Lisa Gavric
Lisa Gavric, * 31. Juli 1907 Wien, † 22. April 1974 Dubna bei Moskau (Sowjetunion), KPÖ-Funktionärin, Journalistin, Modistin, Widerstandskämpferin.
Biografie
Lisa Gavric wurde als Elisabeth Bechmann 1907 in Wien geboren. Sie war das vierte und jüngste Kind einer wohlhabenden, bürgerlichen Familie, die jedoch mit dem Zusammenbruch der Monarchie nach dem Ersten Weltkrieg verarmte. Gavric absolvierte nach dem Schulbesuch eine Ausbildung zur Modistin. Über ihre Schwester Trude Bechmann kam sie in Kontakt mit kommunistischen Kreisen.
1927 übersiedelte Gavric nach Paris, wo sie den jugoslawischen Kommunisten Milan Gavric († 1982) kennenlernte. Zwei Jahre später heiratete das Paar und die Tochter Inge (1929–2003) kam im selben Jahr zur Welt. Lisa und Milan Gavric engagierten sich im kommunistischen Widerstand und stellten ihre Wohnung als Treffpunkt zur Verfügung. 1930 übersiedelte die Familie in das jugoslawische Tuzla, den Heimatort von Milan Gavric. Lisa Gavric war – wie auch ihr Ehemann – für die dortige kommunistische Partei im Untergrund tätig, etwa als Kontaktperson nach Wien, wohin sie dafür öfter reiste. Im Jänner 1933 wurden sie enttarnt und festgenommen. Während ihr Ehemann verurteilt wurde – er flüchtete und kämpfte bis 1945 als Partisan – wurde Lisa Gavric freigesprochen, musste jedoch das Land verlassen. Sie kehrte mit ihrer Tochter Anfang 1934 nach Wien zurück und setzte hier die illegale Arbeit im kommunistischen Widerstand fort. Unter anderem hielt sie Kontakt zu sozialdemokratischen Kreisen.
Als im Juli 1936 der Spanische Bürgerkrieg ausbrach, beschloss Gavric die republikanische Seite zu unterstützen. Dafür absolvierte sie in Paris eine Ausbildung zur Krankenschwester und begann im April 1937 als Mitglied der "Internationalen Brigaden" in einem Lazarett zu arbeiten. Ihre Tochter brachte sie auf Vermittlung der Roten Hilfe in einem Kinderheim in der Sowjetunion unter. Am Ende des Spanischen Bürgerkrieges flüchtete Gavric – wie viele andere Spanienkämpfer*innen – im September 1939 nach Frankreich und wurde im Lager Gurs interniert. 1941 kam sie frei und engagierte sich in der Widerstandsgruppe "travail allemand" in Paris, wo sie unter anderem mit Gerty Schindel zusammenarbeitete. 1943 kehrte sie getarnt als französische "Fremdarbeiterin" (Deckname: Marie-Louise Bèranger) nach Wien zurück und setzte ihre Widerstandstätigkeit fort.
Lisa Gavric wurde am 11. Juli 1944 von der Gestapo festgenommen und in das KZ Ravensbrück deportiert. Nachdem dort ein Hinrichtungsbefehl für Gavric, Antonie Lehr, Edith Rosenblüth und Gerty Schindel erlassen worden war, wurden sie von Mithäftlingen – etwa Maria Berner und Anna Hand – versteckt und im April 1945 als Französinnen getarnt mit einem Transport des Roten Kreuzes über Dänemark nach Schweden evakuiert ("Aktion Bernadotte"/Aktion der "Weißen Busse).
In der Nachkriegszeit kehrte Gavric nach Wien zurück und war hier für die KPÖ tätig, unter anderem in der Abteilung für Frauenarbeit. 1948 zog sie nach Belgrad, wo sie unter anderem als Chefredakteurin der Zeitschrift "Schaffende" und als Kommentatorin der deutschen Redaktion bei Radio Jugoslawien arbeitete. 1964/1965 schrieb Gavric ihre Lebenserinnerungen für ihre in der Sowjetunion lebende Tochter nieder, mit der sie wieder in Kontakt stand. Sie wurden schließlich posthum unter dem Titel "Die Straße der Wirklichkeit. Bericht eines Lebens" (1984, Verlag Neues Leben) publiziert.
Lisa Gavric verstarb während einem Besuch bei ihrer Tochter in Dubna bei Moskau.
Literatur
- Renée Lugschitz: Spanienkämpferinnen. Ausländische Frauen im Spanischen Bürgerkrieg 1936–1939. Wien: LIT 2012
- Charlotte Rombach: Lisa Gavric – Kommunistin und Widerstandskämpferin. In: Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft 4/2006, S. 19–20
- biografiA: Gavrić Lisa [Stand: 17.02.2025]
- DÖW: Gavric Elisabeth [Stand: 17.02.2025]