Maria Berner
Maria "Mitzi" Berner, * 24. Juli 1904 Wien, † 16. August 2000 Wien, Fabriksarbeiterin, Gewerkschafterin, Widerstandskämpferin.
Biografie
Maria Berner wurde in eine sozialdemokratische Arbeiterfamilie in Wien geboren. Ihre Mutter verstarb früh. Der Vater war Bahnangestellter und heiratete erneut. Nach dem Pflichtschulabschluss begann sie zunächst als Dienstmädchen zu arbeiten. Später wechselte Berner zu den Österreichischen Heilmittelwerkstätten, wo sie Betriebsrätin wurde.
Mit dem Beginn des Austrofaschismus 1934 wurden die Freien Gewerkschaften, in denen zuvor kommunistische und sozialdemokratische Gewerkschafter*innen organisiert waren, verboten und in die Illegalität verdrängt. Viele Mitglieder schlossen sich diversen Widerstandsgruppen an. Maria Berner engagierte sich im kommunistischen Widerstand – laut Eigenaussage verstand sie sich aber nicht als Kommunistin, sondern als Sozialistin – und versuchte unter anderem die gewerkschaftliche Arbeit fortzusetzen. Sie ist dazu etwa in der illegalen Roten Hilfe aktiv. In ihrem Betrieb zeigte sie auch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten offen ihre Ablehnung.
Am 22. August 1939 wurde Berner verhaftet und am 6. Jänner 1942 wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Strafe verbüßte sie in Krems und Aichach. Anstatt der Freilassung wurde sie nach Haftende Mitte August 1943 in das KZ Ravensbrück deportiert. Dort traf sie etwa auf Rosa Jochmann, die gemeinsam mit ihr in Krems inhaftiert gewesen war, und ihre Freundin Hermine Nierlich-Jursa. Berner setzte ihre Widerstandstätigkeit auch im Konzentrationslager fort. Gemeinsam mit Anna Hand und Ilse Hunger musste sie im Büro "Arbeitseinsatz" Zwangsarbeit leisten. Zu ihren Aufgaben dort zählte die Zusammenstellung der Arbeitskommandos und Transporte. Diese Funktion erlaubte den drei Frauen zum Teil andere KZ-Häftlinge durch Manipulation der Listen zu retten. So gelang es ihnen unter anderen die jüdischen Widerstandskämpferinnen Antonie Lehr, Gerty Schindel und Edith Rosenblüth durch falsche Identitäten auf einen Transport des Roten Kreuzes zu schmuggeln mit dem sie nach Schweden entkommen konnten.
Am 30. April 1945 gelang Berner mit Mali Fritz, Anna Hand und Hermine Nierlich-Jursa während des Evakuierungsmarsches die Flucht. Nach der Befreiung kam sie am 21. Juni 1945 nach Wien zurück und lebte seitdem mit Anna Hand, die sie im KZ Ravensbrück kennen gelernt hatte, zusammen. Berner kehrte zunächst an ihre alte Arbeitsstelle bei den Österreichischen Heilmittelwerkstätten zurück. Diese Position musste sie jedoch aus gesundheitlichen Gründen (Folgen der KZ-Haft) bald wieder aufgeben. Berner war daraufhin Hausfrau und nebenbei für das Frauenreferat der KPÖ tätig. 1946 adoptierten die beiden Lebensgefährtinnen Maria Berner und Anna Hand die im gleichen Jahr geborene Kriegswaise Ilse und zogen sie gemeinsam auf. Auf gesetzlicher Ebene wurde die Beziehung der beiden Frauen erst 1971 mit der Reform des Paragrafen 129Ib ("Unzucht wider die Natur mit Personen desselben Geschlechts") entkriminalisiert.
Maria Berner war Mitautorin der Broschüre "Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. Geschildert von Ravensbrücker Häftlingen" (mit Antonia Bruha, Anna Hand, Lisa Kammerstätter (Zisa Diasek), Hermine Löwenstein, Hermine Nierlich-Jursa, Anna Poskocil, Anna Schefzik, Marie Strnad, Irma Trksak und Rosa Vostarek), die 1945 erschien. 1963 wurde Berner in der DDR mit der Medaille "Kämpfer gegen Faschismus 1933 bis 1945" geehrt.
Maria Berner starb 2000 mit 96 Jahren in Wien und wurde am Zentralfriedhof in einem Grab mit ihrer Lebensgefährtin Anna Hand beigesetzt.
Quellen
- ÖsterreicherInnen im KZ Ravensbrück: Amtsbescheinigung als Opfer nach dem Opferfürsorgegesetz, 05.01.1949
- ANNO: Auszeichnung österreichischer Widerstandskämpfer. In: Der Neue Mahnruf, September 1963
Literatur
- ÖsterreicherInnen im KZ Ravensbrück: Maria Berner (Videoportrait) [Stand: 15.07.2024]
- biografiA: Berner Maria (Mizzi) [Stand: 15.07.2024]
- Peter Autengruber: Vom Reinelt-Steg zum Hirsch-Weg. Nach KommunistInnen benannte Verkehrsflächen in Wien. In: Alfred Klahr Gesellschaft Mitteilungen 1 (2020), S. 1–11
- Maria Berner: "Ja, wo nehmen wir eine Zitrone her?" In: Helga Amesberger / Brigitte Halbmayr [Hg.]: Vom Leben und Überleben – Wege nach Ravensbrück. Das Frauenkonzentrationslager in der Erinnerung. Band 2 – Lebensgeschichten. Wien: Promedia 2001, S. 20–26
- Karin Berger / Elisabeth Holzinger / Lotto Podgornik / Lisbeth N. Trallori [Hg.]: Ich geb Dir einen Mantel, daß Du ihn noch in Freiheit tragen kannst. Widerstehen im KZ. Österreichische Frauen erzählen. Wien: Promedia 1987
- Geschildert von Ravensbrücker Häftlingen: Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. Wien: Stern-Verlag 1945
Weblinks
- Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen: Mitzi Berner (1904-2000)
- DÖW: Maria Berner: Mein Akt
- ÖsterreicherInnen im KZ Ravensbrück: Maria Berner
- ÖsterreicherInnen im KZ Ravensbrück: Gewerkschafterinnen
- Arbeitsstelle Holocaustliteratur: Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück (1945)
- KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora: Arbeitsverwaltung