Makartatelier
Makartatelier (4, Gußhausstraße 25). Nachdem für Hans Makart nach seiner Berufung aus Rom nach Wien (März 1869) auf Anordnung Franz Josephs I. im Juli 1869 in der ehemaligen Kunsterzgießerei auf Staatskosten ein Atelier mit Wohnung eingerichtet worden war (Atelier Anton Dominik Fernkorns und ein Modellschuppen der Kunsterzgießerei samt Garten), ließ er sich 1872 für seine großformatigen Gemälde auf eigene Kosten ein neues Atelier errichten, das er mit Gobelins, kostbaren Möbeln, Teppichen, Antiken und Waffen sowie mit Palmen bühnenhaft ausstattete (127.000 Gulden). Das zweite Stockwerk des alten Ateliers diente ihm als Wohnung. Im Herbst 1872 besuchte Kaiserin Elisabeth das neue Atelier. Anlässlich der Fertigstellung des Monumentalgemäldes „Venedig huldigt Caterina Cornaro" fand am 31. März 1873 das erste der legendären Atelierfeste statt. Das Atelier war nachmittags (15-17 Uhr) für Besucher zugänglich. Es zählte zu den Fremdenverkehrsattraktionen der klassischen Ringstraßenzeit. Hier schuf der Künstler eine Anzahl seiner bedeutendsten Werke, darunter auch die Entwürfe zum großen historischen Gemälde „Einzug Karls V. in Antwerpen" (1878). Am 3. März 1875 fand ein Atelierfest für Richard und Cosima Cosima Wagner und Gottfried Semper statt. Arnold Böcklin war zu Gast und Franz Liszt spielte Klavier. Makart ließ jedoch auch uneigennützig Künstlerkollegen, wie Eduard Charlemont, Franz von Lenbach (zwischen 1873 und 1875), Emil Jakob Schindler (Winter 1873/1874), [[Leopold Carl Müller] (Sommer 1874, Winter 1874/1875), den Tiermaler Rudolf Carl Huber, Viktor Tilgner (der 1874 das Modell zu seinem Brunnen „Triton und Nymphe" für den Volksgarten schuf) und den Architekten Karl Kayser, in seinem Atelier arbeiten. Am 2. Dezember 1879 fand ein niederländisches Kostümfest statt. Makart wurde am 4./5. Oktober 1884 in seinem Atelier aufgebahrt. Das Aussehen des Ateliers ist von Rudolf von Alt im Aquarell, von Eduard und Hugo Charlemont, Julius von Berger und Theodor von Hörmann in Bildern sowie von Vinzenz Katzler in Zeichnungen überliefert. Nach Makarts Tod (1884) stand das Gebäude leer; es wurde 1916/1917 demoliert (lediglich das Wohn- und Sterbehaus Makarts blieb bestehen).
Literatur
- Emil Pirchan: Hans Makart. Wien: Bergland-Verlag 1954, S. 32 ff.
- Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S. 279
- Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II. Mitregent Kaiserin Maria Theresias, Kaiser und Landesfürst. Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung, Stift Melk, 29. März - 2. November 1980]. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1980 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, Neue Folge 95), S. 289
- Harry Kühnel [Red.]: Das Zeitalter Kaiser Franz Josephs [Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung in Grafenegg]. Band 1: Von der Revolution zur Gründerzeit 1848-1880. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1984, S. 476 ff., 480
- Harry Kühnel [Red.]: Das Zeitalter Kaiser Franz Josephs [Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung in Grafenegg]. Band 2: 1880-1916, Glanz und Elend. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1987, S. 556 f.