Luise Montag
Luise Montag, * 13. April 1849 Wien, † 20. März 1927 Wien, Volkssängerin.
Biografie
Luise Montag wurde als Aloisia Pintzker, verheiratete Plechacek, geboren. Sie debütierte 1866 im damals populären Gasthaus Harner am Tabor. Auch wird berichtet, dass sie unter anderen auf dem Fiakerball, dem Wäschermädelball, im Wirtshaus Zur goldenen Waldschnepfe und im Gschwandtner, einem Vergnügungetablissement in Hernals, auftrat. Eine Zeitlang trat sie in der Gesellschaft der Antonie Mansfeld auf, von der auch ihr Künstlername Luise Montag abgeleitet sein soll – Montag war der Geburtsname von Mansfeld. Aufgrund von Meinungsverschiedenheit trennenten sich ihre Wege und Montag gründete eine eigene Volkssängergesellschaft; eine Zeitlang schrieb jedoch der Leibdichter Antonie Mansfelds, Ferdinand Mansfeld, für Montag Texte. Man nannte sie wegen ihres perlenden Soprans (sie war eine meisterhafte Jodlerin) bald nur "das Lercherl" (von Hernals). Montags Repertoire umfasste vorwiegend alpenländisches Liedgut, geprägt von Jodlern und Dudlern. Ein Polizei-Erlass aus dem Jahr 1883 erlaubte Louise Montag offiziell in Männerkleidung aufzutreten. Besonders bekannt wurde sie für ihre Hosenrolle als ‚Tiroler Bua‘. Zu ihren Schlagerliedern gehörte "Gut is' gangen, nix is' g'schehn". Ihr steiler Aufstieg brachte ihr große finanzielle Erfolge, sodass sie zwei Villen in Dornbach erwerben konnte (ihre Wohnung war in der 17., Hernalser Hauptstraße 203). 1883 assoziierte sie sich mit Edmund Guschelbauer, mit dem sie auch Duette sang (etwa „Fiaker und Wäschermädel").
Montag war ab 1869 kurze Zeit mit dem Volkssänger Plechacek (genannt "Plecherl") verheiratet. Nach der Scheidung ging sie eine Lebensgemeinschaft mit dem Hofopernlogenmeister Janeczek ein. Im Alter erlitt Montag schwere Schicksalsschläge (ihr Lebensgefährte verließ sie, ihre beiden Söhne fielen im Ersten Weltkrieg, ihr Vermögen verlor sie durch die Inflation).
Zeitgenössische Zeitungsberichte über Luise Montag zeichneten ein ambivalentes Bild ihrer späteren Lebensjahre. So wird etwa von einem mutmaßlichen Betrug berichtet, bei dem sie beim Verkauf ihres Hauses einen deutlich unter dem damaligen Marktwert liegenden Preis akzeptierte. In anderen Artikeln wurde Montag gegen Ende ihres Lebens als "irrsinnig" oder "verrückt" beschrieben. Ihr auffälliges Verhalten kann mit möglichen psychischen Problemen in Verbindung gebracht werden. In einigen Berichten wird zudem erwähnt, dass Kapellmeister Rudolf Hans Dietrich (Präsident der Gesellschaft zur Hebung und Förderung der Wiener Volkskunst), ein enger Bekannter Montags, möglicherweise als ihr Vormund fungierte.
Insgesamt lässt sich in der Berichterstattung ein wiederkehrendes Narrativ erkennen: Während Montag zunächst als eine gefeierte und beliebte Volkssängerin dargestellt wurde, rückte sie mit dem Aufkommen neuer Unterhaltungstrends wie dem Varieté zunehmend in den Hintergrund. Dies zeigt die gängige stereotypische Darstellung von Volkssängerinnen, die als nicht mehr zeitgemäß wahrgenommen wurden. Die generellen Arbeitsbedingungen von Volkssängerinnen zu Montags Zeit waren von Unsicherheit und gesellschaftlichen Vorurteilen geprägt. Sie standen unter erheblichem Druck, da ihr Erfolg oft von Jugend und Aussehen abhängig war. Während männliche Kollegen auch im Alter auftreten konnten, blieb den Sängerinnen diese Möglichkeit häufig verwehrt. Die Aussicht auf ein finanziell abgesichertes Leben war selten, und nur wenige konnten sich durch zusätzliche Einkünfte ein Auskommen im Alter sichern. In den späteren Jahren ihres Lebens war die Berichterstattung über Luise Montag häufig von Zuschreibungen geprägt, die sie in einem schlechten psychischen Zustand beschrieben und dabei damals gängige Klischees von Frauen als hysterisch oder labil verstärkten.
Luise Montag verstarb 1927 im Psychiatrischen Krankenhaus Am Steinhof und wurde am Zentralfriedhof beigesetzt. Auf ihrem Grabstein ist das abweichende Todesdatum (20. März 1927) angegeben.
Ein Teilnachlass von Luise Montag befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus (darunter eine Sammlung von Couplet- und Duetttexten). In Simmering erinnert die Luise-Montag-Gasse und der Luise-Montag-Park (nicht amtliche Bezeichnung) an die Sängerin.
Quellen
- Wienbibliothek im Rathaus: Teilnachlass Louise Montag
- Wienbibliothek Digital: Louise Montag
- Sechzigjähriges Künstlerjubiläum von Luise Montag. In: Neues Wiener Journal, 26.1.1924
- Die Volkssängerin Luise Montag irrsinnig geworden. In: Neue Freie Presse, 12.11.1925
- ANNO: Das Leichenbegängnis der Luise Montag. In: Illustrierte Kronenzeitung, Nr. 9759, 24.03.1927
- Erinnerung an Luise Montag. In: Das Kleine Blatt (Wien), 21.3.1927
- Luise Montag gestorben. In: Arbeiterzeitung, 21.3.1927
- Luise Montag gestorben. In: Der Turm, 21.03.1927
- Das Leben dichtet einen anderen Schluß. Luise Montags lustiges Lied / Ein Abend beim Gschwandtner Anno 1895. In: Kleine Kriegszeitung, 25.01.1945
Literatur
- Susanne Schedtler: Von Brett’ldiven und Gelegenheitsbuhlerinnen. Volkssängerinnen in Wien, Jahrbuch des Österreichischen Volksliedwerks Bd. 59, hg. V. Irene Egger / Stephanie Hoffmannsrichter. Wien: Mille Tre 2010, S. 80-93
- Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
- Hans Havelka: Der Wiener Zentralfriedhof. Wien: Jugend und Volk 1989, S. 104
- Kurt Dieman-Dichtl: Musik in Wien. Wien [u.a.]: Molden 1970, S. 150 f.
- Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 65
- Josef Musli: "Das „Lercherl von Hernals“. Vor 30 Jahren am 19. März 1927, starb Luise Montag – Von der Villenbesitzerin zu Bettlerin – Der Pawlatschenstar, 1957
- Josef Koller: Das Wiener Volkssängertum in alter und neuer Zeit. Wien: Gerlach & Wiedling 1931, S. 86 ff.
Luise Montag im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.