin von Gertrud Bodenwieser-Rosenthal, einer populären, jüdischen Tänzerin der 1920er Jahre. Mit 16 Jahren trat Lisl das erste Mal im Kurtheater in Bad Ischl auf. Ihren ersten Auftritt in Wien gab sie am 26. Dezember 1923 im Wiener Konzerthaus als Teil der Kinderoperette "Ein Märchentraum". Ab Jänner 1924 war sie gemeinsam mit anderen Schülerinnen im Bodenwieser-Ensemble zu sehen. Ihr Stil wurde als zart, elegant und federleicht beschrieben, aber auch als humorvoll, schalkhaft und spitzbübisch. Ihre Tanzeinlagen wurden häufig von Klavierstücken der Komponisten Strauß, Brahms oder Schumann begleitet. Lisl Rinaldini dürfte von eher kleiner und zarter Statur gewesen sein, da sie in Zeitungsberichten häufiger als "Persönchen" bezeichnet und sowohl ihre Grazie als auch der anmutige Körper hervorgehoben wurden. Im April 1924 gelang der jungen Künstlerin mit der tänzerischen Auseinandersetzung Gottfried Kellers "Tanzlegendchen" der Durchbruch ihrer Solokarriere. Im September desselben Jahres wurde sie in die Internationale Artisten Organisation IAO aufgenommen. Von nun an war sie regelmäßig in den Sommermonaten in Bad Ischl anzutreffen und in den Wintermonaten, vor allem in der Weihnachtszeit, gab sie Auftritte in Wien. Ab dem Jahr 1925 gab sie Gastspiele im Theater in der Josefstadt, in der Volksoper, dem Apollotheater und der Urania. 1927 stand sie das erste Mal als Schauspielerin in Bad Ischl in der Rolle des "Christopherl" im Nestroystück "Einen Jux will er sich machen" auf der Bühne. Laut Zeitungsberichten befand sich Lisl Rinaldini von 1930 bis 1932 auf Tournee und war in Wien nicht anzutreffen. Ab 1933 nahmen die Einträge zu ihrer Person deutlich ab. Vermutlich dufte Rinaldini aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln nicht mehr in großen institutionellen Theater- und Musikhäusern auftreten. Ihren vorerst letzten Auftritt hielt sie am Silvesterabend 1937 im Theatersaal der Wiener Volkshochschule, als Showeinlage um Mitternacht, ab.

Während des Zweiten Weltkrieges, zumindest bis 1940, lebte sie vermutlich gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Großvater in der Porzellangasse 13, im 9. Wiener Gemeindebezirk, in der Wohnung von Julius Bauer. Die Mutter verstarb 1952, der Großvater 1941. Für den Zeitraum 1940 bis 1945 gibt es zum Leben Lisl Rinaldinis kaum Einträge. Ein Briefwechsel mit Gertrude Steiner im KZ Theresienstadt und die Bitte an den Reichswirtschaftsminister in Berlin, Vermögenswerte von Julius Bauer behalten zu dürfen, lassen darauf schließen, dass sie auch während dieses Zeitraumes in Wien ansässig blieb. Zu ihrem ersten Auftritt nach 1945 findet sich im Spielplan vom Kabarett Simpl Lisl Rinadinis Name gemeinsam mit anderen Künstlerinnen und Künstlern in dem Stück "Von Diesem und Jenem..." . Im selben Jahr hatte die Tänzerin versucht, ihre ehemals erfolgreiche Karriere wieder aufzunehmen: "Lisl Rinaldini […] eine feinsinnige, originelle Tänzerin […] deren Kunst zwar nie hochtrabend aber stets […] wienerisch war. Sieben Jahre war ihr jede öffentliche Auftrittsmöglichkeit untersagt", hieß es in der Zeitung Neues Österreich vom 5. Dezember 1945. Allerdings dürfte ihre Rückkehr auf die Bühne nicht allzu erfolgreich verlaufen sein, da sich ab diesem Zeitpunkt weniger über sie finden lässt.

Ab 1955 gibt Lisl Rinaldini, fast jährlich bis in die 1970er Jahre, Tanzstunden für Kinder und Erwachsene in der ehemaligen Wohnung ihres Großvaters, der Porzellangasse 13. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Pletka ist sie auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben.


Quellen

Literatur


Lisl Rinaldini im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.