Melanie Ernst
Melanie "Mela" Ernst, * 4. April 1893 Czernowitz, † 8. März 1949 Wien, Bankbeamtin, Gewerkschafterin, Widerstandskämpferin.
Biografie
Melanie Ernst, als Melanie Grünberg(er) in Czernowitz geboren, war die Tochter von Nelly Grünberg(er) und Isidor Weinberger. Wann sie nach Wien übersiedelte ist derzeit nicht bekannt. Nach dem Schulbesuch arbeitete sie als Bankangestellte in Wien und war in der Gewerkschaft – etwa als Mitglied des Wiener Zentral-Arbeiterrates 1918/1919 – aktiv. 1923 trat sie der Kommunistischen Partei Österreichs bei. 1931 scheint Melanie Ernst als „verantwortliche Schriftleiterin“ in der Juli-Ausgabe der Zeitschrift „Die Arbeiterin: Organ für die Interessen der werktätigen Frauen in Österreich“ auf. Ihr Lebensgefährte war der Buchhalter Norbert Badian (1895–1971).
1933 verlor Melanie Ernst ihre Anstellung und hielt sich mit Nachhilfestunden und als Buchhalterin über Wasser. Als die Freien Gewerkschaften nach den Februarkämpfen 1934 verboten wurden, war Ernst am Aufbau illegaler Gewerkschaftsstrukturen beteiligt. Während des Austrofaschismus wurde sie deshalb mehrmals verhaftet und 1935 aufgrund des Verdachts des Hochverrats inhaftiert. Daraufhin verließ sie Österreich und emigrierte in die Schweiz. Dort arbeitete sie von Chur aus als Verbindungsfrau in der Transportorganisation der Spanienkämpfenden und half österreichischen Freiwilligen über die österreich-schweizerische Grenze sowie weiter nach Spanien zu gelangen (Deckname: Emma Bachmayer). Melanie Ernst wurde schließlich enttarnt und am 26. August 1937 in Davos auf Veranlassung der Vorarlberger Sicherheitsdirektion festgenommen. Nach ihrem Haftende schloss sie sich den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg an und arbeitete als Schreibkraft beim Sanitätsdienst (Deckname: Melitta Gruber).
Nach der Auflösung der Internationalen Brigaden am Ende des Spanischen Bürgerkrieges überschritt Melanie Ernst im September 1939 die Grenze nach Frankreich, wo sie zunächst interniert wurde. Wieder freigekommen schloss sie sich der Résistance in Frankreich an. Laut Renée Lugschitz kehrte Melanie Ernst – gemeinsam mit Lisa Gavric, Julius Günser, Frieda (Mara) Günzburg und Anna Peczenik – als französische "Fremdarbeiterin" getarnt nach Wien zurück. Nach der Enttarnung der Widerstandsgruppe wurde Ernst im Herbst 1943 festgenommen und in das KZ Ravensbrück deportiert.[1] Anderen Quellen zufolge wurde Melanie Ernst im Herbst 1943 in Frankreich festgenommen und von dort in das KZ Ravensbrück deportiert.[2] Melanie Ernst kam am 22. April 1944 im KZ Ravensbrück an. Auch dort war sie im Widerstand aktiv, etwa in leitender Funktion im internationalen Lagerkomitee. Als Französin getarnt konnte Melanie Ernst im April 1945 mithilfe eines Evakuierungstransportes des Roten Kreuzes nach Schweden entkommen. Von dort kehrte sie nach Wien zurück.
In der Nachkriegszeit arbeitete Melanie Ernst für die KPÖ, unter anderem in der Frauenarbeit. 1947 war sie eine der Mitgründerinnen und eine der drei Vorsitzenden der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück. Außerdem war sie ab 1948 Vizepräsidentin des KZ-Verbandes. Mit 56 Jahren verstarb Melanie Ernst an den Spätfolgen der KZ-Haft und wurde am Friedhof der Feuerhalle Simmering beigesetzt. Ihr ein Jahr nach dem Tod enthülltes Grabmal wurde unter anderem von dem Bildhauer Franz Pixner gestaltet.
Quellen
- ANNO: Impressum. In: Die Arbeiterin. Organ für die Interessen der werktätigen Frauen in Österreich, Juli 1931
- ANNO: Marxistische Spanien-Freiwillige an der vorarlbergisch-schweizerischen Grenze. In: Innsbrucker Nachrichten, 02.11.1937
- ANNO: Maßnahmen gegen die Valencia-Freiwilligen. In: Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 05.11.1937
- ANNO: Bundesverband. Die Ravensbrückerinnen tagten. In: Mahnruf für Freiheit und Menschenrecht, Juli 1947
- ANNO: Leichenfeier für Mela Ernst. In: Österreichische Zeitung, 12.03.1949
- ANNO: Feierliche Enthüllung des Grabmals für Mela Ernst. In: Der Neue Mahnruf, März 1950
Literatur
- Renée Lugschitz: Spanienkämpferinnen. Ausländische Frauen im Spanischen Bürgerkrieg 1936–1939. Wien: LIT 2012
- DÖW: Ernst, Melanie [Stand: 03.05.2025]
- Internationales Ravensbrück Komitee: Melanie (Mela) Ernst [Stand: 04.03.2025]
- biografiA: Ernst Melanie (Mela) [Stand: 04.03.2025]
Weblinks
- ANNO: Die Arbeiterin: Organ für die Interessen der werktätigen Frauen in Österreich
- DÖW: Badian, Norbert
Einzelnachweise
- ↑ Renée Lugschitz: Spanienkämpferinnen. Ausländische Frauen im Spanischen Bürgerkrieg 1936–1939. Wien: LIT 2012, S. 109
- ↑ Internationales Ravensbrück Komitee: Melanie (Mela) Ernst [Stand: 04.03.2025]