Edith Rosenblüth

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person

Edith Rosenblüth, * 15. Dezember 1919 Pforzheim (Deutschland), † 1974 Wien, Arbeiterin, Verkäuferin, Widerstandskämpferin.

Biografie

Edith Rosenblüth wurde im deutschen Pforzheim als erstes Kind von Sophie, geborene Hermann (* 1887), und Salomon Rosenblüth (* 1878) geboren. 1921 kam Ediths Bruder Leopold Wolf zur Welt († 1999). Die Eltern betrieben ein Tabakgeschäft. Edith Rosenblüth besuchte das Hilda-Gymnasium und verbrachte nach dem Schulbesuch ein Jahr in der französischsprachigen Schweiz. Anschließend arbeitete sie in Pforzheim als Verkäuferin in einem Schmuckgeschäft und war im Chor der Synagoge aktiv.

Gemeinsam mit ihren Eltern, fast 200 anderen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Pforzheim sowie vielen weiteren Jüd*innen aus Baden, dem Saarland und der Pfalz wurde sie am 22. Oktober 1940 nach Südfrankreich verschleppt und im Lager Gurs festgesetzt. 1942 konnte Edith Rosenblüth zunächst dem Lager entkommen, indem sie in einem von der ökumenischen Organisation "Amitié Chrétienne" betriebenen Jugendheim für Jüd*innen in Lastic-Rosans unterkam. Nach einer Festnahme wurde sie jedoch erneut interniert (Lager Les Milles bei Aix-en-Provence). Als ihr dort 1942 die Deportationen in ein Konzentrationslager drohte, konnte Rosenblüth mithilfe der französischen Résistance aus dem Lager flüchten und schloss sich daraufhin der Widerstandsgruppe "travail allemand" in Lyon an. Teil ihrer Aktivität war die Herstellung und Verteilung von illegalen Flugblättern, die Wehrmachtsangehörige zur Desertation aufriefen. Nach einer erneuten Festnahme und Flucht kam Rosenblüth getarnt als französische "Fremdarbeiterin" 1943 unter dem Decknamen Solange Noel Fournier nach Wien und war hier in kommunistischen Widerstandsnetzwerken aktiv. Sie war bei der Glühlampenfabrik Watt AG (20., Dresdner Straße 50) beschäftigt.

Am 4. Juli 1944 wurde Edith Rosenblüth im Rahmen der "Aktion gegen die Neue Wiener Leitung der KPÖ" von der Gestapo festgenommen, inhaftiert und schließlich in das KZ Auschwitz deportiert. Ende 1944 wurde Rosenblüth in das KZ Ravensbrück weiterverlegt. Nachdem ein Hinrichtungsbefehl für Rosenblüth, Lisa Gavric, Antonie Lehr und Gerty Schindel erlassen worden war, wurden sie von Mithäftlingen – etwa Maria Berner und Anna Hand – versteckt und im April als Französinnen getarnt mit einem Transport des Roten Kreuzes über Dänemark nach Schweden evakuiert ("Aktion Bernadotte"/Aktion der "Weißen Busse").

Aufgrund ihrer Tarnung als Französin reiste Rosenblüth nach Kriegsende zunächst nach Paris und ließ sich schließlich in Wien nieder. Hier heiratete sie Ernst Wexberg (1915–1992), mit dem sie zwei Söhne bekam. Edith Rosenblüth, verheiratete Wexberg, arbeitete in der Nachkriegszeit als Fremdsprachenkorrespondentin und engagierte sich in der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück. Sie beantragte 1950 eine finanzielle Entschädigung für ihre Verfolgung und KZ-Haft. Während Rosenblüths Bruder bereits 1935 aus Deutschland flüchtete und in Schweden überlebte, wurden ihre Eltern am 12. August 1942 in das KZ Auschwitz deportiert und überlebten den Holocaust nicht.

Edith Rosenblüth verstarb mit 55 Jahren in Wien und wurde am Friedhof der Feuerhalle Simmering beigesetzt.

Quellen

Literatur

Weblinks