48° 9' 2.89" N, 16° 16' 8.98" E zur Karte im Wien Kulturgut
Erhardkirche (23., Endresstraße bei 100, Ecke Speisinger Straße; Maurer Pfarrkirche [seit 1783] „Zum heiligen Erhard").
Ursprünglicher Bau
Das spätmittelalterliche Grundherrengeschlecht der Eckartsauer begründete um 1450 die Erhardskapelle, von der sich der Wehrturm und das gotische Presbyterium (heute Seitenkapelle) erhalten haben. Der Versuch des Wiener Bischofs, Mauer 1532 zu einer selbständigen Pfarre zu erheben, scheiterte am Widerstand des Atzgersdorfer Pfarrers. Neben der (spätgotischen) Kirche „Zum heiligen Erhard" gab es noch die Burgkapelle „Zum heiligen Andreas". Am 11. November 1783 erfolgte die Pfarrerhebung, ab 1796 übte der (neue) Inhaber der Herrschaft Mauer, der Hof- und Kammerjuwelier Franz Edler von Mack, die Patronatsrechte aus. 1786 wurde der Maurer Friedhof geweiht.
Erweiterung
Eine Erweiterung und Neuausrichtung der Kirche (Weihe am 14. November 1936) nach Nord-Süd (bis dahin West-Ost) wurde 1934 bis 1936 durch Clemens Holzmeister im Zuge der Forcierung des Kirchenbaus des Dollfuß-/Schuschnigg-Regimes ausgeführt. Der 23. Bezirk war im schwarzen Wien noch nicht eingemeindet.
Der Kirchturm (unten gotisch, jedoch barock gestaltet) wurde beibehalten, die spätgotische Apsis wurde zur Seitenkapelle, ein neuer großer Saalraum Kirchenzentrum. Von der Innenausstattung des alten Gotteshauses erhielten sich der Hochaltar (Paul Troger zugeschriebenes Bild mit Darstellungen der Verehrung der Heiligen Dreifaltigkeit und des Kirchenpatrons), die beiden Bilder mit den vier Kirchenvätern und den vier Evangelisten von Franz Xaver Wagenschön (1760) und eine Pietà von Giovanni Giuliani (1710). Zu den Kirchenschätzen zählt eine Sonnenmonstranz (1707), gestiftet vom Heiligenkreuzer Abt Gerard Weixelberger, einem gebürtigen Maurer. Das linke Glasfenster des Presbyteriums zeigt den heiligen Erhard. An der Neugestaltung der Kirche waren Albert Paris Gütersloh und Rudolf Holzinger (Glasfenster und Mosaiken), Walter Ritter (Kreuz) und Leopold Schmid (Mosaiken an der Außenfront der Speisinger Straße: heiliger Leopold, heiliger Josef, heilige Maria, heilige Elisabeth) beteiligt.
Siehe auch
- Kirchenbau im schwarzen Wien
- Pfarre Mauer (Stand: 04.10.2022)
- Erzdiözese Wien - Pfarre Mauer (Stand: 04.10.2022)
Literatur
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer in vier Bänden. Bd.III/3: Wien. 19.–23. Bezirk. St. Pölten – Salzburg: Residenz 2010, S. 373 f.
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 477 f.
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Band: Wien X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Wien: Anton Schroll & Co. 1996, S. 696-698.
- Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Band 92. Wien, S. 108 f.
- Ferdinand Opll: Liesing. Geschichte des 23. Wiener Gemeindebezirkes und seiner alten Orte. Wien: Jugend & Volk 1982 (Wiener Heimatkunde, 23), S. 151 f.
- Topographie von Niederösterreich. Band 6. Wien: Verlag des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich, S. 258 ff.
- Ferdinand Opll: XXIII. Liesing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Wiener Bezirkskulturführer, 23), S. 29 f.
- Josef Roskosny: Liesing, unter Mitarbeit von Willi Grotte. Wien: Kurt Mohl 1979, S. 114
- Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017
- Helmut Weihsmann: In Wien erbaut. Lexikon der Wiener Architekten des 20. Jahrhunderts. Wien: Promedia 2005, S. 163