Melkerhofkapelle
48° 12' 45.28" N, 16° 21' 48.99" E zur Karte im Wien Kulturgut
Melkerhofkapelle (1., im Melker Hof, sechste Stiege, erster Stock).
1510 wurde in dem von diesem Zeitpunkt an Melker Hof genannten Gebäude des Stifts Melk in der Schottengasse eine Kapelle "Zu den heiligen Leopold und Koloman" errichtet. Koloman war ein irischer Prinz, der auf dem Weg ins Heilige Land nahe Stockerau von der Bevölkerung für einen Spion gehalten und grausam getötet worden war. Seine Gebeine befinden sich in der Melker Abteikirche. Obwohl die Kapelle bereits am Himmelfahrtstag des Jahres 1510 fertiggestellt war, konnte sie erst 1514 durch Bischof Georg Slatkonia geweiht werden, da der Wiener Bischofssitz vier Jahre lang nicht besetzt war.
Als in den Jahren 1769 bis 1774 der heutige Melker Hof errichtet wurde, ersetzte man die alte Kapelle durch ein neues Sacellum ("einem Gott gehöriger, heiliger Ort; Lateinisch: sacer "heilig") im Bereich der Prälatur (in ausklingendem Rokokostil). Die Kapelle wurde am 5. September 1773 durch Fürsterzbischof Christoph Anton Migazzi "Mariä Himmelfahrt" geweiht.
Sie ist eine der größten Privatkapellen Österreichs. Durch hohe Fenster, die an der Seite des Mölker Steiges liegen, fällt sehr viel Licht in die Kapelle. Das Hochaltarbild ("Mariä Himmelfahrt") schuf 1773 Martin Johann Schmidt ("Kremser-Schmidt"), ebenso die beiden Seitenaltarbilder (links "Sterbender heiliger Benedikt", rechts "Martyrium des heiligen Koloman"). Das Deckenfresko der Kapelle ("Glorie der Himmelskönigin") stammt von Johann Wenzel Bergl. Das Holzkreuz über dem Tabernakel ist eine Kopie des berühmten Melkerkreuzes (1363), einer Stiftung Rudolfs IV.. Die Schöpfer der beiden Medaillions "Ecce homo" und "Mater dolorosa" sind nicht bekannt. An der linken Wand neben dem Hochaltar war ein Kruzifix angebracht, das aus dem 12. Jahrhundert stammt und ursprünglich in der Ruprechtskirche hing. Über den Besitz des Bürgermeisters Josef Anton Bellesini kam es in die Melkerhofkapelle. Es befindet sich heute im Stift Melk.
In der unter der Empore untergebrachten Sakristei befindet sich ein Holzaltar aus dem 17. Jahrhundert mit reichem architektonischen und plastischen Schmuck. Dessen Altarbild ("Gottesmutter mit dem Leichnam Christi") stammt von Karl Kollonitsch.
Quelle
Literatur
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989. S. 89 f.
- Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien 1993. S. 155
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 1. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 49 und 55
- Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970. S. 94