Lucia Heilman

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Heilman, Lucia
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Treister, Lucia Johanna; Hildebrandt, Lucia
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr.
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  365451
GNDGemeindsame Normdatei
Wikidata Q15990550
GeburtsdatumDatum der Geburt 25. Juli 1929
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum
SterbeortSterbeort
BerufBeruf Ärztin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird NS-Zeit
Nachlass/Vorlass
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RessourceUrsprüngliche Ressource 
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Letzte Änderung am 22.01.2024 durch WIEN1.lanm09lue


  • 20., Pappenheimgasse 6 (Wohnadresse)
  • 9., Berggasse 36 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien (Verleihung: 12. September 1923, Übernahme: 15. Jänner 2024)


Lucia Heilman, * 25. Juli 1929 Wien, Ärztin, Zeitzeugin.

Biografie

Lucia Heilman kam 1929 als Lucia Johanna Treister in Wien zur Welt. Ihre Mutter Regina Steinig, eine im Krankenhaus Lainz angestellte Chemikerin jüdischer Herkunft, war von 1921 bis 1933 mit dem Juristen Leon Steinig verheiratet, doch ging die Tochter aus einer Beziehung mit dem nicht-jüdischen Beleuchtungsingenieur Rudolf Kraus hervor und trug deshalb den Geburtsnamen der Mutter. Lucia wuchs bei ihrer Mutter und deren Lebensgefährten Fritz Hildebrand sowie dem Großvater auf. Zu ihrem Vater hatte sie regelmäßig Kontakt. Während ihre Mutter in der Arbeit war, wurde sie von ihrem Großvater betreut, der sehr religiös war und jiddisch mit ihr sprach. Er wurde später deportiert und starb am 23. Oktober 1939 im KZ Buchenwald.

Lucia Treister wurde 1935 in der Gerhardusgasse im 20. Bezirk eingeschult. Nach der Übersiedelung in den 9. Bezirk besuchte sie eine Volksschule in der Servitengasse. Nach dem Einmarsch Hitlers wurde die Achtjährige der Schule verwiesen. Eine Zeit lang war ihr der Besuch einer Schule für jüdische Kinder erlaubt und für circa ein halbes Jahr ging sie in Chajes-Gymnasium in der Castellezgasse.

Lucias Vater, Rudolf Kraus, ließ sich nach der nationalsozialistischen Machtergreifung von seiner Arbeitgeberin, der Firma Siemens, in den heutigen Iran versetzen. Später wurde er nach Australien gebracht und dort interniert. Er kehrte nicht mehr nach Österreich zurück. Seine Versuche, Lucia und ihre Mutter in den Iran nachzuholen, scheiterten. Regina Steinig war bald nach Kriegsausbruch arbeitslos geworden, aus ihrer Wohnung vertrieben und in einer Sammelwohnung untergebracht worden. Die Flucht aus Wien gelang ihr und ihrer Tochter nicht mehr.

Als Ende 1941 die Situation für die noch in Wien verbliebenen Jüdinnen und Juden immer gefährlicher wurde, versteckte der Metall-Kunsthandwerker Reinhold Duschka, ein Bergsteigerfreund von Rudolf Kraus, Lucia und ihre Mutter in einem Verschlag in seiner Werkstatt im 4. Stock des Werkstättenhofs in der Mollardgasse 85a. Unter Lebensgefahr versorgte er die beiden nicht nur mit Lebensmitteln und Kleidung, sondern besorgte auch Bücher. Mit der Zeit lernte er seine beiden Schützlinge auch als Mitarbeiterinnen an und gemeinsam produzierten sie Kunstgegenstände. Nachdem das Haus in der Mollardgasse bei einem Fliegerangriff zerbombt worden war, brachte er Regina Steinig und ihre Tochter in ein anderes Versteck. Die letzten Kriegsmonate mussten die beiden in einem Kohlenkeller ausharren. Nach der Befreiung Wiens maturierte Lucia Treister am Gymnasium in der Albertgasse. Danach reiste sie nach Australien, wo es zu einem Wiedersehen mit ihrem Vater kam. Da sich ihr Wunsch Medizin zu studieren, in Australien aus finanziellen Gründen nicht realisieren ließ, kehrte sie nach Wien zurückkehrte. Ihren Vater sah sie danach nie wieder, er starb 85-jährig in Australien.

Nach Absolvierung des Medizinstudiums war sie als Ärztin im AKH, im Kaiser-Franz-Josef-Spital sowie im Spital der Barmherzigen Brüder tätig. Ab 1952 war sie mit Alfred Heilman verheiratet, den sie bereits als 17-Jährige kennengelernt hatte.

Reinhold Duschka (1900–1993) wurde 1990 von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als "Gerechter unter den Völkern" geehrt. In Wien erinnert eine Gedenktafel in der Mollardgasse an seine Heldentat.

Lucia Heilman sprach erstmals in Zusammenhang mit dem Filmprojekt der israelischen Fotografin Alisa Douer "Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt" (1993) über ihr Überleben als "U-Boot" in Wien. Seither ist sie als Zeitzeugin aktiv und stellt sich für Interviewprojekte zur Verfügung. In der Spielzeit 2013/2014 wirkte Lucia Heilman bei der Produktion "Die letzten Zeugen" am Wiener Burgtheater mit, 2017 trat sie beim Fest der Freude als Rednerin auf. Erich Hackl hat die Geschichte von Lucia Heilman, Regina Steinig und Reinhold Duschka im Roman "Am Seil. Eine Heldengeschichte" (2018) literarisch verarbeitet.


Literatur