Lucca Chmel
Lucca Chmel, * 5. Dezember 1911 Wien, † 16. März 1999 Wien, Fotografin.
Biografie
Lucia Maria (Lucca) Chmel war eine österreichische Architekturfotografin, die im Zeitraum von 1937 bis 1972 hauptsächlich in Wien tätig war. Sie war seit 1. Juli 1940 registriertes Parteimitglied der NSDAP und übte über den Zweiten Weltkrieg hinaus lückenlos ihren Beruf aus. Nach Kriegsende 1945 wurde sie verpflichtet, Wiederaufbauarbeit zu leisten. Dabei entstanden die ikonischen Aufnahmen des zerstörten Wiener Stephansdoms.
Lucca Chmel wurde am 5. Dezember 1911 in Wien den Eltern Marie Chmel (geborene Peer Edle von Peerheim) und Ludwig Roman Chmel geboren. Im Jahr 1917 zog ihre Familie nach Schärding am Inn in Oberösterreich. Sie maturierte 1928 an der Höheren Mädchenschule der Englischen Fräulein zu Neuhaus am Inn in Bayern und fasste den Entschluss, Malerin zu werden.
1929 zog sie wieder nach Wien und begann am 1. September ein Privatstudium bei dem akademischen Maler Hans Schachinger, das sie am 30. Juni 1931 beendete. Im Mai 1931 bestand sie die Aufnahmeprüfung der Akademie der bildenden Künste (Institution), entschied sich jedoch kurzfristig für die Fotografie und bestand im Juli 1931 die Aufnahmeprüfung der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Dort studierte sie als Schülerin von Rudolf Koppitz und absolvierte am 1. Juli 1933 mit sehr gutem Erfolg.
Kurz darauf, am 24. Juli 1933, wurde sie Gesellin im Atelier "R. Pokorny" in Wien (Mariahilfer Straße 55, 1060 Wien), das ab 1934 von der jüdischen Fotografin Hermi Friedmann gepachtet wurde. Nach ihrer Gesellenzeit ab 7. September 1936 begann sie, dort als Gehilfin zu arbeiten. Sie erhielt in dieser Zeit ihre ersten größeren Fotoaufträge. Am 30. November 1936 absolvierte sie ihre Meisterprüfung vor der Kommission der "Wiener Photographenzunft".
Karriere
Seit 1932 publizierte Chmel in unterschiedlichen Zeitschriften wie: "Wiener Magazin" (ab 1932), "Die Bühne" (ab 1933), "Die Pause" (ab 1938). Von 1. Jänner 1938 bis 14. Februar 1939 war Lucca Chmel Assistentin für "Photographie" an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt. In der Zeit des Nationalsozialismus profitierte Lucca Chmel beruflich von der Vertreibung jüdischer Fotografinnen und Fotografen. Hermi Friedmann gelang die Flucht vor der nationalsozialistischen Verfolgung, Lucca Chmel wurde ab 17. Juni 1938 die neue Pächterin des Ateliers "R. Pokorny". Am 15. Februar 1939 erwarb Chmel das Porträtatelier "Foto Clairon" von Clara Tury (Loquaiplatz 13, 1060 Wien), die nach der Eheschließung ihre berufliche Tätigkeit in Wien aufgab. Chmel benannte es in "Lichtbild Lucca Chmel" um. In ihrem Atelier arbeitete sie bis 1945 hauptsächlich an Porträt-, Landschafts-, Kunstgewerbe- und Theaterfotografie.
Ab Februar 1938 war Lucca Chmel Mitglied der DAF (Deutsche Arbeitsfront) und der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt), ab 1. Juli 1940 registriertes Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 8.449.949) . Als Sühnemaßnahme musste sie deshalb von April bis September 1945 Aufräumarbeiten leisten. Im Zuge dieser fotografierte sie die Kriegsschäden an einigen Wiener Gebäuden für das Kulturamt der Stadt Wien (Magistratsabteilung 7 - Kultur), darunter auch den Wiener Stephansdom. Die Fotoserie des zerstörten Wiener Stephansdom umfasst 618 Bildaufnahmen und ist im Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek.
1947 veröffentlichte Lucca Chmel das "Bilderbuch Österreich" , in dem ein großer Teil ihres Lebenswerkes abgebildet ist. Mit 1948 begann ihre Laufbahn als zeitgenössische Architekturfotografin. Infolgedessen arbeitete sie mit einigen angesehenen Architekten wie Erich Boltenstern (1950–1972), Oswald Haerdtl (1944–1959), Max Fellerer und Eugen Wörle (1950–1956), Roland Rainer (1950–1970), Siegfried Theiß und Hans Jaksch (1951–1961).
Am 13. April 1949 wurde Luccas Tochter Veronika Chmel geboren. Dieser übergab Lucca Chmel mit ihrem Ruhestand am 30. Oktober 1972 ihr Atelier. In ihrer Pension besuchte sie Vorlesungen der Universität Wien zu Archäologie, Alte Geschichte und Kunstgeschichte. Bis zu ihrem Tod am 16. März 1999 fotografierte Lucca Chmel nur noch privat und vor allem auf Reisen.
Quellen
Literatur
- Nora Linser: Wien in Trümmern. Fotografische Inszenierung von Zerstörung in vier Wiener Bildbänden. Masterarbeit. Universität Wien. Wien 2019
- Gabriele Hofer: Lucca Chmel - Architekturfotografie 1945–1972. Zur Repräsentation österreichischer Nachkriegsmoderne im fotografischen Bild. Wien: Praesens-Verlag 2006
- Lucca Chmel: Bilderbuch Österreich. Text von Heinrich Thomas. Vorwort von Viktor Matejka. Wien: Globus-Verlag 1947
Lucca Chmel im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.