Irma Trksak

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Trksak, Irma
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Trksak, Irena
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  369323
GNDGemeindsame Normdatei 130276014
Wikidata Q110063936
GeburtsdatumDatum der Geburt 20. Oktober 1917
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 11. Juli 2017
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Lehrerin, Widerstandskämpferin, Zeitzeugin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) KPÖ
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Widerstandsbewegung
RessourceUrsprüngliche Ressource 
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Letzte Änderung am 20.09.2024 durch WIEN1.lanm09kka
BestattungsdatumDatum der Bestattung  21. Februar 2019
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 26, Nummer 0219
  • 20., Hartlgasse (Geburtsadresse)
  • 20., Wenzelgasse (20) 1/3 (Wohnadresse)
  • 20., Vorgartenstraße (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien (Verleihung: 8. März 2001)
  • Frau des Jahres (Verleihung: 2004)
  • Silbernes Ehrenzeichen der Republik Österreich (Verleihung: 2016, Übernahme: 2016)


Irma Trksak, * 2. Oktober 1917 Wien, † 11. Juli 2017 Wien, Lehrerin, Widerstandskämpferin, Zeitzeugin.

Biografie

Irma Trksak wurde 1917 im 20. Bezirk in eine slowakische Arbeiter*innenfamilie geboren. Ihre Eltern Stephan und Anna Trksak (geborene Miholková) kamen vor dem Ersten Weltkrieg auf Arbeitssuche nach Wien. Wie ihre drei Geschwister besuchte sie in Wien tschechische Schulen. 1936 maturierte Trksak am Komensky-Realgymnasium und besuchte anschließend die pädagogische Akademie in Prag.

Zurück in Wien unterrichtete sie ab 1937 als Lehrerin an der tschechischen Komensky-Volksschule in Wien (20., Vorgartenstraße) und an einer slowakischen Sprachschule. Ende 1939 verlor sie ihre Anstellung und begann ein Slawistik-Studium. In ihrer Freizeit war Trksak begeisterte Sportlerin und Mitglied im tschechischen Arbeiterturnverein "Delnicke Telocvicne Jednoty Wien". Dieser wurde von der austrofaschistischen Regierung verboten, existierte aber unter dem neuen Namen "Tschechoslowakischer Turnverein" weiter.

Widerstand während der NS-Zeit

Trksak wurde unter der nationalsozialistischen Herrschaft sowohl aufgrund ihrer politisch-ideologischen Einstellung als auch aufgrund ihrer tschechoslowakischen Herkunft diskriminiert. Ausgehend vom Tschechoslowakischen Turnverein schloss sie sich kurz nach der Machtübernahme in Österreich 1938 der größten tschechischen Widerstandsgruppe – von der Gestapo als "Tschechische Sektion der KPÖ" bezeichnet – an. Während die Leitung der Gruppe aus Kommunist*innen bestand, stammten die Mitglieder aus diversen linken Gruppierungen. Trksak selbst wuchs in einem sozialdemokratisch geprägten Umfeld auf. Ihre Widerstandstätigkeit bestand unter anderem aus der Herstellung und Verbreitung von Flugblättern sowie Anschlägen gegen Infrastruktur und Material von Wehrmachtseinrichtungen. Außerdem reiste sie wiederholt in die Tschechoslowakei – damals Reichsprotektorat Böhmen-Mähren – um Verbindungen zu dortigen Widerstandsgruppen herzustellen und gemeinsame Aktionen zu planen. Für kurze Zeit war Trksak als Prüferin in der NS-Zensurstelle beschäftigt und versuchte unvorsichtige Absender*innen zu warnen. Auch ihr Verlobter Ludwig Stepanik (1918–1944) war am Widerstand beteiligt.

Im Herbst 1941 wurde die Widerstandsgruppe durch den Gestapo-Spitzel „Ossi“ verraten. Trksak wurde als eine der ersten am 29. September verhaftet und ohne Gerichtsverhandlung zunächst in der Rossauer Lände in Wien als politische Gefangene inhaftiert. Am 2. Oktober 1942 erfolgt die Deportation in das KZ Ravensbrück, wo sie unter anderem in den Siemenswerken Zwangsarbeit leisten musste. Trksak war auch im Konzentrationslager Teil des Widerstandnetzwerkes und an Sabotageakten beteiligt. Zwischenzeitlich wurde sie deshalb in das zum Vernichtungslager umgebaute Uckermark strafversetzt. Vom letzten Todesmarsch, der das KZ Ravensbrück verließ, konnte sie am 29. April 1945 flüchten.

Weiterleben in der Nachkriegszeit

Neben Trksak selbst überlebten die nationalsozialistische Verfolgung ihre Eltern und in Großbritannien ihre ältere Schwester Anna. Die drei verließen nach 1945 Wien und gingen in die Tschechoslowakei zurück. Ihr Bruder Stefan (1919–unbekannt) war an der Front in Stalingrad verstorben. Trksaks zweiter Bruder Jan/Johann (1922–1944) und ihr Verlobter Ludwig Stepanik wurden ebenfalls als Widerstandskämpfer festgenommen und überlebten nicht.

Trksak blieb in Wien und trat in die Kommunistische Partei ein. Bis 1950 arbeitete sie in der tschechischen Gesandtschaft als Sekretärin des Kulturattachés, danach für eine tschechisch-kommunistische Zeitung. 1951 kam Trksaks Sohn Ludwig zur Welt, den sie alleine aufzog. 1968 trat sie enttäuscht aus der KPÖ aus. Bis zu ihrer Pensionierung 1972 war sie bei Siemens beschäftigt.

Neben ihrer beruflichen Tätigkeit engagierte sich Trksak im KZ-Verband, war Gründungsmitglied sowie von 1984 bis 2005 Sekretärin der Lagergemeinschaft Ravensbrück, Mitglied im Internationalen Ravensbrück-Komitee und aktive Zeitzeugin. 1946/1947 sagte Trksak außerdem als Zeugin bei den Hamburger Ravensbrück-Prozessen aus.

2004 erhielt Trksak den Preis der Grünen Bezirksrät*innen der Leopoldstadt "Frau des Jahres" für ihre Arbeit als Zeitzeugin. 2007 veröffentlichte Cécile Cordon die Biografie "Ich weiß, was ich wert bin. Eine Frau im Widerstand: Irma Trskak", die unter anderem auf Gesprächen mit Trksak beruht. Im gleichen Jahr feierte der Kurzfilm "Irmas Zeit" von Alenka Maly und Roland Freinschlag Premiere, der Trksak auf einer Zeitzeuginnenreise durch Oberösterreich begleitet. 2016 wurde ihr das Silberne Ehrenzeichen der Republik Österreich verliehen. Aus gesundheitlichen Gründen übernahm dieses stellvertretend ihr Sohn. Trksak starb ein Jahr später – 2017 – mit 99 Jahren in Wien.

Quellen

Literatur


Irma Trksak im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks