Lobau
Lobau (22.), Augebiet am linken Donauufer (Lo = althochdeutsch Wald, daher "wald, Au"; Ausdehnung 2.160 Hektar), das dem Jagdsport des kaiserlichen Hofs diente und besonders von Kronprinz Rudolf häufig besucht wurde; allein an Rebhühnern wurden hier jährlich an die 10.000 Stück geschossen.
1905 wurde die Lobau zum Schutzgebiet erklärt. Karl I. schenkte einen großen Teil der Lobau 1918 der Stadt Wien. Sie wird heute durch den (unvollendet gebliebenen) Donau-Oder-Kanal (Erholungsgebiet) geteilt: die obere (städtische) Lobau befindet sich mit Ausnahme des Ölhafens und der Raffinerie im Besitz der Stadt Wien, die untere Lobau ist Bundesbesitz. Die städtische Lobau wurde vor 1926 als Naturschutzpark allgemein zugänglich gemacht, ihr oberster Teil ist "Kolonistengebiet", der mittlere typische Au- und Feldlandschaft, der unterste Abschnitt wurde allerdings Industriegebiet und lässt den Naturzustand kaum noch erkennen. Schuld daran ist vor allem die am 7. Oktober 1939 getroffene Entscheidung, hier den Donau-Oder-Kanal einmünden zu lassen.
Die untere Lobau hat sich naturbelassener erhalten. Das Gebiet spielte während der Franzosenkriege eine bedeutende Rolle (zu erwähnen sind unter anderem die "Napoleonsteine", welche die Stelle bezeichnen, an welcher der Feldherr während der Schlacht bei Aspern 1809 sein Lager aufgebaut hatte, und der Franzosenfriedhof). Die Großenzersdorfer Kavalleriekaserne wurde zu einem Meierhof umgestaltet.
Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ein Zwangsarbeiterlager.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in der Lobau eine Ölraffinerie und ein Tiefbrunnen zur Ergänzung der Trinkwasserversorgung errichtet. Nachdem die UNESCO die Lobau 1977 als schutzwürdiges Gebiet anerkannt hatte, wurde auch der niederösterreichische Anteil an der Lobau am 1. Oktober 1978 (laut Verordnung der Niederösterreichischen Landesregierung) Naturschutzgebiet. 1996 wurden die Lobau und die gesamten Donau-Auen östlich von Wien bis zur Staatsgrenze der Slowakei zum Nationalpark erklärt.
Erwähnenswert ist das von Fritz Löhner-Beda und Alois Eckhardt geschriebene und von Heinrich Strecker vertonte Wiener Lied "Drunt in der Lobau / wenn ich das Platzerl noch wüsst / drunt in der Lobau / hab ich ein Mäderl geküsst". Es wurde unter anderem von Peter Alexander gesungen.[1]
Von 1974 bis 2009 bestand im sogenannten Adjunktenschlössl in der Nähe des Forsthauses in der Lobau das Lobaumuseum, das vom Verband für Umweltschutz in Räumen, welche die Stadt Wien hierfür zur Verfügung stellte, betrieben wurde.[2] [3]
Siehe auch: Deml-Kreuz, Lobaugasse, Lobaustraße (22)
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Literatur
- Christian Brandstätter: Stadtchronik Wien. 2000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. Wien [u.a.]: Brandstätter 1986, S. 415
- Die Krongüter und ihre Zukunft. Lainzer Tiergarten, Lobau, Schönbrunn. 1919
- Führer durch die städtische Lobau. 1927
- Hermine Cloeter: Häuser und Menschen von Wien. 1920, S. 76
- Friedrich Heller: Die Lobau. Ein Führer durch die Geschichte und Landschaft der Lobau. 1975
- Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 122
- Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S .75 ff. u. Reg.
- Edith Müllbauer: XXII. Donaustadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1985 (Wiener Bezirkskulturführer, 22), S. 70 ff.
- Ferdinand Starmühlner u.a.[[Hgg.]: Naturgeschichte Wiens 2. 1972, S. 499 ff.